Wer von Euch hat schon einmal ein Haus gebaut?
Mit diesem einleitenden Impuls wurden die 37 Schüler.innen und ihre 4 Begleitlehrer im Lycée du Nord in Wiltz eingestimmt auf einen Tag voller Erkenntnisse und Erfahrungen rund um die Professionen Bauingenieur, Haustechnikingenieur und Architektur.
Bei der morgendlichen Umfrage vor den Workshops des Projektes, wie sie sich den Berufsalltag vorstellen, dominierte der Begriff „Stressig“klar die Aussagen der teilnehmenden Schüler.innen. „Kreativität“lässt sich auch aus einigen Erwartungen zu dem Beruf herauslesen. Im Großen und Ganzen sind die Erwartungen, die die Schüler.innen an die Berufe haben, jedoch morgens vor Beginn noch recht verhalten.
Wer schonmal ein Haus gebaut habe? Als Schüler.in doch (noch) nicht, oder? Erst mit dem Zeigen der LEGO-Packung eines Hauses gehen die Finger der Schüler.innen nach oben. Natürlich hatten ALLE Anwesenden schon Häuser gebaut…. und dabei festgestellt, wie sinnvoll und wichtig die gut durchdachte Baubeschreibung, das Resultat der Planung, ist. Stetes Ziel der Planung ist, wie auch bei der beruflichen Ausführung im Masstab 1:1, ein gut funktionierender Bauablauf (für die Umsetzenden) sowie für die späteren Nutzer ein schönes und funktionales Raumkonzept.
Welche Bereiche die Planung von Gebäuden oder Brücken betrifft, wurde den Schüler.innen in den Workshops zu „Bauingenieurwesen (Statik)“, Architektur und Haustechnik/Bauphysik vor Augen geführt. Diese Workshop
Zusammenstellung mit dem Namen „Een Dag als Architekt.in an Ingenieur. in“wurde 2023 seitens der OAI (ordre des architectes et des ingenieures conseils) ausgearbeitet mit dem Ziel, mehr Jugendliche von ihren Professionen zu begeistern. Zwei Mal im Jahr bietet nun der OAI schulübergreifend dieses ganztägige Projekt für bis zu 90 interessierte Schüler.innen an. Los ging es dabei am 30.01.2024 im Lycée du Nord in Wiltz mit 37 Schüler. innen.
Im ersten Workshop zur Statik, der von Patrick Nosbusch moderiert wurde, erfuhren die Schüler.innen zunächst, dass Brücke nicht gleich Brücke ist und was die Tragfähigkeit in den unterschiedlichen Einsatzbereichen ausmacht. Anschließend wetteiferten 6 Schülergruppen darum, möglichst leichte, aber tragfähige Brücken aus Papier zu entwerfen und umzusetzen. Die begleitenden Lehrer, angefacht durch den Enthusiasmus ihrer Schüler. innen, stellten sich ebenfalls der Aufgabe und machten sich auch an die Arbeit. Es wurde Papier gerollt, geschnitten und geklebt. Mittels Kofferwaage wurde das Eigengewicht der 30cm „überbrückenden“Bauwerke sowie deren Traglast ins Verhältnis gesetzt. Letztendlich ergaben sich einige Erkenntnisse aus den Arbeiten: Papier, richtig verarbeitet, trägt einiges und manche Brückenentwürfe funktionieren besser, indem sie umgedreht werden…
Der zweite Workshop, der durch die Architektin Corinne Stephany durchgeführt wurde, widmete sich der Planung und dem Bau einer Studentenwohnung (maßstäblich als Modellbau) pro Schülergruppe. Nach einer kurzen Einweisung bezüglich der Aufgabe und einigen Tipps zum Verwenden von Cuttern uns Schneidematte wurden Entwürfe diskutiert, Pappen geschnitten und 3-dimensionale Modelle erbaut. Alle Finger blieben heil! Die in Modellen umgesetzten Entwürfe reichten von wahren Designer-Wohnungen bis hin zu Platzsparvarianten mittels Hochbett-Schreibtisch-Kombination. Jede Gruppe der Jungplaner. innen präsentierte ihre Idee und Umsetzung. Die angefertigten Gruppenarbeiten ließen sich am
Ende zusammensetzten und so schmolzen die individuellen Entwürfe quasi final zu einem Studentenwohnheim-Modell zusammen.
Nach der Mittagspause zeigte Gilles Christnach im dritten Workshop zum Thema Haustechnik und Bauphysik, dass Physik etwas richtig Interessantes sein kann… Mittels Thermographikamera wurden Wärmebrücken in der umgebenden Gebäudestruktur aufgedeckt, mittels Magischer Knete die unterschiedlichen Zustände von Materialien erörtert, mittels Spieluhren und eines Damenschuhs die Möglichkeiten einer Schalldämmung getestet. Als Anschauungsobjekt dafür, wie viel frische Luft pro Person stündlich zum Atmen benötigt wird, diente ein Riesiger Luftballon und eine Reihung verschiedener „weisser“Leuchtmittel verdeutlichte, was Licht mit unserer Wahrnehmung, z.B. an der Frischetheke von Supermärkten macht. Alles in allem ergaben sich aus diesem sehr informativen Workshop viele neue Erkenntnisse und Überraschung. Die größte Überraschung für so mansche.n Teilnehmer.in war wohl: das Beschäftigen mit Haustechnik und Physik kann richtig Spaß machen!
Am Ende dieses Projekttages, als die Schüler.innen um 15 Uhr den Heimweg antraten, gaben die Schüler.innen ihr Resümee des Tages ab: Das morgens noch geäußerte „stressig“hatte sich in die Bewertungen „sehr interessant und spannend“gewandelt. – Daraus ergab sich, der Workshop hatte sein Ziel erreicht und der OAI freut sich, eventuell Nachwuchs im Bereich der planenden Freien Berufe motiviert zu haben!
In diesem Sinne findet der nächste Workshoptag „Een Dag als Architekt.in an Ingenieur.in“am 20.Februar 2024 im Süden des Landes, dieses Mal im und mit Unterstützung des Lycée Nic-Biever in Dudelange, statt. Hier werden bis zu 80 Schüler.innen zur Meinungsumbildung erwartet.