Hana Sofia Lopes zeigt vielfältige Facetten Über Nacht zum Star
Die luxemburgisch-portugiesische Schauspielerin wurde durch eine Telenovela berühmt. Heute steht sie sowohl auf Theaterbühnen als auch vor der Kamera
Zuletzt konnte man sie live in Frank Hoffmanns ulkigem „Café Terminus“auf der Bühne des TNL erleben. Am 5. März, in der Regie von Henri Pardo, ist die luxemburgisch-portugiesische Schauspielerin nun im Rahmen des diesjährigen LuxFilmFest mit „Kanaval“– eine Luxemburger Koproduktion, die auf dem Toronto International Film Festival zwei Preise gewann – auf der großen Leinwand zu sehen.
Hana Sofia Lopes hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie wandelbar und vielfältig einsetzbar ist – und das nicht nur, weil sie sieben Sprachen beherrscht. Vielmehr weiß sich die 33-Jährige gekonnt in die unterschiedlichsten Figuren hineinzuversetzen und sie bis ins kleinste Detail zu erforschen. „Ich mag es, tiefgründigere Rollen zu spielen. Einfach, weil ich dann auch versuchen möchte, diese Figuren und deren Persönlichkeit zu verstehen“, erklärt die Schauspielerin im Interview mit dem „Luxemburger Wort“. Für ihre Rolle als Prostituierte in der zweiten Staffel der
Luxemburger Krimiserie „Capitani“hat sie etwa intensive Recherchearbeiten betrieben, indem sie mehrfach das „DropIn“, eine Anlaufstelle für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Bonneweg, besucht und dort mit den Menschen vor Ort gesprochen hat.
Seit Abschluss ihres Studiums an der staatlichen Schauspielschule in Lissabon – samt Erasmus in Madrid und einem Jahr am Pariser Konservatorium – war Hana Sofia Lopes sowohl vor der Kamera („Bad Banks“, „Toy Gun“, „Dreamland“) als auch auf der Theaterbühne („Hedda Gabler“, „The Crucible“, „Medea“) äußerst aktiv. Allein zwischen 2020 und 2023 war sie an acht Theaterproduktionen, die zum Teil auch auf Tournee gingen, beteiligt. Doch wie kam sie überhaupt zur Schauspielerei?
Fokussiert durch die Jugendjahre
„Alles hat damit angefangen, als ich 15 Jahre alt und im Athénée in der Schule war. Die meisten meiner Mitschüler haben nach dem Unterricht noch das Konservatorium besucht oder Tanzstunden genommen. Viele hatten ein artistisches Hobby – nur ich nicht. Dabei hatte ich eigentlich immer das Bedürfnis, etwas Künstlerisches zu machen und wollte diese Seite in mir auch weiterentwickeln“, erzählt Hana Sofia Lopes. Und so kam es dann, dass sie Schauspielstunden bei Marja-Leena Junker nahm und damit eine ganz neue Leidenschaft in ihr entflammte. Auch an Wochenenden hat die Jugendliche stets das Theater oder die Cinémathèque besucht. „Ich hatte kein Interesse mehr daran, mit Freunden feiern zu gehen. Die Schauspielerei war mein einziger Fokus und der Schauspielunterricht mein Highlight der Woche.“
In Erinnerungen schwelgend lacht Hana Sofia Lopes: „Ich erinnere mich an eine Woche, in der mich eine starke Grippe erwischt hatte und ich deswegen nicht in die Schule gehen konnte. Doch meinen Schauspielunterricht wollte ich auf keinen Fall verpassen – bis mein Vater mich kurz vor dem Verlassen des Hauses erwischt und dann wieder ins Bett geschickt hat.“
Knapp zwei Monate nach Abschluss ihrer Schauspielausbildung ergatterte Hana Sofia Lopes in Lissabon gleich einen Zweijahresvertrag für zwei portugiesische Telenovelas. „Meinen ersten Job bekam ich mit 25 Jahren – und das vor Millionen Fernsehzuschauern jeden Abend. Heute frage ich mich manchmal, wie ich das damals geschafft habe. Der Druck beim Dreh solcher Soaps ist schon enorm. An jedem Arbeitstag hatte ich in etwa 20 Szenen zu drehen. Jede Szene hat zwei bis drei Seiten Text. Das sind rund 60 Seiten Text pro Tag.“
An der Seite von Rita Blanco und Miguel Guilherme wurde sie durch „Coração d’Ouro“bekannt und in Portugal über Nacht zum Star. Ihr Leben änderte sich auf einen Schlag: „Die Leute kommen plötzlich auf dich zu und sprechen dich an. Die Frau in der Apotheke um die Ecke hat mich plötzlich anders angeschaut und im Supermarkt hat man mich an der Kasse vorgelassen. Es war verrückt.“
Dennoch traf Hana Sofia Lopes mit 27 Jahren ganz bewusst die Entscheidung, nach Luxemburg zurückzukehren. „Ich hätte zehn Jahre lang so weitermachen können. Aber ich komme ursprünglich aus der Theaterbranche, mein Traum war es immer, Theater, Film oder Serien zu machen. Das ist ein anderes System als eine Soap. Soaps sind reines Entertainment“, betont die Schauspielerin.
Nach mehreren Auftritten, unter anderem im Großen Theater der Stadt Luxemburg, erhielt die Schauspielerin 2021 die Möglichkeit in Paris in einem Stück von Michel Didym mitzuspielen. Durch „Habiter le temps“knüpfte sie nicht nur Kontakt mit Maïwenn Le Besco, Regisseurin des Historiendramas „Jeanne du Barry“mit Johnny Depp. Vielmehr beschreibt sie die Proben für das Stück als eine der härtesten, lehrreichsten und gleichzeitig aufregendsten Erfahrungen ihrer bisherigen Karriere. „Manchmal tut es gut, ins kalte Wasser geworfen zu werden. Dieser Druck bringt mich auch dazu, meine eigenen Grenzen zu überwinden: ,You overcome yourself.‘“
#Metoo und als Frau in der Kulturbranche
Allerdings wurde ein Teil der Tournee von „Habiter le temps“abgesagt, da gegen Michel Didyme eine Klage wegen Vergewaltigung vorlag. Ob die luxemburgischportugiesische Schauspielerin selbst schon mal Übergriffigkeit oder Diskriminierung in der Theater- oder Filmbranche erlebt hat? „Hier in Luxemburg war ich noch nie einer solchen Situation“, so Hana Sofia Lopes. Allerdings habe sie bei einer ihrer Produktionen schon mal mitbekommen, dass der Regisseur seine Assistentin ständig gedemütigt habe.
„Das Ganze ist ein sehr delikates Thema. Nicht jeder traut sich, etwas zu sagen, wenn jemand übergriffig wurde und seine Machtposition ausgenutzt hat oder man nicht korrekt behandelt wurde. Wir sind alle Freischaffende und dadurch auf Projekte angewiesen. Das macht uns zu einem gewissen Grade vulnerabel, da man sich fragt, was die Konsequenzen sein könnten, wenn man damit an die Öffentlichkeit geht. Trotzdem rate ich sowohl Frauen als auch Männern, sobald auch nur ein deplatzierter Kommentar fällt, wenn möglich sofort Stopp zu sagen und die andere Person zurechtzuweisen.“
Dabei macht die Schauspielerin ganz klar deutlich, dass man es als Frau – sei es nun hierzulande oder im Ausland – in der Theater- und Filmbranche nicht immer leicht hat: „Es ist schon hart. Man muss lernen, sich durchzusetzen.“Das scheint die 33-Jährige zu eindeutig können. Und wie auch ihre bisherigen Rollen in den unterschiedlichsten Genres, Bereichen und Ländern beweisen: Hana Sofia Lopes lässt sich nicht in eine Schublade stecken.