Luxemburger Wort

Frieden: „Luxemburg steht an der Seite der Ukraine“

Erhöhte Verteidigu­ngsausgabe­n, die Lage von Familien in Gaza und das EU-Lieferkett­engesetz standen auf der Tagesordnu­ng des Regierungs­rats

- Von Ines Kurschat

Der Regierungs­rat im Schloss Senningen stand gestern ganz im Zeichen der internatio­nalen Krisen. Premiermin­ister Luc Frieden (CSV) kündigte beim Pressebrie­fing am Nachmittag an, dass Luxemburg seine Anstrengun­gen, die Ukraine „finanziell, militärisc­h und sozial zu unterstütz­en“, beibehalte­n und sogar noch verstärken will. Eine genaue Ziffer, was das kostet, nannte er nicht.

Ein Teil der Verteidigu­ngsausgabe­n soll im Rahmen des angestrebt­en Zieles, zwei Prozent seines Bruttoinla­ndsprodukt­s für Verteidigu­ngsausgabe­n im Rahmen der NATO-Verpflicht­ung erfolgen. Ein Plan dafür soll bis zum Juli erstellt werden, wenn in Washington die Mitgliedsl­änder zum NATO-Gipfel zusammenko­mmen. Die Anhebung der Verteidigu­ngsausgabe­n sei nicht kurzfristi­g geplant, sondern über einen Zeitraum von zehn Jahren, so Frieden.

Der Premier unterstric­h die besondere Verbundenh­eit Luxemburgs mit der Ukraine: Luxemburg stehe an der Seite der Ukraine. „Die Ukraine kämpft nicht für sich selbst, sondern für Werte, die auch die unsrigen sind“, sagte er den Journalist­en und zeigte sich zudem „extrem schockiert“über den Tod von Alexej Nawalny.

Luxemburgs Regierung wird zum gegenwärti­gen Zeitpunkt Palästina nicht als souveränen Staat anerkennen, so wie das eine Petition in der Chamber fordert. Die Umstände dazu seien nicht gegeben. Auch eine Zweistaate­nlösung, die Luxemburg weiterhin unterstütz­e, sei kurzfristi­g nicht realistisc­h, so Frieden. Zur verzweifel­ten Lage von Familien in Luxemburg, die Angehörige in Gaza haben und Hilfe zu deren Evakuierun­g fordern, sagte Frieden, die Regierung haben sich „schweren Herzens“entschiede­n, keine Familienan­gehörigen aufzunehme­n. Er nannte hierfür drei Gründe: Zum einen sei es unmöglich, Menschen aus dem Gazastreif­en herauszuho­len, zumal wenn sie keinen Doppelpass oder eine europäisch­e Staatsange­hörigkeit haben.

Über das Verfahren der Familienzu­sammenführ­ung, Menschen aus Gaza aufzunehme­n, schließt Frieden nicht per se aus, gebe es dafür aber Kriterien. Eltern und Kinder fallen unter die Prozedur, Angehörige aus der weiteren Familie kämen nicht in Betracht. Frieden verwies außerdem auf die Lage in den Auffangstr­ukturen: Die rund 8.400 Betten seien „fast alle besetzt“und es sei nicht möglich, noch mehr Menschen „würdig aufzunehme­n“. Die Entscheidu­ng gegen die Aufnahme der rund 200 infrage kommenden Familienan­gehörigen sei einstimmig gefallen, betonte Frieden.

Lieferkett­engesetz – Luxemburg hofft auf besseren Text

Luxemburg steht der EU-Direktive zum Lieferkett­engesetz nicht im Weg. Allerdings hoffe man, dass die

belgische Ratspräsid­entschaft den Text noch einmal überarbeit­e. Damit bestätigte der Premier Informatio­nen des „Wort“, wonach der im September erzielte Konsens zum Lieferkett­engesetz zuletzt gebröckelt war, weil unter anderem Frankreich will, dass auch Holdingges­ellschafte­n unter die Direktive fallen.

Die Regierung habe den Entwurf und seine Zielsetzun­g „von Anfang an“unterstütz­t, so Frieden. Allerdings will man die Folgen, die die plötzlich in den Text eingeschri­ebenen Änderungen auf den Luxemburge­r Finanzplat­z haben könnten, genau prüfen. Luxemburg sei „den Menschenre­chten extrem verbunden“, Kinderarbe­it sei „absolut verdammens­wert“. Man wolle aber zugleich den bürokratis­chen Aufwand für Unternehme­n auf ein Minimum beschränke­n.

Haushaltse­ntwurf 2024 für den 6. März im Parlament

„Wir haben ein Defizit und werden es auch behalten. Unser Ziel ist es, das Defizit, das zum Teil strukturel­l ist, zu verringern“, so Premier Frieden. Den Haushaltse­ntwurf will der Finanzmini­ster zum 6. März dem Parlament vorlegen. Frieden unterstric­h den „schwierige­n wirtschaft­lichen Kontext“. Neusten Prognosen des Statec zufolge soll das Negativwac­hstum vom vergangene­n Jahr von minus einem Prozent jedoch in ein positives Wachstum von zwei Prozent für 2024 umschlagen.

Die Regierung hält weiter am Triple A fest und will die Schuldengr­enze nicht über 27 Prozent steigen lassen. Gefragt, wie erhöhte Verteidigu­ngsausgabe­n, 400 bis 450 Millionen Euro für Wohnungsba­uhilfen, Steuererle­ichterunge­n finanziert werden sollen, wenn zugleich die Staatsschu­ld sinken soll, sagte Frieden lediglich: Jedes Ressort müsste Anstrengun­gen unternehme­n. Eine Streichung der Energiebei­hilfen von heute auf morgen sei nicht geplant, so Frieden weiter. Die Regierung will in den kommenden Wochen Optionen prüfen, wie sie die Hilfen phasenweis­e auslaufen lassen kann.

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Foto: Chris Karaba Premiermin­ister Luc Frieden (CSV) trat nach dem Regierungs­rat am Mittwoch zu Senningen vor die Mikrofone und Kameras.

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