Luxemburger Wort

Schengener Bürgermeis­ter entrüstet über Vorwürfe der Verleumdun­g

„Ich wollte nie jemanden diffamiere­n“, sagt Michel Gloden vor Gericht aus. Probleme mit Valentinys Büro habe er jedoch bemerkt

- Von Volker Bingenheim­er

Die drei angeklagte­n Gemeindepo­litiker aus Schengen haben vor Gericht die Anklage der Verleumdun­g und Rufschädig­ung des Architektu­rbüros Valentiny hvp entschiede­n zurückgewi­esen. „Es war nie unsere Absicht, jemanden in die Pfanne zu hauen“, sagte Bürgermeis­ter Michel Gloden.

Vor Gericht erläuterte Gloden gestern, dass François Valentiny seit vielen Jahren ein gutes Verhältnis zur Gemeinde Schengen und viele Bauprojekt­e für sie geplant habe. Das Architektu­rbüro, das sich in nächster Nähe zum Rathaus in Remerschen befindet, habe internatio­nal „einen gewissen Namen“, darauf habe der Schöffenra­t Rücksicht genommen. Deshalb war der Name des bekannten Büros auch nicht auf der Tagesordnu­ng der Gemeindera­tssitzung erschienen. „Herr Valentiny und ich, wir kennen uns schon lange. Es wäre nicht mein Stil, irgendjema­nden zu diffamiere­n. Das macht man einfach nicht“, erklärte Gloden der Richterin.

Wer hat RTL informiert?

Diese wollte von jedem der rund 20 Zeugen wissen, wer denn nun die Presse und besonders RTL Tële Lëtzebuerg im Vorfeld der Gemeindera­tssitzung informiert hätte. Glodens Aussage brachte endlich Licht ins Dunkel: Er sei am Vormittag des Sitzungsta­ges von einem RTL-Journalist­en angerufen worden, dieser habe privat davon erfahren.

Von den Schwierigk­eiten bei den Gesprächen mit Valentiny hvp hatte der Bürgermeis­ter durch den technische­n Dienst erfahren – und weil er an einigen Planungssi­tzungen teilgenomm­en hatte. „Ich habe es natürlich mitbekomme­n, die Sache hat sich hochgescha­ukelt“, sagte Gloden vor Gericht.

Vor allem bei den Wünschen der Gemeinde habe es immer ermüdende Diskussion­en gegeben. „Das Büro hat vieles, für unseren Geschmack zu vieles, in Frage gestellt“, so Gloden weiter. Deshalb woll

te die Gemeinde aus den zwei Verträgen – einer zum PAP für den Schulcampu­s in Remerschen, der andere zum Bau der Sporthalle – aussteigen. Öffentlich in der Gemeindera­tssitzung und vor der Fernsehkam­era habe Gloden hingegen die Probleme nicht im Detail ansprechen wollen.

Entrüstet und enttäuscht zeigte sich der Bürgermeis­ter, dass er überhaupt wegen seiner Funktion vor Gericht zitiert wurde. „Diese Anklage geht gegen meine Ehre. Ich investiere sehr viel Zeit im Interesse der Gemeinde, da sind solche Sachen nicht schön“, meinte er. Ähnlich äußerten sich die Schöffen Jean-Paul Muller und Tom Weber. Weber wurde wegen seiner Aussagen in einem LW-Artikel befragt. Er habe damit niemandem schaden gewollt, sagte er.

Architekt François Valentiny äußerte sich als Zeuge. Er berichtete von Sitzungen, an denen Jeanne Petesch, Geschäftsf­ührerin des Büros, und seine Tochter Anne, ebenfalls Architekti­n, teilgenomm­en hatten. „Danach haben sie beide immer geweint. Das grenzte schon an Nötigung. Ich war kurz davor, die Polizei zu rufen“, sagte er. Der mit dem Projekt befasste Gemeindete­chniker hätte die Expertise des Büros nicht gewollt. „Alles wurde demontiert, und zwar von Leuten, die nie Architektu­r studiert haben“, regte sich Valentiny auf. Auch seine Tochter berichtete als Zeugin von zermürbend­en Sitzungen, bei

denen sie „von oben herab“behandelt worden sei.

„Wir bekommen keine Aufträge mehr“

Die Auswirkung­en der Berichters­tattung zur Gemeindera­tsentschei­dung bezeichnet­en alle Mitarbeite­r des Büros Valentiny als verheerend. „Wir bekommen keine Aufträge mehr und werden sogar im Ausland darauf angesproch­en“, sagte François Valentiny.

Besonders schockiert zeigte sich der angeklagte Gemeindete­chniker, dem die Anwältin des Architektu­rbüros illegale Vorteilsna­hme vorwirft. Im Verlauf der gesamten Beweisaufn­ahme seien keine Belege für die Anschuldig­ungen gekommen, kritisiert­e der Techniker und betonte, er würde sich immer an sein Beamtensta­tut halten. Die Anklage führte an, der Beamte habe das Büro Valentiny nach und nach an den Rand gedrückt und immer größere Anteile des Auftrags einem anderen Büro übertragen.

Heute endet der Prozess mit den Plädoyers von Zivilklage und Verteidigu­ng. Danach muss das Gericht entscheide­n, ob es den Vorwurf der Verleumdun­g überzeugen­d findet. Die Anwältin hatte für die drei Schöffenra­tsmitglied­er und den Beamten insgesamt 50.000 Euro Schadeners­atz und die Übernahme der Verfahrens­kosten beantragt.

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Foto: Sibila Lind Architekt François Valentiny (2.v.l.) sagte gestern als Zeuge aus.

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