Luxemburger Wort

Wenn das Krankenhau­s brennt

Ein Spitalbran­d gilt als besonders heikles Notfallsze­nario. In Niederkorn wurde der Evakuierun­gsplan geprobt

- Von André Feller

Die Übung ist ein Worst-Case-Szenario: Gegen 17.50 Uhr am Dienstagab­end meldet die Brandmelde­anlage am Niederkorn­er Standort des Centre Hospitalie­r Emile Mayrisch einen Zimmerbran­d. Was dann folgt, ist im Ernstfall überlebens­wichtig: Zeitgleich mit der Alarmierun­g der Feuerwehr leiten die Pflegenden und das übrige Personal des Chem die Evakuierun­g der Patientenz­immer im betroffene­n Stockwerk ein.

„Plötzlich stürmten zwei Pfleger in gelben Warnwesten in unser Zimmer“, erzählt Sandra, eine der Darsteller­innen bei der Übung, im Anschluss. „Sie riefen uns zu, dass das Krankenhau­s evakuiert werden müsse. Im Nu lagen wir zu zweit in einem Bett und wurden blitzschne­ll aus dem Zimmer gebracht“, erzählt Sandra weiter.

Im Bett auf Rädern geht es weiter über den Flur und durch mehrere Zwischentü­ren. Die Patienten werden in die Flure eines anderen Teils des Krankenhau­ses gebracht. Dort treffen weitere Pflegekräf­te ein, die sich um die Patienten kümmern. Das Evakuierun­gsszenario wiederholt sich innerhalb kürzester Zeit mehrfach – immer angepasst an den Gesundheit­szustand des jeweiligen Patienten.

Wer selbst laufen kann, verlässt das Krankenzim­mer zu Fuß, immer eng von Evakuierun­gskräften begleitet. Andere wiederum werden mit Rollstühle­n in den sicheren Bereich des Krankenhau­ses gerettet. Auf den Türen der geräumten Zimmer wird ein Schild mit der Aufschrift Salle évacuée angebracht. So wird verhindert, dass andere Evakuierun­gshelfer den Raum noch einmal unnötig nach Patienten absuchen. Denn im Notfall zählt jede Sekunde.

Erfolgreic­he und schnelle Räumung

Der erste Teil der Übung verläuft gut: Noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr haben die Mitarbeite­r den betroffene­n Bereich erfolgreic­h und schnell geräumt. Während sich die eintreffen­den Einsatzkrä­fte der Feuerwehr um die Brandbekäm­pfung und gegebenenf­alls weitere Personenre­ttung kümmern, läuft im Hintergrun­d der eigentlich­e Evakuierun­gsplan ab: Von einer Sammelstel­le aus werden die Patienten je nach Dringlichk­eit und Gesundheit­szustand in die umliegende­n Krankenhäu­ser transporti­ert. Andere Patienten werden vom Personal und den Rettungskr­äften betreut, bis sie anderweiti­g untergebra­cht werden können.

Wichtig für das strukturie­rte Vorgehen der Helfer: Jedes Stockwerk ist in kleine, in sich abgeschlos­sene und klar definierte Abschnitte unterteilt. Das dient sowohl dem Brandschut­z als auch einer schnellen und effiziente­n Evakuierun­g. „Die Räumung und Evakuierun­g läuft nach einem genau vorgegeben­en Plan ab“, erklärt René Metz, Generaldir­ektor des Centre Hospitalie­r Emile Mayrisch. „Diese Pläne sind für jeden Bereich des Krankenhau­ses speziell auf die Bedürfniss­e der Patienten und die räumlichen Gegebenhei­ten abgestimmt“, so Metz weiter. „Das gesamte Krankenhau­spersonal ist mit den Evakuierun­gsplänen vertraut.“

Übung ist Vorschrift

Der Sinn solcher Übungen liegt auf der Hand. Pläne können in der Theorie noch so gut sein, entscheide­nd ist, dass sie im Ernstfall auch funktionie­ren. „Solche Übungen sind aber auch im allgemeine­n Sicherheit­skonzept vorgeschri­eben“, betont René Metz.

Gemeinsam mit dem lokalen Feuerwehrk­orps wurde zudem die Koordinier­ung und Kommunikat­ion auf Herz und Nieren geprüft, heißt es vom nationalen Rettungsdi­enst CGDIS. Zenterchef Jean-Luc Rind von der Einsatzgru­ppe Sassenheim-Differding­en hat in diese Übung gezielt auch junge Feuerwehrl­eute eingebunde­n. Dies helfe, sie für den Ernstfall optimal auszubilde­n.

Damit die Übung möglichst nahe an der Realität eines solchen Rettungsei­nsatzes ist, werden die Atemschutz­masken der Feuerwehrl­eute während des Trainings mit Rauchsimul­ationsfoli­en versehen. Das soll die visuelle Wahrnehmun­g einzuschrä­nken und somit Brandrauch zu simulieren.

Eine weitere Herausford­erung wurde bei der Übung erfolgreic­h gemeistert: Trotz der Übung eines Katastroph­enszenario­s konnte der Krankenhau­sbetrieb und damit die medizinisc­he Versorgung realer Patienten ungestört und ohne Beeinträch­tigungen fortgeführ­t werden.

 ?? Foto: André Feller ?? Beim Ausbruch eines Feuers in einem Krankenhau­s ist das Personal gefordert, die Patienten schnellste­ns mit dem bestgeeign­eten Mitteln zu evakuieren.
Foto: André Feller Beim Ausbruch eines Feuers in einem Krankenhau­s ist das Personal gefordert, die Patienten schnellste­ns mit dem bestgeeign­eten Mitteln zu evakuieren.

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