Wenn das Krankenhaus brennt
Ein Spitalbrand gilt als besonders heikles Notfallszenario. In Niederkorn wurde der Evakuierungsplan geprobt
Die Übung ist ein Worst-Case-Szenario: Gegen 17.50 Uhr am Dienstagabend meldet die Brandmeldeanlage am Niederkorner Standort des Centre Hospitalier Emile Mayrisch einen Zimmerbrand. Was dann folgt, ist im Ernstfall überlebenswichtig: Zeitgleich mit der Alarmierung der Feuerwehr leiten die Pflegenden und das übrige Personal des Chem die Evakuierung der Patientenzimmer im betroffenen Stockwerk ein.
„Plötzlich stürmten zwei Pfleger in gelben Warnwesten in unser Zimmer“, erzählt Sandra, eine der Darstellerinnen bei der Übung, im Anschluss. „Sie riefen uns zu, dass das Krankenhaus evakuiert werden müsse. Im Nu lagen wir zu zweit in einem Bett und wurden blitzschnell aus dem Zimmer gebracht“, erzählt Sandra weiter.
Im Bett auf Rädern geht es weiter über den Flur und durch mehrere Zwischentüren. Die Patienten werden in die Flure eines anderen Teils des Krankenhauses gebracht. Dort treffen weitere Pflegekräfte ein, die sich um die Patienten kümmern. Das Evakuierungsszenario wiederholt sich innerhalb kürzester Zeit mehrfach – immer angepasst an den Gesundheitszustand des jeweiligen Patienten.
Wer selbst laufen kann, verlässt das Krankenzimmer zu Fuß, immer eng von Evakuierungskräften begleitet. Andere wiederum werden mit Rollstühlen in den sicheren Bereich des Krankenhauses gerettet. Auf den Türen der geräumten Zimmer wird ein Schild mit der Aufschrift Salle évacuée angebracht. So wird verhindert, dass andere Evakuierungshelfer den Raum noch einmal unnötig nach Patienten absuchen. Denn im Notfall zählt jede Sekunde.
Erfolgreiche und schnelle Räumung
Der erste Teil der Übung verläuft gut: Noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr haben die Mitarbeiter den betroffenen Bereich erfolgreich und schnell geräumt. Während sich die eintreffenden Einsatzkräfte der Feuerwehr um die Brandbekämpfung und gegebenenfalls weitere Personenrettung kümmern, läuft im Hintergrund der eigentliche Evakuierungsplan ab: Von einer Sammelstelle aus werden die Patienten je nach Dringlichkeit und Gesundheitszustand in die umliegenden Krankenhäuser transportiert. Andere Patienten werden vom Personal und den Rettungskräften betreut, bis sie anderweitig untergebracht werden können.
Wichtig für das strukturierte Vorgehen der Helfer: Jedes Stockwerk ist in kleine, in sich abgeschlossene und klar definierte Abschnitte unterteilt. Das dient sowohl dem Brandschutz als auch einer schnellen und effizienten Evakuierung. „Die Räumung und Evakuierung läuft nach einem genau vorgegebenen Plan ab“, erklärt René Metz, Generaldirektor des Centre Hospitalier Emile Mayrisch. „Diese Pläne sind für jeden Bereich des Krankenhauses speziell auf die Bedürfnisse der Patienten und die räumlichen Gegebenheiten abgestimmt“, so Metz weiter. „Das gesamte Krankenhauspersonal ist mit den Evakuierungsplänen vertraut.“
Übung ist Vorschrift
Der Sinn solcher Übungen liegt auf der Hand. Pläne können in der Theorie noch so gut sein, entscheidend ist, dass sie im Ernstfall auch funktionieren. „Solche Übungen sind aber auch im allgemeinen Sicherheitskonzept vorgeschrieben“, betont René Metz.
Gemeinsam mit dem lokalen Feuerwehrkorps wurde zudem die Koordinierung und Kommunikation auf Herz und Nieren geprüft, heißt es vom nationalen Rettungsdienst CGDIS. Zenterchef Jean-Luc Rind von der Einsatzgruppe Sassenheim-Differdingen hat in diese Übung gezielt auch junge Feuerwehrleute eingebunden. Dies helfe, sie für den Ernstfall optimal auszubilden.
Damit die Übung möglichst nahe an der Realität eines solchen Rettungseinsatzes ist, werden die Atemschutzmasken der Feuerwehrleute während des Trainings mit Rauchsimulationsfolien versehen. Das soll die visuelle Wahrnehmung einzuschränken und somit Brandrauch zu simulieren.
Eine weitere Herausforderung wurde bei der Übung erfolgreich gemeistert: Trotz der Übung eines Katastrophenszenarios konnte der Krankenhausbetrieb und damit die medizinische Versorgung realer Patienten ungestört und ohne Beeinträchtigungen fortgeführt werden.