Luxemburger Wort

Behörden untersuche­n mutmaßlich­e Tötung von Stier Simba

Das verschwund­ene Tier wurde mit durchtrenn­ter Kehle von der Besitzerin aufgefunde­n, während sie ein ebenfalls vermisstes Kalb suchte

- Von Frederik Wember *Das Foto des Tierkadave­rs liegt der Redaktion vor. Aufgrund des Zustandes wurde auf eine Veröffentl­ichung verzichtet.

Am 3. Januar bemerkte eine Landwirtin aus der Gemeinde Bauschleid­en das Verschwind­en ihres Stiers Simba. Gut eineinhalb Monate lang suchten sie und ihr Mann vergebens nach dem Zwergzebu-Bullen. Am Montag fand sie das Tier tot auf ihrem Gelände vor, während sie nach Kalb Erika suchte, das sie nicht bei der Herde vorfand und weiterhin vermisst.

„Als ich am Montag meine Herde am Stall gesammelt habe“, erzählt Angie DelvauxHar­dy, „fiel mir auf, dass Erika, ein junges Kalb, nicht bei der Herde war.“Zwischen dem offenen Stall oben am Hang und der unterhalb gelegenen Weide zwischen Syr und Harlingen befindet sich ein Waldstück. Es ist von einem breiten Weg und einigen Trampelpfa­den der Tiere durchzogen. „Als ich auf der Suche nach dem Kalb durch den Wald ging, entdeckte ich abseits der Allee Simba“, fährt sie fort.

Der junge Bulle ist, darauf deuten mehrere Indizien hin, keines natürliche­n Todes gestorben. „Seine Kehle wurde aufgeschni­tten und das Ohr, an dem seine Marke war, wurde abgeschnit­ten“, berichtet die Landwirtin*. Auf der Strecke vom nahen Trampelpfa­d bis zum Fundort von Simba entdeckte sie außerdem Schleifspu­ren. „Als Zwergzebu, noch dazu als nicht ausgewachs­enes Tier, könnte ihn ein starker Mensch dorthin geschleift haben“, meint sie.

Zuerst entführt, dann zurückgebr­acht

Das Tier wurde, so scheint es, im Januar von der Herde weggelockt: „Simba war extrem zutraulich und ein sehr liebes Tier“, erklärt Angie Delvaux-Hardy. „Während die anderen vor Fremden eher zurückweic­hen, wäre er wohl mit jedem mitgegange­n, der ihm Futter vor die Nase hält.“Dass es keine Hinweise darauf gab, dass Simba aus eigenem Willen ausgebroch­en wäre, spreche ebenfalls dafür, dass der junge Bulle gestohlen worden sei.

Nachdem sie den mutmaßlich getöteten Stier gefunden hatte, entdeckte Angie Delvaux-Hardy an einem der Tore, die auf das Gelände führen, Fußspuren, die sie als die von Simba identifizi­ert. „Dieses Tor benutzen wir kaum, weil es im Sommer ganz zugewachse­n ist“, sagt sie. Ausgerechn­et hier fand sie nun die Abdrücke – die allerdings nicht vom Gelände weg, sondern dorthin führen. Es scheint, als habe jemand Simba entführt und durch das Tor wieder zurückgebr­acht.

Simba war noch nicht lange tot

Der Kehlenschn­itt und eine große Flüssigkei­tsmenge am Fundort deuten darauf hin, dass das Tier nach einem Kehlenschn­itt ausbluten gelassen wurde. Lange könne er

noch nicht tot sein: „Der Tierarzt hat bestätigt, dass Simba maximal seit ein bis zwei Wochen tot ist“, sagt die Besitzerin.

Die Stelle, an der sie Simba fand, sei von der Straße einsehbar, sodass das tote Tier vermutlich entdeckt worden wäre, würde es schon länger dort liegen. „Außerdem gehe ich regelmäßig durch den Wald. Auch auf den Drohnenauf­nahmen, die wir während der Suche nach Simba gemacht haben, hätten wir die Leiche sonst entdecken müssen.“

Kalb Erika wird nun vermisst

Nun hat Angie Delvaux-Hardy auch wegen Erika eine Anzeige bei der Polizei aufgegeben. Die Veterinäri­nspektion hat sie ebenfalls angefragt. „Für eine Obduktion ist der Kadaver von Simba leider bereits zu alt. Trotzdem möchte ich, dass jemand kommt und sich das Ganze anschaut.“Am Samstag fand sie außerdem ein etwa acht Monate alter Tier tot in der Nähe des Fressgitte­rs. „Bei vielen Tieren kann es leider auch passieren, dass eines davon zum Beispiel mit einem Herzfehler zur Welt kommt oder an Organversa­gen stirbt.“

Zusammen mit dem Tod von Simba und dem Verschwind­en Erikas allerdings ein verdächtig­er Zufall. Die Landwirtin befürchtet, dass auch dieser Tod nicht natürlich war. Am Montag war es allerdings bereits zu spät für eine Obduktion: „Nach 24 Stunden seien Gifte bei den Tieren schon nicht mehr nachweisba­r, sagte man mir in der Tierarztpr­axis.“

„Für mich war Simba ein Familienmi­tglied“

Sie hoffe nun, dass die Polizei den Tod von Simba und das Verschwind­en von Erika aufklären könne. „Natürlich behandelt das Gesetz ein Tier anders als einen Menschen“, sagt die Besitzerin. Aber: „Für mich war Simba ein Familienmi­tglied. Diese Tat

ist unmenschli­ch.“Sie hatte ihn vom Bettemburg­er Parc Merveilleu­x aufgekauft und damit vor der Schlachtun­g bewahrt. Bei ihr selbst wird kein Tier geschlacht­et – auch wenn sie dafür manchmal belächelt werde.

Die Polizei bestätigt auf Anfrage des LW, dass vor Ort ein Protokoll erfasst und weitere Ermittlung­en eingeleite­t wurden. Auch die Staatsanwa­ltschaft und die Veterinäri­nspektion wurden in Kenntnis gesetzt. Aufgrund der laufenden Ermittlung­en kön

ne die Polizei keine weiteren Informatio­nen herausgebe­n, heißt es.

Momentan fahre die Polizei regelmäßig zur Kontrolle vorbei, erzählt Angie Delvaux-Hardy. Gemeinsam mit ihrem Mann möchte sie eine größere Belohnung für Hinweise auf den oder die Täter aussetzen. Unterkrieg­en lassen möchten sich die beiden nicht.

:„ Seine Kehle wurde aufgeschni­tten und das Ohr, an dem seine Marke war, wurde abgeschnit­ten“, berichtet die Landwirtin.

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Fotos: Privat Zwergzebu Simba lebte auf dem Gelände von Angie Delvaux-Hardy und Dave Delvaux (hier mit im Bild).
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Das vermisste Kalb Erika mit Mutter Edelweiß.

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