Behörden untersuchen mutmaßliche Tötung von Stier Simba
Das verschwundene Tier wurde mit durchtrennter Kehle von der Besitzerin aufgefunden, während sie ein ebenfalls vermisstes Kalb suchte
Am 3. Januar bemerkte eine Landwirtin aus der Gemeinde Bauschleiden das Verschwinden ihres Stiers Simba. Gut eineinhalb Monate lang suchten sie und ihr Mann vergebens nach dem Zwergzebu-Bullen. Am Montag fand sie das Tier tot auf ihrem Gelände vor, während sie nach Kalb Erika suchte, das sie nicht bei der Herde vorfand und weiterhin vermisst.
„Als ich am Montag meine Herde am Stall gesammelt habe“, erzählt Angie DelvauxHardy, „fiel mir auf, dass Erika, ein junges Kalb, nicht bei der Herde war.“Zwischen dem offenen Stall oben am Hang und der unterhalb gelegenen Weide zwischen Syr und Harlingen befindet sich ein Waldstück. Es ist von einem breiten Weg und einigen Trampelpfaden der Tiere durchzogen. „Als ich auf der Suche nach dem Kalb durch den Wald ging, entdeckte ich abseits der Allee Simba“, fährt sie fort.
Der junge Bulle ist, darauf deuten mehrere Indizien hin, keines natürlichen Todes gestorben. „Seine Kehle wurde aufgeschnitten und das Ohr, an dem seine Marke war, wurde abgeschnitten“, berichtet die Landwirtin*. Auf der Strecke vom nahen Trampelpfad bis zum Fundort von Simba entdeckte sie außerdem Schleifspuren. „Als Zwergzebu, noch dazu als nicht ausgewachsenes Tier, könnte ihn ein starker Mensch dorthin geschleift haben“, meint sie.
Zuerst entführt, dann zurückgebracht
Das Tier wurde, so scheint es, im Januar von der Herde weggelockt: „Simba war extrem zutraulich und ein sehr liebes Tier“, erklärt Angie Delvaux-Hardy. „Während die anderen vor Fremden eher zurückweichen, wäre er wohl mit jedem mitgegangen, der ihm Futter vor die Nase hält.“Dass es keine Hinweise darauf gab, dass Simba aus eigenem Willen ausgebrochen wäre, spreche ebenfalls dafür, dass der junge Bulle gestohlen worden sei.
Nachdem sie den mutmaßlich getöteten Stier gefunden hatte, entdeckte Angie Delvaux-Hardy an einem der Tore, die auf das Gelände führen, Fußspuren, die sie als die von Simba identifiziert. „Dieses Tor benutzen wir kaum, weil es im Sommer ganz zugewachsen ist“, sagt sie. Ausgerechnet hier fand sie nun die Abdrücke – die allerdings nicht vom Gelände weg, sondern dorthin führen. Es scheint, als habe jemand Simba entführt und durch das Tor wieder zurückgebracht.
Simba war noch nicht lange tot
Der Kehlenschnitt und eine große Flüssigkeitsmenge am Fundort deuten darauf hin, dass das Tier nach einem Kehlenschnitt ausbluten gelassen wurde. Lange könne er
noch nicht tot sein: „Der Tierarzt hat bestätigt, dass Simba maximal seit ein bis zwei Wochen tot ist“, sagt die Besitzerin.
Die Stelle, an der sie Simba fand, sei von der Straße einsehbar, sodass das tote Tier vermutlich entdeckt worden wäre, würde es schon länger dort liegen. „Außerdem gehe ich regelmäßig durch den Wald. Auch auf den Drohnenaufnahmen, die wir während der Suche nach Simba gemacht haben, hätten wir die Leiche sonst entdecken müssen.“
Kalb Erika wird nun vermisst
Nun hat Angie Delvaux-Hardy auch wegen Erika eine Anzeige bei der Polizei aufgegeben. Die Veterinärinspektion hat sie ebenfalls angefragt. „Für eine Obduktion ist der Kadaver von Simba leider bereits zu alt. Trotzdem möchte ich, dass jemand kommt und sich das Ganze anschaut.“Am Samstag fand sie außerdem ein etwa acht Monate alter Tier tot in der Nähe des Fressgitters. „Bei vielen Tieren kann es leider auch passieren, dass eines davon zum Beispiel mit einem Herzfehler zur Welt kommt oder an Organversagen stirbt.“
Zusammen mit dem Tod von Simba und dem Verschwinden Erikas allerdings ein verdächtiger Zufall. Die Landwirtin befürchtet, dass auch dieser Tod nicht natürlich war. Am Montag war es allerdings bereits zu spät für eine Obduktion: „Nach 24 Stunden seien Gifte bei den Tieren schon nicht mehr nachweisbar, sagte man mir in der Tierarztpraxis.“
„Für mich war Simba ein Familienmitglied“
Sie hoffe nun, dass die Polizei den Tod von Simba und das Verschwinden von Erika aufklären könne. „Natürlich behandelt das Gesetz ein Tier anders als einen Menschen“, sagt die Besitzerin. Aber: „Für mich war Simba ein Familienmitglied. Diese Tat
ist unmenschlich.“Sie hatte ihn vom Bettemburger Parc Merveilleux aufgekauft und damit vor der Schlachtung bewahrt. Bei ihr selbst wird kein Tier geschlachtet – auch wenn sie dafür manchmal belächelt werde.
Die Polizei bestätigt auf Anfrage des LW, dass vor Ort ein Protokoll erfasst und weitere Ermittlungen eingeleitet wurden. Auch die Staatsanwaltschaft und die Veterinärinspektion wurden in Kenntnis gesetzt. Aufgrund der laufenden Ermittlungen kön
ne die Polizei keine weiteren Informationen herausgeben, heißt es.
Momentan fahre die Polizei regelmäßig zur Kontrolle vorbei, erzählt Angie Delvaux-Hardy. Gemeinsam mit ihrem Mann möchte sie eine größere Belohnung für Hinweise auf den oder die Täter aussetzen. Unterkriegen lassen möchten sich die beiden nicht.
:„ Seine Kehle wurde aufgeschnitten und das Ohr, an dem seine Marke war, wurde abgeschnitten“, berichtet die Landwirtin.