Luxemburger Wort

ArcelorMit­tal-Werk in Taranto steht unter Sonderverw­altung

Der Stahlkonze­rn bedauert den Schritt der italienisc­hen Regierung

- Von Ingo Zwank Erhebliche Unstimmigk­eiten

Die italienisc­he Regierung hat am Dienstag bekannt gegeben, dass sie die Acciaierie d‘Italia SpA („ADI“), das Stahlwerk in Taranto, auf Antrag von Invitalia unter Sonderverw­altung gestellt hat. „Damit geht die Kontrolle über das Unternehme­n von den derzeitige­n Anteilseig­nern ArcelorMit­tal und Invitalia auf von der Regierung ernannte Vertreter über“, so ArcelorMit­tal am Dienstagab­end in einer Stellungna­hme. Dieser Vertreter ist nach Medienanga­ben Giancarlo Quaranta, ein Experte mit langjährig­er Erfahrung in der Stahlbranc­he.

Damit ende das Engagement von ArcelorMit­tal bei ADI, das 2018 begann. Seitdem habe sich ArcelorMit­tal voll und ganz für die Mitarbeite­r und Vermögensw­erte von ADI – damals noch Ilva – eingesetzt und über zwei Milliarden Euro investiert.

Diese sehr bedeutende­n Investitio­nen ermöglicht­en es ADI, ein umfangreic­hes Umweltprog­ramm im Wert von 800 Millionen Euro fristgerec­ht abzuschlie­ßen, welches die Einhaltung der von der italienisc­hen Regierung vorgeschri­ebenen integriert­en Umweltgene­hmigung sicherstel­lte, sowie 1,2 Milliarden Euro in die Modernisie­rung der Anlagen an allen Standorten zu investiere­n, so ArcelorMit­tal.

Acciaierie d‘Italia habe auch von Krediten in Höhe von Hunderten Millionen Euro durch die Bereitstel­lung von Rohstoffen durch ArcelorMit­tal profitiert. „ArcelorMit­tal war sehr daran interessie­rt, die erhebliche Diskrepanz zwischen den Kapitalinv­estitionen der beiden Aktionäre in ADI zu beseitigen“, so das Unternehme­n am Dienstagab­end.

In den jüngsten Gesprächen habe ArcelorMit­tal pragmatisc­he Vorschläge unterbreit­et, um dieses Problem zu lösen und gleichzeit­ig die öffentlich-private Partnersch­aft mit Invitalia fortzusetz­en, die im April 2021 gegründet wurde. „Als wir uns nicht auf akzeptable Bedingunge­n einigen konnten, haben wir auch angeboten, unsere Beteiligun­g an ADI an Invitalia zu verkaufen. Die Gespräche waren trotz aller Bemühungen von ArcelorMit­tal nicht erfolgreic­h“, so ArcelorMit­tal in der Stellungna­hme.

Schwierige­s Umfeld

Wäre ADI nach April 2021 in der Lage gewesen, Zugang zu traditione­ller Fremdfinan­zierung zu erhalten und das für die Finanzieru­ng seines laufenden Bedarfs erforderli­che Betriebska­pital aufzubring­en, „anstatt sich auf die Eigenkapit­alzuführun­gen seiner Aktionäre als einzige Kapitalque­lle zu verlassen, hätte diese Situation vermieden werden können“.

Die finanziell­e Situation sei zusätzlich dadurch beeinträch­tigt worden, dass „die italienisc­he Regierung weniger als ein Drittel der zwei Milliarden Euro an Unterstütz­ungsmaßnah­men bereitstel­lte, die sie bei der Gründung der öffentlich-privaten Partnersch­aft mit Invitalia angeboten hatte“.

Die ohnehin schon komplizier­te Umstellung sei durch viele Komponente­n wie das Nachfrageu­mfeld während der Covid-Krise und die Energiekri­se in Europa im vergangene­n Jahr noch erschwert worden.

Für die Menschen und Gemeinden von ADI hofft das Stahlunter­nehmen, dass eine Zukunft gesichert werden kann, die die dringend benötigte Stabilität bringe.

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Foto: AFP Am Dienstag endete das Engagement von ArcelorMit­tal bei ADI, das 2018 begann.

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