Ein Helfer für fliegende Athleten
Bei der Schwimm-WM in Doha steht der ehemalige Weltklasse-Klippenspringer Alain Kohl den Sportlern zur Seite. Seine wichtigste Mission ist die Gesundheit
Die riesige Sprunganlage im Hafen von Doha reihte sich nahtlos in die Skyline der katarischen Hauptstadt ein. Die mächtige Konstruktion wurde dort genauso wie der Pool extra für die Weltmeisterschaft aufgebaut. „Ich kenne das Setting bereits von anderen Events“, verrät Alain Kohl. „Das ist cool, weil es mobil ist. Man kann es hinstellen, wo man will – und braucht dafür nur ein paar 100 Quadratmeter Platz. Allerdings ist es sehr teuer.“
Für den Luxemburger ist es ungewohnt, dass er nicht in Badehose auf dem 27 Meter hohen Podest steht, sondern mit Kleidern am Beckenrand. Denn nach fast acht Jahren Klippenspringen auf höchstem Niveau und 14 Jahren als Red-BullAthlet war der 41-Jährige nun bei der Schwimm-WM in Doha als Athletensprecher und offizieller Botschafter des Weltverbands dabei.
Obwohl er nicht selbst ins Wasser sprang, hatte der ehemalige WM-Teilnehmer (2019 reichte es für Rang 13) alle Hände voll zu tun. „Meine Aufgabe bestand darin, die Athleten bei Problemen zu unterstützen. Gleichzeitig habe ich einige Medientermine gehabt, Fotos gemacht und Videos gedreht“, erzählt er. Hintergrund war eine Kooperation der World Aquatics mit Doha und Katar. „Wir sind durch die Altstadt gezogen und wurden von lokalen Medien begleitet.“
Die immer wieder aufkeimende Kritik an der Menschenrechtslage im Emirat konnte Kohl dabei nicht ausblenden. Amnesty International stellte nach der Fußball-WM 2022 in Katar zwar positive Reformen fest, zweifelt jedoch daran, dass diese in der Praxis auch umgesetzt werden. „Aber als ich dann da war, habe ich in diese Richtung überhaupt nichts mitbekommen“, sagt Kohl.
Spektakulär, aber gefährlich
In der ersten Reihe stand der 41-Jährige hingegen beim Erfolg von Aidan Heslop. Der Brite holte sich souverän die Goldmedaille bei den Männern (27 m), während die Australierin Rhiannan Iffland den Titel bei den Frauen (20 m) gewann. „Das normale Klippenspringen ist spektakulär, aber auch gefährlich“, erklärt Kohl. „Nicht ohne Grund braucht man
zehn Jahre Erfahrung als Wasserspringer.“Grundsätzlich sei diese Sportart hilfreich, um eine gesunde Selbsteinschätzung zu entwickeln. „Man erfährt, wo die eigenen Grenzen liegen.“
Eben jene konnte Kohl selbst schon häufig ausloten. Beispielsweise Ende 2021, als er sich bei der WM-Qualifikation in Dubai am Sprunggelenk verletzte. Und auch aktuell wagt sich der 41-Jährige nicht mehr höher hinauf als zehn Meter. „Ich habe vom vielen Springen ernsthafte Probleme mit dem Genick“, räumt er ein. „Und es wird nicht so richtig besser.“
Deshalb ist es dem hauptberuflichen Personal Trainer und Sportwissenschaftler, der in Telfs in Tirol lebt, besonders wichtig, dass Wasserspringer für das Thema Gesundheit und Prävention sensibilisiert werden. Deswegen setzt sich Kohl beim Schwimm-Weltverband dafür ein, „dass High Diving als Sport sicherer wird“. Damit würde der Luxemburger seine fachliche Expertise mit seiner Leidenschaft vereinen. „Das wäre mein Weg, in diesem Bereich drinzubleiben“, sagt er. „Ich würde das sehr gerne weitermachen.“