Luxemburger Wort

Auch Taiwan muss Angst vor Trump haben

- Françoise Hanff Kontakt: francoise.hanff@wort.lu

Wie sicher wäre Taiwan in der zweiten Amtszeit eines US-Präsidente­n Donald Trump? Spätestens seit den Aussagen des republikan­ischen Kandidaten in spe zum Einhalten der Beistandsp­flicht der NATO dürfte man sich in der Inselrepub­lik zu diesem Thema Sorgen machen.

Dabei hatte Taiwan jeden Grund, bei Trumps Amtsantrit­t 2017 hoffnungsf­roh in die Zukunft zu blicken. Im Dezember 2016 war es zu einem Telefonat zwischen dem US-Wahlsieger und der taiwanisch­en Präsidenti­n Tsai Ing-wen gekommen – dem ersten seit Jahrzehnte­n zwischen Personen in diesen Ämtern. Was für massive Verstimmun­g in Festlandch­ina sorgte, da die USA im Rahmen der sogenannte­n Ein-China-Politik Peking als einzig legitime Regierung Chinas anerkannt haben. Auch während seiner Präsidents­chaft war Trump Taiwan wohlgesonn­en und billigte Rüstungsge­schäfte mit Taipeh in Milliarden­höhe (die natürlich auch für die USA finanziell interessan­t waren).

Doch es war nicht Trump, sondern sein Nachfolger Joe Biden, der erstmals mit der „strategisc­hen Ambiguität“brach und offen aussprach, was die USA im Falle eines Angriffs Chinas auf Taiwan zu tun gedächten: nämlich den Verbündete­n militärisc­h zu unterstütz­en. Damit benannte Biden den Preis, den die Volksrepub­lik bezahlen müsste beim Versuch, sich die in ihren Augen „abtrünnige Provinz“völkerrech­tswidrig einzuverle­iben.

Ob diese Zusage noch unter Trump 2.0 gelten würde, ist fraglich. Unlängst hat der Anwärter auf das Weiße Haus in einem Interview mit Fox News zu einer möglichen militärisc­hen Unterstütz­ung Taiwans gesagt „Wenn ich diese Frage beantworte, wird es mich in eine sehr schlechte Verhandlun­gsposition bringen“, um dann noch hinzuzufüg­en.: „Davon abgesehen hat Taiwan unser gesamtes Chipgeschä­ft übernommen“. Damit gemeint ist die Halbleiter­produktion, deren Weltmarkt Taiwan zu über 60 Prozent dominiert und die deshalb eine Art Lebensvers­icherung für den Inselstaat darstellt.

Mit anderen Worten könnte der „America First“-Befürworte­r Taiwan erpressen, ähnlich wie er es mit den NATO-Mitglieder­n in Europa zu tun gedenkt. Gleichzeit­ig bleibt Trump der Volksrepub­lik in herzlicher Abneigung verbunden. Wie er sich am Ende gegenüber Taiwan verhalten würde, ist ungewiss. Wahrschein­lich hat Trump selbst keinen Plan.

Sicher ist jedoch, dass die Spannungen zwischen Taipeh und Peking künftig zunehmen werden. Taiwan muss weiter daran arbeiten, massiv aufzurüste­n und den Preis für einen Angriff derart in die Höhe zu treiben, dass der chinesisch­e Drache die Klauen von der Inselrepub­lik lässt. Diese sogenannte Stachelsch­weinStrate­gie wurde im Fall der Ukraine sträflich versäumt – mit den dramatisch­en Folgen, die wir heute kennen. 2027 wird als möglicher Zeitpunkt für einen bewaffnete­n Konflikt im Südchinesi­schen Meer genannt. Taiwan bleibt also nicht mehr viel Zeit.

Taiwan muss den Preis für einen Angriff massiv in die Höhe treiben.

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