Auch Taiwan muss Angst vor Trump haben
Wie sicher wäre Taiwan in der zweiten Amtszeit eines US-Präsidenten Donald Trump? Spätestens seit den Aussagen des republikanischen Kandidaten in spe zum Einhalten der Beistandspflicht der NATO dürfte man sich in der Inselrepublik zu diesem Thema Sorgen machen.
Dabei hatte Taiwan jeden Grund, bei Trumps Amtsantritt 2017 hoffnungsfroh in die Zukunft zu blicken. Im Dezember 2016 war es zu einem Telefonat zwischen dem US-Wahlsieger und der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen gekommen – dem ersten seit Jahrzehnten zwischen Personen in diesen Ämtern. Was für massive Verstimmung in Festlandchina sorgte, da die USA im Rahmen der sogenannten Ein-China-Politik Peking als einzig legitime Regierung Chinas anerkannt haben. Auch während seiner Präsidentschaft war Trump Taiwan wohlgesonnen und billigte Rüstungsgeschäfte mit Taipeh in Milliardenhöhe (die natürlich auch für die USA finanziell interessant waren).
Doch es war nicht Trump, sondern sein Nachfolger Joe Biden, der erstmals mit der „strategischen Ambiguität“brach und offen aussprach, was die USA im Falle eines Angriffs Chinas auf Taiwan zu tun gedächten: nämlich den Verbündeten militärisch zu unterstützen. Damit benannte Biden den Preis, den die Volksrepublik bezahlen müsste beim Versuch, sich die in ihren Augen „abtrünnige Provinz“völkerrechtswidrig einzuverleiben.
Ob diese Zusage noch unter Trump 2.0 gelten würde, ist fraglich. Unlängst hat der Anwärter auf das Weiße Haus in einem Interview mit Fox News zu einer möglichen militärischen Unterstützung Taiwans gesagt „Wenn ich diese Frage beantworte, wird es mich in eine sehr schlechte Verhandlungsposition bringen“, um dann noch hinzuzufügen.: „Davon abgesehen hat Taiwan unser gesamtes Chipgeschäft übernommen“. Damit gemeint ist die Halbleiterproduktion, deren Weltmarkt Taiwan zu über 60 Prozent dominiert und die deshalb eine Art Lebensversicherung für den Inselstaat darstellt.
Mit anderen Worten könnte der „America First“-Befürworter Taiwan erpressen, ähnlich wie er es mit den NATO-Mitgliedern in Europa zu tun gedenkt. Gleichzeitig bleibt Trump der Volksrepublik in herzlicher Abneigung verbunden. Wie er sich am Ende gegenüber Taiwan verhalten würde, ist ungewiss. Wahrscheinlich hat Trump selbst keinen Plan.
Sicher ist jedoch, dass die Spannungen zwischen Taipeh und Peking künftig zunehmen werden. Taiwan muss weiter daran arbeiten, massiv aufzurüsten und den Preis für einen Angriff derart in die Höhe zu treiben, dass der chinesische Drache die Klauen von der Inselrepublik lässt. Diese sogenannte StachelschweinStrategie wurde im Fall der Ukraine sträflich versäumt – mit den dramatischen Folgen, die wir heute kennen. 2027 wird als möglicher Zeitpunkt für einen bewaffneten Konflikt im Südchinesischen Meer genannt. Taiwan bleibt also nicht mehr viel Zeit.
Taiwan muss den Preis für einen Angriff massiv in die Höhe treiben.