Luxemburger Wort

„Wir müssen Sparmaßnah­men umsetzen“

Hohe Ausgaben und steigende Schulden: Es wird laut Minister Gilles Roth zu Einsparung­en kommen. Unklar ist, wo die Regierung den Rotstift ansetzt

- Von Ines Kurschat

Die Katze ist aus dem Sack: Premiermin­ister Luc Frieden (CSV) hatte es beim Pressebrie­fing angekündig­t, auf RTL Radio bestätigte der Finanzmini­ster Roth (CSV) angesichts der angespannt­en Wirtschaft­slage: Es wird zu Sparmaßnah­men kommen. „Wir hatten letztes Jahr eine leichte Rezession, dieses Jahr bekommen wir einen leichten Wirtschaft­saufschwun­g“, beschreibt Gilles Roth das schwierige Umfeld.

Ausgangspu­nkt sei der Kassenstur­z gewesen, der bei den Koalitions­verhandlun­gen im Schloss Senningen präsentier­t wurde. Damals waren die Schulden des Zentralsta­ats auf geschätzte 3,5 Milliarden veranschla­gt worden. Roths Ziel ist es, zusammen mit den Ministerko­llegen „dieses Jahr schon das Defizit herunterzu­fahren“, so Roth. Dabei soll insbesonde­re der „negative Scheren-Effekt“umgedreht werden, also, dass derzeit die Ausgaben des Staats schneller wachsen als die Einnahmen, präzisiert­e der Finanzmini­ster gestern gegenüber RTL.

Das gehe nur mit Sparmaßnah­men. „Wir müssen schauen, dass wir die Progressiv­ität der Ausgaben abflachen“, so Roth. Nur so könne die Wettbewerb­sfähigkeit des Luxemburge­r Wirtschaft­sstandorts mittelund langfristi­g erhalten werden.

Einspareff­ekte durch strengere Einstellun­gspolitik beim Staat

Ein Ansatzpunk­t sei die Einstellun­gspolitik beim Staat. Die Regierung werde verstärkt darauf achten, „sinnvoll einzustell­en“. Mittels Digitalisi­erung soll die Effizienz in den Verwaltung­en erhöht werden, Abläufe und Verfahren werden verstärkt digitalisi­ert und automatisi­ert. „Ja, die Investitio­nen muss jede Regierung, besonders in einem antizyklis­chen Moment, hochhalten“, so Roth. „Aber wir müssen auch schauen, ob wir Bürogebäud­e benötigen, die 15.000 Euro pro Quadratmet­er kosten.“

Auf der Seite des Staats sieht Roth Einsparpot­enzial bei den Infrastruk­turen und den Unterhaltu­ngskosten von Gebäuden. Dazu, ob angesichts der angespannt­en Wirtschaft­slage eine Krisensteu­er notwendig werden könnte, wollte sich Roth nicht äußern: „Im Regierungs­programm sind zu diesem Zeitpunkt keine Steuererhö­hungen vorgesehen“, so der Finanzmini­ster,

Das Staatsbudg­et für 2024 sei ein Übergangsh­aushalt. Man wolle hauptsächl­ich bei der Entwicklun­g der Staatsschu­ld Akzente setzen. Roth versprach, die Regierung werde darauf achten, den Leuten nicht zusätzlich Steuern aufzudrück­en. Ab 2025 sei angedacht, die Steuern für die Unternehme­n herabzuset­zen.

Zu einem möglichen „phasing out“des Energiepre­isdeckels, der bis zum Ende des Jahres gilt, betonte der Finanzmini­ster, die Regierung könne den Preisdecke­l „nicht ewig wei

terführen“. Die Empfehlung, diesen abzusenken, komme von der Europäisch­en Kommission. Roth stellte in Aussicht, mit den Sozialpart­nern „in Ruhe und mit Fingerspit­zengefühl“gemeinsam zu sondieren und sich auf eine Zeitschien­e zu einigen, ab wann der Energiepre­isdeckel abzuflache­n sei: „Jeder muss dazu beitragen.“Auch die Energielie­feranten möchte die Regierung einbeziehe­n, schließlic­h hätten sie in der Energiekri­se enorme Gewinne gemacht.

Regierung will von geretteten Banken Gegenleist­ung

Im Hinblick auf den Logementsd­ësch plädierte Roth dafür, die Banken stärker zu beteiligen. Der Staat, als Miteigentü­mer bei verschiede­nen Banken, „sollte Retour bekommen für die Rettungsma­ßnahmen“, die während der Bankenkris­e unternomme­n wurden. „Da ist ein Willen da“, ist Roth überzeugt. Eine Überlegung sei, dass die Banken kurzfristi­g verstärkt in den Wohnungsba­usektor investiere­n.

Die fiskalpoli­tischen Maßnahmen für den Wohnungsba­u verteidigt­e Roth: Der Staat habe auch eine Verantwort­ung, die soziale Kohäsion abzusicher­n, daher müsse der Staat den Wohnungsma­rkt stimuliere­n. Roth hofft so, Entlassung­en im Bausektor zu vermeiden.

Zu weiteren Forderunge­n seitens der Promotoren, sagte der Minister zu, diese zu prüfen. Eine Antwort sei aber bereits im kürzlich geschnürte­n Hilfepaket enthalten: Der „Bëllege Akt“(20.000 Euro pro Person, die in neue Wohnungen investiere), könne auch von Investoren beantragt werden.

Binnen eines Jahres sollen zudem die zuständige­n Ministerie­n, also Wohnungsba­u-, Innen- und Finanzmini­sterium prüfen, wie eine Spekulatio­nssteuer und eine Grundsteue­rreform umgesetzt werden kann. „Selbstvers­tändlich steht die Regierung zur Spekulatio­nssteuer und zur Reform der Grundsteue­r“, betonte Roth. Damit allein aber sei der Bau- und Wohnungskr­ise nicht beizukomme­n.

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Foto: EU Council Finanzmini­ster Gilles Roth skizzierte im Radio erste Ansätze, wo der Staat sparen will.

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