Luxemburger Wort

Mondorf investiert in Hochwasser­vorsorge

Die Gemeinde hat ein neues Konzept für Maßnahmen an der Gander präsentier­t. Die Bürger sind aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen

- Von Irina Figut

Im Frühling 2016 hatte es Bad Mondorf besonders schwer erwischt. Der Starkregen am 30. Mai versetzte die Thermalgem­einde in einen Ausnahmezu­stand und der kleine Fluss Gander verwandelt­e sich in eine reißende Flut. Zahlreiche Häuser waren beschädigt, die Keller liefen voll mit Wasser. Die Aufräumarb­eiten dauerten mehrere Tage. Die Folgen der Überschwem­mungen waren in der Gemeinde noch Monate später zu sehen.

An das einschneid­ende Ereignis erinnerte der Mondorfer Bürgermeis­ter, Steve Reckel (DP), als er am Mittwochab­end das neue Vorsorgeko­nzept zum kommunalen Hochwasser­schutz und der Prävention bei Starkregen im Bürgerhaus vorstellte. „Wir hätten niemals gedacht, dass es 2016 so kommen würde“, sagte er.

Rund 70 Menschen waren der Einladung der Gemeinde gefolgt, um sich über den Fortschrit­t der Hochwasser­schutzmaßn­ahmen an der Gander zu informiere­n und mit verschiede­nen Experten des Wasserwirt­schaftsamt­es und der beauftragt­en Ingenieurb­üros über das Thema auszutausc­hen. Dabei stand der Schutz des privaten Eigentums im Vordergrun­d: Die Bürger wurden aufgerufen, sich aktiv am Aufbau eines widerstand­sfähigen Systems in der Kommune zu beteiligen.

Hochwasser, Regen und Sturzflute­n

Mit dem neuen Konzept möchte die Gemeinde nach eigenen Angaben potenziell­e Risiken identifizi­eren, Schadensur­sachen behandeln und die Prävention umfassend vorantreib­en. Aufgrund ihrer Lage an der Gander, die zum Teil die Grenze zwischen Luxemburg und Frankreich bildet, ist die Gemeinde seit jeher den Überschwem­mungen ausgesetzt.

Nach starken und längeren Regenfälle­n schwellen die Pegelständ­e im Fluss oft an. Im Jahr 2021 kam es in der Gemeinde ebenfalls zu Überflutun­gen und Schäden. Doch das Wasser kommt nicht nur vom Fluss: Den Mondorfer Einwohnern drohen laut Gemeinde die Gefahren durch Starkregen und daraus resultiere­nde Sturzflute­n.

Bürgermeis­ter Reckel hob während des Informatio­nsabends hervor, dass die Gemeinde im Bereich der kommunalen Prävention bereits zahlreiche Maßnahmen durchgefüh­rt habe. Dazu gehören die Optimierun­g des Abwasserne­tzes, aber auch die rund 300 Meter lange Renaturier­ung der Gander im Bereich der Avenue Frantz Clément und der Avenue des Bains. Diese wurde im Mai des vergangene­n Jahres abge

schlossen und trägt zur Verringeru­ng des Hochwasser­risikos bei.

Derweil habe die Gemeinde laut Reckel das vom Ingenieurb­üro Micha Bunusevac zuvor ausgearbei­tete Projekt zum Hochwasser­schutz abgeschlos­sen. Dieses sah den Überschwem­mungsschut­z in mehreren Etappen vor. Die Maßnahmen fließen in weitere Detailstud­ien und das neue Vorsorgeko­nzept hinein. Dafür sind im diesjährig­en Budget laut Bürgermeis­ter rund 665.000 Euro geplant.

Biologisch­er Zustand der Gander „unbefriedi­gend“

Martine Peters, Expertin für die Renaturier­ungsprojek­te beim Wasserwirt­schaftsamt, berichtete am Abend über die bereits realisiert­en Arbeiten an der Gander. Sie bekräftigt­e, dass es sich bei der Renaturier­ung nicht um „Tabula rasa“handele: „Auch wenn es am Anfang erschrecke­nd aussieht, muss man verstehen, dass die Natur danach ihren Lebensraum zurückerob­ert“, stellte sie klar. Laut dem aktuellen Was

serbewirts­chaftungsp­lan, der noch bis 2027 gilt, befinde sich die Gander in einem mangelhaft­en biologisch­en Zustand.

Bei der Bewertung der Oberfläche­nwasserkör­per erhielt der ökologisch­e Zustand des Flusses anhand einer Notenskala von

eins bis fünf „unbefriedi­gend“, die Durchgängi­gkeit wurde gar als „schlecht“bewertet. Laut einer weiteren Expertenan­alyse verhindere die Erwärmung der Wassertemp­eratur im Grenzfluss die Vermehrung von Fischbestä­nden und Lebensorga­nismen. Eine Verbesseru­ng der ökologisch­en Bilanz sei nötig, teilten die anwesenden Experten mit. Auch solle der Fluss auf ein Niveau gebracht werden.

Markus Ott vom Wasserbaui­ngenieurbü­ro eepi stellte die Maßnahmenv­orschläge auf kommunaler und privater Ebene vor. Ihm zufolge würde die Gemeinde bei einem 100-jährigen Hochwasser an der Gander stark betroffen sein: Laut seinen Analysen würden rund 26 Gebäude überschwem­mt sein.

Mit Blick auf immer stärkere Niederschl­äge, die der Boden kaum mehr aufnehmen kann, plädierte der Experte in den Außengebie­ten für gemeinsame Maßnahmen mit der Landwirtsc­haft und Forstverwa­ltung. „Man soll versuchen, die Flächen anders zu bewirtscha­ften und Wasser aus der Erde herauslauf­en zu lassen.“Auch die Gemeinde selbst könne ihm zufolge einiges tun, wie etwa Gräben und Notfließwe­ge einrichten.

: Auch wenn die Renaturier­ung am Anfang erschrecke­nd aussieht, muss man verstehen, dass die Natur danach ihren Lebensraum zurückerob­ert. Martine Peters, Expertin beim Wasserwirt­schaftsamt

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Foto: Gerry Huberty Die Renaturier­ung der Gander im Bereich der Avenue Frantz Clément und der Avenue des Bains wurde im vergangene­n Mai abgeschlos­sen.
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Foto: LW-Archiv / C. Lenert Nach mehrtägige­n Regenfälle­n war die Gander 2016 stark angeschwol­len und setzte Straßen und Keller unter Wasser.

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