Luxemburger Wort

Ist das Ehrenamt „out“?

Den Freiwillig­en soll eine steuerlich absetzbare KM-Pauschale angeboten werden, meint der Leser

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Angesichts der immer weniger werdenden freiwillig­en Helfer in den Vereinen könnte einem der Gedanke schon kommen, dass das Ehrenamt „out“ist. Dabei sind gerade diese Menschen nicht nur ein wichtiger Faktor für das Vereinsleb­en, sondern für das Zusammenle­ben in einer Gesellscha­ft schlechthi­n.

Dass die Zahl der freiwillig­en Helfer stetig abnimmt, das ist Fakt! Die Gründe hierfür sind vielschich­tig. So sind beide Elternteil­e in den meisten Fällen berufstäti­g. Hinzu kommt, dass die Kinder zur Kita oder zur Schule gebracht und wieder abgeholt werden müssen. Zu Hause müssen die Hausaufgab­en mit den Kindern durchgegan­gen werden, es muss sich um die Einkäufe und das Essen gekümmert werden und um vieles andere mehr! Ein enormer täglicher Stress, dem die Eltern ausgesetzt sind. Verständli­ch, dass dabei kaum noch die Zeit bleibt, sich in einem Verein zu engagieren. Viele Freiwillig­e sind es auch Leid, mit anschauen zu müssen, wie viele Eltern die Vereine als willkommen­e Kindertage­sstätte zweckentfr­emden und wie vielen es egal ist, was ihre Kinder so treiben. Ein anderer Grund für das Aussterben der Ehrenamtle­r, ist die Tatsache, dass aufgrund von Sprachbarr­ieren sich ausländisc­he Mitbürger nicht trauen, Aufgaben in den Vereinen zu übernehmen. Schade, so wird eine große Chance verpasst, die oft geforderte und auch notwendige Integratio­n zu leben. Eine Anregung für die entspreche­nden Organisati­onen, mal in diese Richtung tätig zu werden.

Vornehmlic­h in den Mannschaft­ssportarte­n sind die freiwillig­en Helfer nicht wegzudenke­n. Der neue Sportminis­ter hat heuer die Wichtigkei­t der Ehrenamtli­chkeit hervorgeho­ben und zugesagt, zusätzlich­e Anreize zu schaffen, damit die vielen Tausend Freiwillig­en ihre Aufgaben weiter erfüllen. Sie sind es, die Woche für Woche, unentgeltl­ich mit ihren Autos unterwegs sind, um die jugendlich­en Sportler zu den Veranstalt­ungen zu fahren. So ganz „nebenbei“sorgen sie auch noch dafür, dass der Verein ordentlich geführt wird und alle administra­tiven Arbeiten sorgfältig erledigt werden. Damit die Finanzen stimmen, organisier­en sie zahlreiche Veranstalt­ungen und kontaktier­en Sponsoren, nur damit der Verein seinen Ansprüchen gerecht werden kann.

Einer dieser vom Minister in Aussicht gestellten Anreize für die „richtigen Freiwillig­en“könnte etwa eine steuerlich absetzbare KM-Pauschale sein. Bei den „bezahlten“Trainern könnte der jährliche Steuerfrei­betrag gegebenenf­alls angehoben werden, wobei diese Anhebung an den Grad des Trainerdip­loms gekoppelt sein sollte, also unabhängig vom zu versteuern­den „Nebengehal­t“. Nebeneffek­t: besser ausgebilde­te Übungsleit­er!

Durch das Engagement der vielen Freiwillig­en, wird sicherlich eine Menge Jugendlich­er davor bewahrt, ihre Freizeit auf der Straße zu verbringen.

Einerseits fehlt es also an Freiwillig­en, anderersei­ts gibt es jedoch viele „junge“Rentner, die mit der neu gewonnenen Freizeit nicht so recht was anzufangen wissen. Wie wäre es denn mit einem Einsatz im Interesse der Jugend?

Jeannot Kaiser, Schiffling­en

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Foto: Shuttersto­ck

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