Luxemburger Wort

Europas größte Solarfabri­k gibt auf

Meyer Burger beginnt mit den Vorbereitu­ngen, sein Zellen-Werk in Deutschlan­d zu schließen – das hat Auswirkung­en auf Luxemburg

- Von Marco Meng

Vor kurzem hat in Luxemburg Solarcells damit begonnen, Solarpanee­le herzustell­en. Die Nutzung von Sonnenener­gie ist einer der wichtigste­n Pfeiler, auf der künftig Europas Stromprodu­ktion beruhen soll. Allerdings verfügt Europa kaum noch über Hersteller von Photovolta­ikzellen – sie kommen fast alle nur noch aus China. Auch Solarcells bezieht seine Zellen von dort, äußerte aber bei der Eröffnung der luxemburgi­schen Fabrik die Hoffnung, künftig auch aus Deutschlan­d diese Zellen zu beziehen. Das eh schon knappe Angebot wird nun aber noch geringer, und der Wunsch von Solarcells, mit geringerem CO2-Aufwand Zellen aus der Nähe zu beziehen, rückt in weite Ferne.

Das Solarunter­nehmen Meyer Burger wird in seinem Werk im sächsische­n Freiberg die Produktion in der ersten Märzhälfte einstellen. Davon verspreche sich das Unternehme­n erhebliche Einsparung­en ab April. Das schweizeri­sche Unternehme­n ist der einzige Hersteller, der Solarzelle­n industriel­l in Europa fertigt.

Europa produziert nur ein Prozent der Zellen

Stattdesse­n will der Solarmodul­hersteller nach eigenen Angaben die Produktion in den USA hochfahren, wie die Deutsche Presse-Agentur am Freitag mitteilt. Den Schritt begründete die Gruppe damit, dass es „noch keine Entscheidu­ng über politische Unterstütz­ungsmaßnah­men zur Behebung der aktuellen Marktverze­rrungen durch Überangebo­t und Dumpingpre­ise bei Solarmodul­en gibt“.

Die Solarzelle­nproduktio­n ist zu teuer – jedenfalls kaum konkurrenz­fähig gegenüber solchen aus China, wo die Solarindus­trie massiv staatlich subvention­iert wird. Das Fraunhofer Institut in Freiburg im Breisgau schätzt die Produktion­skapazität in Europa auf nur acht Gigawatt, was etwa ein Prozent der weltweiten Produktion entspricht. Auf China hingegen entfallen rund 75 Prozent der weltweiten Kapazität. Europas Abhängigke­it von Solarzelle­nimporten aus China ist damit größer als die Abhängigke­it von Öl und Gas aus Russland.

Die Meyer Burger-Fabrik in Freiberg ist nach Firmenanga­ben der größte Betrieb für die Solarmodul­produktion in Europa. 500 Arbeitskrä­fte sind an dem Standort beschäftig­t. Wegen der niedrigen Preise der Konkurrenz habe vor allem das vergangene Jahr völlig hinter den Erwartunge­n des Unternehme­ns gelegen.

Vielverspr­echende Neuerungen bei der Solartechn­ologie

In letzter Zeit gab es einige vielverspr­echende Nachrichte­n, was Effizienz und Leistung von Solaranlag­en anbelangt. So hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesys­teme einen Prozess für die Massenprod­uktion von Modulen aus Perowskit-Silizium-Tandemsola­rzellen entwickelt, die besonders hohe Wirkungsgr­ade erreichen. Perowskit-Silizium-Tandemzell­en haben ein theoretisc­hes Wirkungsgr­adpotenzia­l von über 43 Prozent gegenüber weniger als 30 Prozent bei SiliziumSo­larzellen.

Währenddes­sen teilten im Februar Forscher der Universitä­t in Kayseri (Türkei) mit, dass laut ihren Computersi­mulatio

Die Solarzelle­nproduktio­n ist zu teuer – jedenfalls kaum konkurrenz­fähig gegenüber solchen aus China, wo die Solarindus­trie massiv staatlich subvention­iert wird.

nen winzige Erhebungen in der Oberfläche von Solarzelle­n deren Effizienz massiv steigern könnten: runde Erhebungen wirken wie Mikro-Linsen und bieten eine größere Winkelabde­ckung für einfallend­es Licht aus allen Richtungen. Im Vergleich zu den flachen Oberfläche­n erreichen Solarzelle­n „mit Noppen“eine bis zu 66 Prozent verbessert­e Lichtnutzu­ng.

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Foto: Meyer Burger Die Solarzelle­nproduktio­n in Freiberg wird schon in wenigen Wochen eingestell­t, teilt Meyer Burger mit. Die Produktion in den USA soll stattdesse­n ausgebaut werden.

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