Donald Trump hat die Republikaner fest im Griff
Der Ex-US-Präsident gewinnt die Vorwahl in South Carolina und bestätigt, was nach dem Doppelschlag von Iowa und New Hampshire bereits klar war
Für einen Moment hielten ihre Anhänger die Luft an. Nicht, weil das Ergebnis knapp war. Donald Trump war zu diesem Zeitpunkt längst der erklärte Sieger der Vorwahlen der Republikaner in South Carolina. Das Drama lag an dem Spannungsbogen, den die ehemalige Gouverneurin des Südstaates aufgebaut hatte. „Unser Land wird auseinanderbrechen, wenn es die falsche Wahl trifft“, erklärte Nikki Haley mit feierlichem Ernst in der Stimme. Es sei niemals um sie gegangen. „Wir müssen Joe Biden im November schlagen.“
Genau das wäre in der Rede der mit zwanzig Punkten in ihrem eigenen Staat abgeschlagenen Kandidatin die Stelle gewesen, an der die letzte Herausforderin Trumps ihren Verzicht erklären konnte. Denn egal, wie sie ihre knapp 40 Prozent von South Carolina dreht, gibt es für die erzkonservative Republikanerin keinen realistischen Weg mehr zur Nominierung als Präsidentschaftskandidatin der Republikaner. In ihrem Heimatstaat hatten die Wählerinnen und Wähler mit etwas mehr als 60 Prozent der Stimmen eine klare Botschaft gesendet: Sie wollen den MAGA-Führer krönen.
Trump-Rivalin Nikki Haley kämpft weiter
Die Haley-Fans auf der Wahlparty von Charleston atmeten dann auf, als die Kandidatin einen überraschenden Schluss aus ihrer Analyse zog. „Ich glaube nicht, dass Donald Trump Joe Biden schlagen kann.“Gewiss seien die vier von zehn Wählern, die für sie gestimmt hätten, keine Mehrheit. Aber als gelernte Betriebswirtin wisse sie, dass dies „keine winzige Gruppe“sei. Deshalb habe sie „die Pflicht“, im Rennen zu bleiben. In den nächsten zehn Tagen würden die Menschen in 21 Bundesstaaten ihre Stimme abgeben. „Die haben das Recht, eine echte Wahl, statt bloß einen Kandidaten nach dem Stil der Sowjets vorgesetzt zu bekommen.“
Das klang kämpferisch, änderte aber wenig an den Realitäten. Haley hatte 15mal so viel Geld in ihrem Heimatstaat ausgegeben als Trump. Sie besuchte im Schlussspurt 40 Wahlkampfveranstaltungen, während Trump es vorzog, sich bei der Conservative Political Action Conference (CPAC) in Washington als „politischer Dissident“zu inszenieren. Er griff dort seine politischen Gegner mit Begriffen aus dem Wörterbuch des Unmenschen an und sprach über seine Rache-Fantasien für eine zweite Amtszeit.
Nichts von dem oder sein Auftritt vor schwarzen Republikanern, bei denen der in 91 Punkten vor vier Strafgerichten angeklagte Trump seine rechtlichen Nöte mit der strukturellen Diskriminierung der Afroamerikaner in der US-Justiz verglich, änderte etwas an der Dominanz des MAGA-Kandidaten. Selbst die Aufforderung an Wladimir Putin, säumige NATOMitglieder anzugreifen, empörte die einstige Partei Ronald Reagans nicht.
Nominierung Trumps sehr wahrscheinlich
„Das ging schneller, als ich dachte“, erklärte der strahlende Wahlsieger auf seiner Siegesfeier in Columbia vor einem halb leeren Raum. Seine Anhänger waren drei Minuten nach Schließen der Wahllokale noch nicht im Saal, als Trump vor die Kameras eilte. Dafür standen neben ihm auf der Bühne alle, die Rang und Namen in der Republikanischen Partei von South Carolina haben. Darunter die beiden Senatoren Tim Scott und Lindsey Graham, Gouverneur Henry McMaster und alle fünf Kongressabgeordneten.
„Ich habe die Republikaner noch nie so einig gesehen, wie in diesem Moment“, feierte Trump seinen vierten Sieg in Folge. Während er in New Hampshire Haley noch wutschnaubend persönlich beleidigte, erwähnte er sie dieses Mal nicht einmal namentlich. Die Wähler in ihrem Heimatstaat hatten sie gedemütigt, indem sie Haley drei Prozent weniger Stimmen gaben als in Neuengland. Wie später ein Redner nach dem anderen, machte der designierte Präsidentschaftskandidat aber klar, dass er sich den Ausstieg Haleys aus dem Rennen erwartet.
Doch die denkt nicht daran, sondern hat bereits TV-Werbeblöcke in den nächsten Bundesstaaten gebucht, die am Super-Dienstag (5.3) wählen. An diesem Tag werden die Republikaner rund ein Drittel der Delegierten für den Wahlparteitag in Milwaukee im Juli vergeben. Ende März werden es mehr als die Hälfte sein. Mangels vorzeigbaren Erfolgen dürfte Haleys Verbleib im Rennen nicht mehr als eine trotzige Geste sein.
Der republikanische Stratege Ron Kaufmann kann sich nicht daran erinnern, dass die Vorwahlen bei einem Rennen mit mehreren Kandidaten so schnell vorüber waren wie diese. „Es gibt niemanden, der in Trump nicht den Nominierten sieht“, sagt Kaufman. „Ob ihnen das gefällt oder nicht.“