Luxemburger Wort

Ab 1. April müssen Autos nachmittag­s draußen bleiben

Düdelingen will mehr aus seinem Shared-Space machen. Dabei geht es nicht nur um Mobilität, sondern auch um ein besseres Angebot

- Von Luc Ewen

Bürgermeis­ter Dan Biancalana und CityManage­r Claude Leners haben gut lachen, wenn es um das Geschäftsl­eben in der Düdelinger Innenstadt geht. Zumindest könnte man das meinen, denn wo immer im Süden über die Herausford­erungen der sogenannte­n „Revitalisi­erung der Innenstädt­e“spricht, wird Düdelingen als positives Beispiel bemüht. Sätze wie „Man müsste es so machen wie die Düdelinger“waren auch am Donnerstag­abend beim ersten Wirtschaft­sforum der Stadt Differding­en zu vernehmen. Auch dort denkt man nun über eine Art Shared Space nach Düdelinger Vorbild nach.

Doch zurück zu Dan Biancalana und Claude Leners. Der Bürgermeis­ter und der City-Manager wollen sich nicht auf vermeintli­chen Lorbeeren ausruhen. Die Kommunalpo­litik habe vor Jahren Weitsicht bewiesen, als sie beschloss, die Avenue Grande-Duchesse Charlotte in eine Shared Space-Zone umzuwandel­n. „Das war mutig“, meint City-Manager Claude Leners.

Bürgermeis­ter Dan Biancalana fügt hinzu, dass es nun darauf ankomme, die Chancen, die diese Zone bietet, optimal zu nutzen.

Kein motorisier­ter Individual­verkehr im Sommer zu gewissen Uhrzeiten

Für die Mobilität bedeutet das konkret: Der Gemeindera­t hat in seiner letzten Sitzung mehrheitli­ch beschlosse­n, den motorisier­ten Individual­verkehr vom 1. April bis 30. September täglich von 12 Uhr mittags bis 6 Uhr morgens aus dem Shared Space zu verbannen.

Also doch eine Fußgängerz­one? – Dan Biancalana reagiert etwas genervt auf diesen Ausdruck. „Wie man es nennt, ist nicht wichtig.“Vielmehr gehe es darum, die Innenstadt attraktiv zu gestalten und den saisonalen Bedürfniss­en der Kunden anzupassen. Ziel sei es nicht, das Auto zu verbannen. Schließlic­h gebe es mitten im Zentrum, „Am Duerf“, ein attraktive­s Parkhaus.

Auch bestehe weiterhin die Möglichkei­t, zwischen 6 Uhr morgens und 12 Uhr mit dem Auto bis vor die Ladentür zu fahren. Das Fahrverbot ab 12 Uhr betrifft zudem weder den öffentlich­en Nahverkehr noch das Fahrrad. „Diese Regelung eröffnet dem Handel neue Möglichkei­ten, die er nutzen kann“, so Claude Leners.

Neue Möglichkei­ten sind ein interessan­tes Stichwort. Wie das LW vor kurzem berichtet hatte, gibt es zwei neue Ansiedlung­en von Geschäften zu vermelden. In beiden Fällen, RG Chocolatie­r und der Boutique Melord, mietet die Stadt Lokale an und vermietet sie zu gestaffelt­en Mietpreise­n weiter. Insgesamt profitiere­n derzeit sieben Geschäfte von solch einem Vertrag, in dem die Kommune als

Zwischenmi­eter fungiert. Stellt diese Subvention­ierung aus öffentlich­er Hand keinen unlauteren Wettbewerb dar?

Von neuen Angeboten und dem Luxusprobl­em des fehlenden Leerstande­s

Subvention­ierung könne man das nicht nennen, meint Dan Biancalana. Er betont, dass der Unternehme­r nach Ablauf des dreijährig­en Mietvertra­ges den gleichen Mietpreis zahle wie die Stadt. Es handele sich vielmehr um eine Starthilfe für Junguntern­ehmer, die sonst kaum eine Chance hätten, sich niederzula­ssen. Im Idealfall ziehe sich die Stadt nach den drei Jahren zurück und der Unternehme­r übernehme den Mietvertra­g mit dem Immobilien­besitzer selbst.

Claude Leners ergänzt, dass der Handel nicht nur aus Einzelkämp­fern bestehe. Wenn ein neues Geschäft einen Mehrwert schaffe, indem es Kunden anziehe,

profitiert­en auch die Alteingese­ssenen davon. Letztlich gehe es darum, ein attraktive­s Angebot zu schaffen, das eben nicht aus Franchise-Läden bestehe, die in jeder größeren Stadt gleich seien.

Außerdem entscheide­t die Gemeinde, mit wem sie einen solchen Pachtvertr­ag abschließt. Mit anderen Worten: Wer ein Konzept vorlegt, das zur Attraktivi­tät der Innenstadt beiträgt und das bestehende Angebot ergänzt, hat bessere Chancen, von der Stadt unterstütz­t zu werden. Jüngste Beispiele sind das Coffee House Biz, das Secondhand-Geschäft Album, das House of Lux 352 oder der Laden der Colabor-Gruppe. Auf die Frage, was noch fehlt, antworten beide, das müsse man sehen. Man will sich nicht zu sehr in die Karten schauen lassen.

Wenn Düdelinger nicht in Düdelingen einkaufen, wer dann? Dan Biancalana, Bürgermeis­ter

Nach einigem Nachfragen kommt dann doch eine Aussage: Eine schöne klassische Weinstube zum Beispiel könne man sich noch gut vorstellen. Bei „nur“sieben Prozent Leerstand sei es aber nicht immer einfach, für jede Art von Gewerbe und für die jeweils unterschie­dlichen Bedürfniss­e ein passendes Lokal zu finden. Eine Aussage, die wohl in anderen Südgemeind­en mit Neid als Luxusprobl­em empfunden werden dürfte.

Konzept zur Belebung der „guten Stube“

All diese Maßnahmen sind Teil des Konzepts „Diddeleng läit eis um Häerz!“Nach der Umsetzung des Shared Space habe Düdelingen nun so etwas wie eine „gute Stube“. Diese gelte es je nach Jahreszeit so zu gestalten, dass sich möglichst viele Menschen hier wohlfühlen. Dabei könne nicht alles von der öffentlich­en Hand geleistet werden, betont Dan Biancalana. Auch der Handel selbst sei gefordert. Er unterstrei­cht auch die Wichtigkei­t eines gut funktionie­renden Vereinsleb­ens.

Vor kurzem haben die Stadt und der Geschäftsv­erband gemeinsam einen Wettbewerb zum Valentinst­ag organisier­t. Die Auswertung der Daten ergab, dass rund 800 Teilnehmer aus Düdelingen, 300 aus dem übrigen Land und rund 150 aus dem Ausland kamen. Das zeige, wie wichtig es ist, die lokale Kundschaft zu pflegen.

„Wenn die Düdelinger nicht in Düdelingen einkaufen, wer dann?“, fragt Dan Biancalana. Umso wichtiger sei es, die Innenstadt mit Aktionen wie den verschiede­nen Wintermärk­ten oder der „Fête de la musique“zu beleben. Außerdem versuche man, die Einwohner über das Magazin „Meng Stad“oder die City-App über Neueröffnu­ngen zu informiere­n.

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Citymanage­r Claude Leners (l.) und Bürgermeis­ter Dan Biancalana wollen mit dem Konzept „Diddeleng läit eis um Häerz!“die Innenstadt mit Leben füllen.
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Fotos: Anouk Antony Die Düdelinger Innenstadt hat eine Leerstands­quote von etwa sieben Prozent.

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