Die faszinierende Welt des „Sumoverse“
Sumo lädt ein zu einer Reise durch die Zeit und einem unendlichen, lebendigen Raum voller Blasen, Wolken, Punkte, Sprüchen und den kultigen Crazy Baldhead-Figuren
Wenn er Französisch spricht, mischt er englische Wörter ein. Kein Wunder! Sumo ist in Großbritannien zur Welt gekommen, hat auch dort studiert, und zwar in London am Ravensbourne College und später am London College of Communication, aber in Luxemburg definitiv seine Wahlheimat gefunden. In der Galerie der BIL stellt er noch bis zum 31. Mai seine rezenten Werke aus. Und dort treffen wir ihn vor der Vernissage am vergangenen Donnerstag.
Es ist das zweite Mal, dass er sein Oeuvre in dieser Galerie zeigt. „Vor elf Jahren durfte ich erstmals dort ausstellen, und das für so etwas wie ein ,big break‘ in meiner Kunst“, erklärt der Graffiti-Künstler mit einem breiten Lächeln. Damals hat er sich von der Street Art abgewandt, wollte nicht mehr mit einem Fuß in der Illegalität stehen und auf Wänden im öffentlichen Raum sprühen. Ganz bezeichnenderweise lief seine Ausstellung 2013 unter dem Titel „Bad Meaning Good“. Sumo malte fortan auf Leinwand und machte somit seine Kunst
Um es kühn auszudrücken: Ich betrachte NFTs als die aufregendste Entdeckung seit meiner Begegnung mit Graffiti als Teenager in den 90er-Jahren. Sumo, Künstler
im wahrsten Sinne des Wortes salonfähig. Kunstliebhaber konnten sich seine Gemälde ins Wohnzimmer holen und sich zu seiner poppigen Kunst bekennen.
Ein neuer Meilenstein
Damals hat Sumo auch damit begonnen, Acryl und Gouasche mit Pinsel aufzutragen, sowie mit Stiften zu malen, und nicht nur alles mit der Spraydose aufzutragen. Von seiner neuen Ausstellung „Enter the Sumoverse“in der BIL erhofft sich der Künstler einen ähnlichen Wandel. Denn dabei macht er ganz zaghaft seine ersten
Schritte in der digitalen Kunst. Seine Bilder haben noch mehr Tiefe als sie eh schon hatten – und mit einer 3-D-Brille, die das Farbspektrum nicht verändert, erschließt sich dem Betrachter der Bilder eine Reise durch die Zeit und einem unendlichen, lebendigen Raum voller Blasen, Wolken, Punkte, Sprüchen und den kultigen Crazy Baldhead-Figuren des Künstlers.
Auch hat Sumo erstmals eine Videoinstallation dabei, in der man alle Bilder seiner Ausstellung wieder findet und mit der 3D-Brille noch intensiver in sie eintauchen kann. Sumo greift zurück auf sein Knowhow in Grafikdesign, vor allem bei Kunstprojekten wie der Gestaltung der LuxairFlugzeuge, beim Merchandising, bei Kunstinstallationen und bei seinem jüngsten Vorstoß in die digitale Kunst und NFTs („NonFungible Token“, eine digitalisierte Form eines Werkes, wobei Besitz und Authentizität digital bestätigt werden). Im Mittel
punkt des künstlerischen Werkes bei Sumo steht stets das Thema der unendlichen Zeit und des unendlichen Raums. Die Bilder sind auf der Leinwand eingefangene Momente festgehaltener Zeit. Dabei lässt der Künstler sich inspirieren von seiner Umgebung, von Musik und Aktualität, lässt Zeitgeist, kulturelle Bezüge und oft humorvolle Wortspiele in seine Kreationen einfließen. Jedes gemalte Element konstruiert Zeitschichten, wobei die anfängliche Schicht die Vergangenheit und die vordere Schicht die Gegenwart verkörpert.
So arbeitet Sumo an mehreren Kunstwerken zugleich. Manchmal dauert es einige Jahre, bis ein Werk fertig ist. Verschiedene Elemente werden wieder übermalt, ohne aber ganz zu verschwinden. „Erst wenn mir die Bildkomposition gefällt, dann höre ich auf, das Bild ist fertig“, erklärt der Künstler.
„Die Verwendung leuchtender und reiner Farben ist inspiriert von meinen fröhlichen Kindheitserinnerungen an Bonbonpapier, Spielzeugverpackungen, Skateboarding, Plattencover und die schillernden Farben des frühen MTV-Senders“, erzählt der Künstler.
Und der verrückte Glatzkopf fehlt auch in den rezenten Werken von Sumo nicht. Mit der Zeit hat Sumo ihn verfeinert, seine Augen in glänzende, spitze Schlitze verwandelt, die ihm eine rätselhafte und bedrohliche Aura verleihen. Die Einführung verschiedener Brillen bereicherte seine Persönlichkeit zusätzlich. Der verrückte Glatzkopf wurde zu seinem Markenzeichen und machte seine Kunst unverwechselbar. Indem er seine künstlerischen Grenzen immer weiter ausdehnt, mit verschiedenen Medien und Techniken experimentiert, entfernte er sich zunehmend vom traditionellen Graffiti. Heute als vollwertiger, unabhängiger Künstler baut er „sein Sumoverse“auf. „Je mehr ich über NFTs recherchiere und herausfinde, desto span
nender wird es für mich. Ich sehe, wie sich die Zukunft vor meinen Augen entfaltet“, schreibt der Künstler im Begleitheft zu seiner Ausstellung und fügt hinzu: „Um es kühn auszudrücken: Ich betrachte NFTs als die aufregendste Entdeckung seit meiner Begegnung mit Graffiti als Teenager in den 90er-Jahren.“
„Enter the Sumoverse“, Somo, in der Galerie der BIL (Hauptsitz in Hollerich), noch bis zum 31. Mai.