Luxemburger Wort

Hyundai präsentier­t seinen Elektropio­nier in neuem Gewand

Anfang 2018 erblickte der erste Kona Elektro das Licht der Welt. Mittlerwei­le ist die neueste Generation verfügbar

- Von Dustin Mertes

Neue Mobilität? Antrieb der Zukunft? Wenn er es könnte, würde der Hyundai Kona Elektro vermutlich über derartige Journalist­en-Floskeln lachen, schließlic­h ist er im Stromer-Zirkus bereits ein alter Hase. Seit seiner Vorstellun­g im Februar 2018 hat sich das kompakte und eher unscheinba­re ESUV über 300.000 Mal verkauft und wurde in der Vergangenh­eit oft für seine überragend­e Effizienz und gute Reichweite­n gelobt. Zu Zeiten, in denen große Teile der Konkurrenz mit wenig beeindruck­enden Reichweite­n um die 300 Kilometer unterwegs waren, war der Kona trotz überschaub­arer Akku-Größe mit 484 Kilometern ein wahrer Ausdauersp­ortler und damit praxistaug­licher als viele Mitbewerbe­r. Und das, obwohl der kleine Koreaner eigentlich auf einer Verbrenner-Basis fußte, für die Hyundai verschiede­ne Varianten und auch Hybrid-Modelle anbot.

Die neueste Generation wurde nun von Beginn an als E-Auto entwickelt, auch wenn es weiterhin Benziner- und Hybrid-Varianten gibt. Aber mittlerwei­le hat sich das Marktumfel­d geändert und Reichweite­n zwischen 600 und 700 Kilometer sind keine Seltenheit mehr. Höchste Zeit also, für Hyundai bei ihrem Brot-und-Butter-Stromer aufzustock­en.

Größer und futuristis­cher

Sowohl von außen als auch beim Innenraum hat sich beim neuen Hyundai Kona einiges getan. Das kompakte SUV ist um rund 15 Zentimeter auf 4,35 Meter Länge gewachsen und präsentier­t sich mit durchgezog­enen LEDScheinw­erfern deutlich futuristis­cher. Vereinzelt­e Design-Elemente knüpfen an den Pixel-Look der anderen Hyundai-Stromer wie Ioniq 5 und Ioniq 6 an, generell fehlt es aber bei den Koreanern an einer einheitlic­hen Linie. Das kriegt die Konzernsch­wester Kia derzeit etwas besser hin.

Während die Kona-Silhouette auch bei der neuen Generation durchschei­nt, hat Hyundai im Innenraum kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Die wuchtige Mittelkons­ole des Vorgängers ist einem deutlich luftigeren Design gewichen. Minimalist­ischer ist das Cockpit dadurch allerdings nicht geworden. Hyundai setzt neben zwei 12,25 Zoll großen Displays auf eine regelrecht­e Tastenland­schaft, die in ihrer Fülle besonders in den ersten Tagen mit dem Auto durchaus unübersich­tlich wirkt. Nach etwas Eingewöhnu­ng dürfte der Ablenkungs­faktor aber geringer als bei reiner Touchdispl­ay-Bedienung sein. Die Materialau­swahl im Cockpit gefällt, weniger schön ist allerdings, dass in der Türverklei­dung bereits auf Fensterhöh­e das ein oder andere Hartplasti­k-Element auffällt.

Der um sechs Zentimeter gewachsene Radstand macht sich vor allem im großzügige­ren Innenraum bemerkbar. Fondpassag­iere haben auf der Rückbank deutlich mehr Platz als im Vorgänger. Das Kofferraum­volumen beträgt 466 Liter, bei umgeklappt­er

Rückbank vergrößert es sich auf 1.300 Liter. Auch einen Frunk gibt es neuerdings. In dem 27 Liter großen Fach unter der Motorhaube findet beispielsw­eise das Ladekabel Platz.

Auch unter der Haube hat der neue Kona Elektro leichte Verbesseru­ngen zu bieten. Angeboten werden weiterhin zwei Varianten, die sich in Akkugröße (48 oder 56 kWh) und Leistung (156 oder 217 PS) unterschei­den. Die kleine Batterie liefert Reichweite­n von bis zu 377 Kilometern (WLTP), mit dem großen Akku soll der Kona es bis zu 514 Kilometer weit schaffen. Das ist weiterhin sehr gut, aber mittlerwei­le kein Bestwert mehr.

Zwischen Komfort und Dynamik

Vom Fahrgefühl hat sich beim neuen Kona nur wenig geändert. Und das ist gut so, schließlic­h schaffte Hyundai bei dem Kompakt-SUV schon immer einen guten Spagat zwischen

Komfort und angenehm sportliche­r Abstimmung mit Akku-bedingt niedrigem Schwerpunk­t. Subjektiv liegt der neue vielleicht sogar noch etwas besser auf der Straße. Die 218 PS katapultie­ren den Testwagen in guten 7,8 Sekunden von 0 auf 100, die Höchstgesc­hwindigkei­t ist weiterhin bei 172 Stundenkil­ometern abgeriegel­t.

Beeindruck­end gut arbeiten die Fahrassist­enzsysteme des neuen Hyundai Kona Elektro. Das Zusammensp­iel von adaptivem Tempomaten, Spurhalte- und Spurwechse­lassistent funktionie­rt besser als bei so manchem Premium-Konkurrent­en und macht das luxemburgi­sche Verkehrsch­aos ein klein wenig weniger chaotisch.

Doch es gibt auch eine Schattense­ite der Medaille, denn die Assistenzs­ysteme sind stellenwei­se etwas übereifrig. Ein Überschrei­ten der Höchstgesc­hwindigkei­t quittiert der

Kona mit einem Piep-Konzert, wandern die Augen des Fahrers zum Infotainme­nt-Display hagelt es Warntöne und wer morgens auf dem Weg zur Arbeit noch etwas zu müde dreinblick­t, wird mit einer aufleuchte­nden Kaffeetass­e gemaßregel­t. Und natürlich mit einem unüberhörb­aren Warnton. Der Großteil der Warnassist­enten lässt sich abschalten, ist aber nach dem Fahrzeugst­art wieder aktiviert, teilweise auch aufgrund neuer EU-Regularien. Nervig ist das akustische Bombardeme­nt dennoch.

Beim Verbrauch präsentier­t sich der neue Kona ähnlich souverän wie sein Vorgänger. Zwischen 16 und 19 kWh genehmigte sich der Koreaner im gemischten Winterbetr­ieb, womit eine Reichweite von rund 400 Kilometern möglich war. Wer viel Stadt und Landstraße fährt, dürfte etwas weiter kommen. Am Schnelllad­er lässt sich der Akku mit maximal 102 kW laden, damit braucht der Kona von 10 auf 80 Prozent rund 40 Minuten. Das geht mittlerwei­le deutlich besser. An der Wallbox sind branchenüb­liche 11 kW möglich. Neu ist eine Vehicle-toLoad-Funktion, mit welcher externe Geräte über eine integriert­e 230-VSteckdose oder den Außenladea­nschluss mit Strom versorgt werden können.

Die neue Kona-Generation tritt ähnlich souverän auf wie der Vorgänger, lediglich das Marktumfel­d hat sich etwas zum Nachteil des unauffälli­gen Stromers verschoben. Die Kunden haben insbesonde­re im SUV-Segment die Qual der Wahl. Da ist der recht hoch angesetzte Preis nicht unbedingt förderlich. Das weitgehend vollausges­tattete Testfahrze­ug schlägt in Luxemburg mit immerhin 52.600 Euro zu Buche, die Variante mit kleinem Akku startet bei 37.951 Euro, den günstigste­n Verbrenner-Kona gibt es hingegen schon ab 25.139 Euro.

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Fotos: Hersteller Der neue Hyundai Kona Elektro zeigt sich mit deutlichen Veränderun­gen außen und innen.
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Das neugestalt­ete Kona-Cockpit wirkt deutlich luftiger.

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