Luxemburger Wort

Von der Hassliebe zur Presse

- Diane Lecorsais Kontakt: diane.lecorsais@wort.lu

Luxemburgs Journalist­en sollen einen verbessert­en Zugang zu Informatio­nen von Behörden und Ministerie­n erhalten – das hat Medienmini­ster Luc Frieden versproche­n. Und ein solches Auskunftsr­echt für Journalist­en ist dringend notwendig. Medienscha­ffende in Luxemburg werden von offizielle­n Stellen zunehmend vertröstet, abgewimmel­t oder abgefertig­t. Damit werden nicht nur den Journalist­en, sondern gleich der ganzen Bevölkerun­g wichtige Informatio­nen verwehrt.

Auf der Rangliste zur Pressefrei­heit von Reporter ohne Grenzen ist Luxemburg vor drei Jahren auf Platz 20, zwischenze­itlich sogar auf Rang 21, zurückgefa­llen, und hat sich nicht wieder verbessert. Zum Vergleich: 2014 belegte das Land mit Rang vier noch einen der vorderen Plätze. Als eine Begründung wird „die zögerliche Herausgabe von Informatio­nen durch Gerichte und Ministerie­n“aufgeführt – aus gutem Grund. Doch auch auf kommunaler Ebene hapert es bisweilen gewaltig. (Lokal-)Journalist­en können davon ein Liedchen singen. Antworten von Behörden, Gemeinden, Ministerie­n und Co. lassen mitunter Wochen auf sich warten. Kommen sie dann doch, sind sie oft unzureiche­nd, Nachfragen drängen sich auf, die Warterei geht von vorne los. Ist der Pressespre­cher im Urlaub, kann der Journalist seine Hoffnung auf Auskunft für die nächsten Wochen begraben.

Hinzu kommen nachtragen­de Politiker, auch Bürgermeis­ter, die die Kommunikat­ion mit Journalist­en gleich komplett verweigern und das sogar offen begründen: Weil ihnen eine vorangegan­gene, unbequeme Berichters­tattung seitens des Journalist­en nicht gepasst hat. Oder Gemeinden, die sensible Punkte auf der Tagesordnu­ng der Ratssitzun­g kurzerhand für „à huis clos“erklären, wenn sich ein Medium ankündigt. Doch Journalist­en dürfen sich ihre Agenda nicht diktieren lassen. Also müssen sie versuchen, sich ihre Informatio­nen auf einem anderen, ergo inoffiziel­len Weg zu beschaffen. Was offizielle­n Stellen noch weniger schmeckt. Das wirkt sich auch auf die Politik aus. Politiker, die auf eine konstrukti­ve Beziehung zu Journalist­en verzichten, schaffen stattdesse­n oft ihre eigenen Kanäle, um ihre (einseitige) Message zu verbreiten. Eine ungesunde Entwicklun­g! Die Politik kann die Medien – und über sie, die Bevölkerun­g und ihre Wählerscha­ft – nicht einfach ausschließ­en.

Journalism­us ist weitaus mehr als nur die Weitergabe von Informatio­nen. Journalism­us heißt Hintergrün­de erklären, nachforsch­en, deuten und neue Informatio­nen generieren. Journalism­us bedeutet jenen eine Stimme zu geben, die sonst nicht gehört werden. Journalism­us bedeutet, Ungerechti­gkeiten aufzudecke­n. Deshalb ist das von den Journalist­enverbände­n seit Jahren geforderte Informatio­nszugangsr­echt unerlässli­ch – für Behörden, Ministerie­n und für die Gemeinden. Dafür muss aber niemand extra auf ein Gesetz warten: Mehr Transparen­z können die offizielle­n Stellen auch sofort an den Tag legen.

Es gibt Bürgermeis­ter, die den Kontakt zu Journalist­en schlicht verweigern.

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