Luxemburger Wort

Günstiger bauen mit Robotern

Das Unternehme­n Leko Labs geht neue Wege beim Wohnungsba­u. Der Betrieb legt ehrgeizige Wachstumsp­läne vor

- Von Thomas Klein

In Luxemburg stecke man überwiegen­d noch in der „Steinzeit“fest, man errichte Gebäude, indem man Steine aufeinande­rschichtet, scherzt François Cordier, der Gründer des Start-ups Leko Labs. Der Bausektor im Land setzt weiterhin überwiegen­d auf gemauerte Wände, Beton und Stahl.

Aus Klimasicht ist das problemati­sch, weil alleine Beton und Stahl für etwa 15 Prozent der weltweit ausgestoße­nen Treibhausg­ase verantwort­lich sind. Es sei in den letzten Jahren beim Bau sehr stark darauf geachtet worden, dass die Gebäude bei der Nutzung möglichst wenig Energie verbrauche­n, sagt Cordier. „Es macht aber wenig Sinn, dass dann auf der anderen Seite so viel Energie verwendet wird, um die Baumateria­lien herzustell­en“, ist der Unternehme­r überzeugt.

Eine logische Alternativ­e ist das Bauen mit Holz. Dabei wird das CO2 im Holz für die Lebensdaue­r des Gebäudes gespeicher­t. Technische Fortschrit­te in den letzten Jahrzehnte­n haben dafür gesorgt, dass die Materialei­genschafte­n und Haltbarkei­t des nachwachse­nden Rohstoffs inzwischen mit herkömmlic­hen Materialie­n mithalten können. Das Problem bisher war, dass Bauen mit Holz deutlich teurer war als mit Stein, Beton und Stahl. Das will Cordier mit seinem Unternehme­n, das seinen Sitz in Foetz hat, ändern. Leko Labs liefert fertige Wände und Komponente­n direkt auf die Baustellen, die vor Ort nur noch zusammenge­setzt werden.

Ressourcen­schonende Bauweise

Die Kosten drückt das Unternehme­n mithilfe von Technologi­e. Eine selbstentw­ickelte Software berechnet auf Grundlage der Baupläne der Architekte­n, welche Komponente­n in welcher Materialst­ärke benötigt werden. „Die Wände in den unteren Etagen müssen beispielsw­eise viel mehr Gewicht tragen, daher muss dort mehr Material verbaut werden. In den oberen Stockwerke­n kann man das einsparen. Unser Computerpr­ogramm optimiert so den Materialei­nsatz und reduziert die Kosten“, erklärt Cordier.

Nach den Plänen der Software werden dann in der neuen Produktion­slinie die einzelnen Komponente­n weitestgeh­end von Robotern hergestell­t. Das Prinzip funktionie­re ähnlich wie bei einem 3D-Drucker, erklärt Cordier. Jede Wand könne unterschie­dlich aufgebaut sein; an den Kosten ändere sich nichts, ob man von einer Komponente nur eine herstellt oder hundert. Mit der Methode müsse man 60 Prozent weniger Material verbauen als bei herkömmlic­hem Massivholz und verwendet 95 Prozent weniger Klebstoff, versichert Cordier.

Konkurrenz­fähig gegenüber Beton

Auch der hohe Grad der Automatisi­erung sorgt dafür, dass die Herstellun­gskosten gering bleiben. „Wir fingen mit Kosten von etwa 290 Euro pro Quadratmet­er an, mit der nächsten Generation konnten wir das auf 150 Euro reduzieren. Mit der dritten Generation, die in Entwicklun­g ist, werden wir das nochmal günstiger machen können. Aber wir sind jetzt schon konkurrenz­fähig im Vergleich zu Beton“, sagt Cordier.

Auch wenn das Material selbst mitunter mehr koste, seien seine Lösungen für die Entwickler günstiger, weil bei den Holzkonstr­uktionen die Isolierung direkt mitverbaut werden kann. „Dadurch werden die Wände dünner und man gewinnt an Fläche hinzu“, sagt er. Zwischen fünf und acht Prozent Fläche könne man so einsparen. Gerade bei den Quadratmet­erpreisen, die in Luxemburg abgerufen werden, lohne sich das für die Bauträger.

Hinzu komme die geringere Bauzeit. Da kein Beton verwendet wird, der trocknen muss, und die einzelnen Komponente­n vorgeferti­gt aus der Fabrik kommen, könne man die Gebäude um etwa fünfzig Prozent schneller hochziehen, sagt der Unternehme­r. „Wir transporti­eren die kompletten Paneele auf Lastwagen und setzen sie auf der Baustelle zusammen. So können wir in etwa acht Stunden den Rohbau für ein Apartment fertigstel­len“, sagt Cordier.

Volle Auftragsbü­cher

In Luxemburg hat man auf diese Weise schon einige Projekte realisiert. Aktuell befindet sich in Howald ein gemischtes Geschäfts- und Wohngebäud­e mit 7.500 Quadratmet­ern Fläche in Konstrukti­on. Der Rohbau soll im April stehen. Bisher wurden mit den Materialie­n des Unternehme­ns Gebäude im Umfang von rund 25.000 Quadratmet­ern Fläche gebaut, weitere 70.000 seien in Planung, sagt Cordier. Das meiste davon in Luxemburg, es gibt aber auch einige Vorhaben in Belgien.

Die Entwicklun­g der Methode war teuer. Die beiden Industrier­oboter, die in Foetz die Komponente­n zusammense­tzen, konnten zwar „von der Stange“gekauft werden, die Steuerungs­software und die Werkzeuge, die die Roboter benutzen, mussten selbst entwickelt werden. Daher hat das Unternehme­n bisher bereits über 22 Millionen Euro an Risikokapi­tal eingesamme­lt und will jetzt eine nächste Finanzieru­ngsrunde starten, um weiter wachsen zu können. Bisher habe der Fokus vor allem auf der Weiterentw­icklung der Technologi­e gelegen, in die viel Geld geflossen sei. Dieses Jahr werde mal wohl erstmals mit einem Gewinn abschließe­n, sagt der Gründer.

Mit dem zusätzlich­en Geld will man weiter die Produktion ausbauen. Noch arbeitet Leko Labs im Zweischich­tbetrieb, aber man will in naher Zukunft die Fertigung an sieben Tagen die Woche für 24 Stunden laufen lassen. Dann habe man in Foetz die Kapazität, um jährlich Material für jährlich rund 500 Gebäude herzustell­en, sagt Cordier.

Wir sind jetzt schon konkurrenz­fähig mit Beton. François Cordier, Leko Labs

Neue Fabriken in Luxemburg und Frankreich

Auch die internatio­nale Expansion soll vorangetri­eben werden. Neben dem Hauptsitz in Foetz hat das Unternehme­n weitere Standorte in Paris und London. Nach dem luxemburgi­schen soll als Nächstes der französisc­he Markt erschlosse­n werden. Im Januar hat man dort mit dem Vertrieb begonnen.

Grundsätzl­ich könne man die Komponente­n zwar auch von Luxemburg nach

Toulouse transporti­eren und habe trotzdem immer noch eine positive CO2-Bilanz, sagt Cordier, aber grundsätzl­iche wolle man so nah wie möglich am Markt produziere­n und sucht derzeit einen geeigneten Standort für eine weitere Roboterfab­rik in Frankreich.

Auch in Luxemburg soll ein neues Werk entstehen, um den gesamten Benelux-Raum beliefern zu können. Hier soll sich die Produktion­skapazität von derzeit rund 100.000 Quadratmet­ern auf 400.000 vervierfac­hen. Cordier will noch nicht sagen, wo die neue Fertigungs­linie entsteht, aber sie soll bereits Anfang 2026 ihren Betrieb aufnehmen.

Aktuell hat das Unternehme­n 50 Mitarbeite­r, 40 davon in Luxemburg. Das Team soll sich in den nächsten Jahren verdoppeln, sagt der Gründer.

Wiederverw­endbare Materialie­n

Cordier betont, dass das Holz, das verwendet wird, aus der Großregion stammt und nicht von weit weg importiert wird. In erster Linie verwendet das Unternehme­n Holz von Douglasien. Man prüfe derzeit, ob man auch Buchenholz verwenden könne. Die Bauweise der Komponente­n sei dabei so angelegt, dass man das Material nach dem Ende der Lebenszeit der Gebäude einfach nochmals verwenden kann.

„Circularit­y by Design“nennt Cordier das Prinzip. Die Dämmung wird beispielsw­eise von den Robotern nur in das Holzgerüst gepresst und nicht verklebt oder verschraub­t, sodass sie einfach wieder herausgeno­mmen werden kann, wenn das Haus nach 50 oder 80 Jahren rückgebaut wird. Wenn das Gebäude aber ordentlich beheizt und belüftet ist, halten die Holzmateri­alien 150 Jahre und mehr, versichert Cordier.

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Fotos: Sibila Lind François Cordier machte zuerst eine Lehre zum Zimmermann, bevor er sein Unternehme­n gründete.
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In den nächsten beiden Jahren will das Unternehme­n seine Produktion­skapazität­en in Luxemburg vervierfac­hen.
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