Fusion Bomb erfüllen sich den Traum von einer Tour im Nightliner
Die Luxemburger Thrash-Metalband geht im März gemeinsam mit Suicidal Angels im Bus auf Europa-Tournee. Eine Herausforderung und Chance zugleich
„22 Konzerte in 24 Tagen – das ist schon etwas ganz Neues für uns. Diese Tour bedarf einer anderen Organisation, das ist ein anderes Programm. Doch da kommen noch ganze andere Herausforderungen auf uns zu, als nur die Konzerte“, meint Michel Remy. Der Bassist der Luxemburger Thrash-Metalband Fusion Bomb wirkt aufgeregt und enthusiastisch, als er auf die bevorstehende Europa-Tournee zu sprechen kommt. „Die größte Challenge bei dieser Tour wird wohl das Zwischenmenschliche sein. Wir sitzen zu 23 in einem Bus. Dieser wird für 24 Tage unser Zuhause sein und da treffen eben 23 ganz unterschiedliche Charaktere auf engstem Raum aufeinander.“
Fusion Bomb ist ab dem 1. März auf Tour – und das gemeinsam mit der griechischen Thrash-Metalband Suicidal Angels, die sich seit ihrem Gründungsjahr 2001 einen Namen in der internationalen Metalszene gemacht hat. Der erste Stopp ist in Essen in der Kult-Venue Turock, der letzte Halt am 24. März in Hannover. Dazwischen spielen sie unter anderem in Paris, Kopenhagen, Prag, Freiburg und Wien. Als das „Luxemburger Wort“Michel Remy und seinen Bandkollegen Scott Kutting in der MK Bar in Esch/Belval, ihrem Szenentreff, das zurzeit renoviert und mehr auf die Bedürfnisse der Luxemburger Metalszene angepasst wird, begegnet, wird ganz schnell deutlich: Diese Konzertreihe ist für die vierköpfige Band aus Luxemburg alles andere als gewöhnlich.
Immer 100 Prozent geben
„Wir haben davor zwar schon mehrmals getourt, doch das waren meistens eher Do-ItYourself-Touren. Da haben wir unsere Konzerte dann auch selbst gebucht und organisiert“, erklärt Scott Kutting, Drummer von Fusion Bomb. Und vor allem seien sie auch noch nie so lange gemeinsam als Band unterwegs gewesen. Auch ihre beiden Ton- und Bühnentechniker seien dieses Mal mit dabei.
Dass die Jungs nun gemeinsam mit Suicidal Angels quer durch Europa in Großstädten wie Berlin und Budapest Konzerte spielen, haben sie unter anderem ihrer Managerin Fanny Jacobson und ihrer Wiener Booking Agency Georg Leitner Productions zu verdanken. Und mit dieser Tour gehe schließlich auch ein Stück weit ein Kindheitstraum aller Bandmitglieder in Erfüllung.
„Ich habe jahrelang darauf gewartet, endlich als Band mit einem Nightliner, also einem Bus, der gleichzeitig als Hotel dient, auf Tour gehen zu können“, so Scott Kutting energisch. „Man könnte sagen, dass wir unser inneres Kind in dieser Band ausleben“, vervollständigt Michel Remy. Was aber nicht bedeutet, dass sie ihr Projekt nicht ernst nehmen. Ganz im Gegenteil: Wie Michel Remy betont, würden er und seine Bandkollegen ihre Band so handhaben, als ob sie ein Millionenpublikum hätten. Sie leben für die Musik und möchten diese Energie auch auf der Bühne zeigen.
„Wir haben schon mal an einem Montagabend ein Konzert vor zwei Zuschauern gespielt. Und ganz ehrlich, sind das beinahe die geilsten Konzerte, weil da musst du alles geben. Wenn du es schaffst vor zwei Leuten aufzutreten und die beiden stehen nach Ende des Konzerts immer noch da: Respekt. Wenn du vor 300 Leuten auftrittst und fünf verlassen den Saal, weil ihnen das Konzert nicht gefällt, merkt man das nicht. Aber wenn bei zwei Zuschauern einer den Saal verlässt, da guckt man schon doof aus der Wäsche. Wir treten auf und geben alles – egal, wer vor der Bühne steht. Das ist unsere Philosophie“, versichert der Bassist von Fusion Bomb.
Oldschool und authentisch
Dabei setzt die Band stets auf das Motto „Thrashing like it‘s ’86“. „Wir machen einfach gerne Musik, die etwas oldschool ist. Auch unsere Auftritte sollen diesen Charakter haben. Da gehört es dann halt dazu, mal mehrere kiloschwere Instrumente und Material die Treppen auf- und abzuschleppen“, lacht Michel Remy. Dass Fusion Bomb eine Live- und keine Studioband ist, kristallisiert sich nicht nur während des Interviews deutlich heraus. Alle, die die Gruppe bereits live erlebt haben, wissen, dass die Luxemburger Thrash-Metalband eine energische Show abliefert. Deswegen ist es Michel Remy, Scott Kutting und den beiden Gitarristen Miguel Teixeira Sousa und Luc Bohr auch so wichtig, die anstehende Tour als Chance zu nutzen, um ihr letztes Album „Concrete Jungle“(2019) noch einmal live zu präsentieren. „Als wir ,Concrete Jungle‘ Ende 2019 veröffentlicht haben, hatten wir für 2020 eine ganze Reihe von Festivals und Tourneen geplant, die wegen der Pandemie leider alle abgesagt wurden. Das Album wurde eigentlich nie richtig live vorgestellt“, bedauert der Schlagzeuger der Band. Michel Remy ergänzt: „Doch mit dieser Tour holen wir das jetzt nach. Das Pulver ist bisher nicht verschossen.“Ein neues Album stehe zwar in den Startlöchern, doch mit dem Release wolle man noch etwas warten.
Die Jungs von Fusion Bomb nehmen sich gerne Zeit und produzieren lieber Qualität statt Quantität. Und auch ihre Musik hat sich seit ihrer Gründung 2010 verändert. „Wir wollen nicht die Band sein, die 30 Jahre lang exakt dasselbe macht“, betont der Bassist der Gruppe. Die Anfänge als Band erlebten die Jungs während ihrer Jugendjahre. Dass es hierzulande so gut wie keine jugendlichen Nachfolger gäbe, die versuchen, sich als Metalband zu verwirklichen, macht Scott Kutting und Remy Michel etwas Sorgen um die Szene. Dass es allerdings möglich ist, sich von einer Teenager-Garagenband zu einer etablierten Gruppe in der Luxemburger Metalszene weiterzuentwickeln, haben Fusion Bomb bereits mehrfach bewiesen.