Das fragwürdige Spiel des Norbert Conter
Der Rausschmiss von ProActif-Direktor François Georges Anfang Februar durch ProActif-Präsident und Ex-LCGB-Vizepräsident Norbert Conter hat für große Aufregung gesorgt. Ungeachtet der Frage, ob der Direktor Norbert Conter tatsächlich physisch angreifen wollte, lässt der Fall den Präsidenten in einem fragwürdigen Licht erscheinen.
Norbert Conter hat im Alleingang entschieden, François Georges zu feuern. Die Entscheidung wurde nicht vom Verwaltungsrat ratifiziert. Conters Aussage gegenüber dem LW, der Verwaltungsrat habe „komplett hinter der Entscheidung“gestanden, ist schlichtweg falsch. Teile des Verwaltungsrats tragen die Entscheidung nicht mit.
Die Kündigung erfolgte während des Krankenscheins. Die Verwaltungsratssitzung wurde in eine Ferienwoche verlegt, sodass einzelne Mitglieder physisch nicht dabei sein konnten. Der Vertreter aus dem Arbeitsministerium, der als Beobachter an den Sitzungen teilnimmt, war urlaubsbedingt gar nicht anwesend.
Wichtige Dokumente, wie die eidesstattlichen Erklärungen der Zeugen des Vorfalls, wurden den Verwaltungsräten vorenthalten. Stattdessen wurden neue Vorwürfe gegen Georges erhoben. Vorwürfe, gegen die er sich nicht wehren konnte, weil er nicht zur Sitzung eingeladen war.
Norbert Conter tut alles, damit nur seine Sicht der Dinge nach außen getragen wird. Er erteilte der gesamten Belegschaft Redeverbot. Indem er veranlasst hat, dass François Georges keinen Zugang mehr zu seinem Computer und zu seinen Handydaten hat, hat Conter ihm die Möglichkeit genommen, anhand von Dokumenten, E-Mails, Anruflisten oder Textnachrichten Anschuldigungen gegen ihn zu widerlegen.
Es mutet geradezu kafkaesk an, dass François Georges bis heute keine Möglichkeit eingeräumt wurde, seine Sicht der Dinge darzulegen – nicht in einem arbeitsrechtlich vorgeschriebenen Kündigungsgespräch, nicht im Verwaltungsrat und nicht im LCGB. Georges wurde noch vor der Verwaltungsratssitzung aus der Gewerkschaft ausgeschlossen, ohne dass man ihn zu den Vorwürfen befragt hätte.
Das Arbeitsministerium unterstützt die Beschäftigungsinitiative mit Steuergeldern in Höhe von 25 Millionen Euro jährlich. Arbeitsminister Georges Mischo (CSV) ist demnach mitverantwortlich, dass es bei ProActif mit rechten Dingen zugeht. Doch selbst er hat kein Interesse, sich Georges‘ Position anzuhören, obwohl Letzterem ein Gespräch in Aussicht gestellt worden war.
François Georges steht allein auf weiter Flur im Kampf gegen einen Präsidenten, der das Arbeitsrecht und elementare Governance-Regeln mit Füßen tritt und dabei den Großteil des Verwaltungsrats, den LCGB und den Arbeitsminister auf seiner Seite hat. Gegen derart machtvolle Seilschaften ist François Georges chancenlos.
Gegen derart machtvolle Seilschaften ist François Georges chancenlos.