Luxemburger Wort

Das fragwürdig­e Spiel des Norbert Conter

- Michèle Gantenbein

Der Rausschmis­s von ProActif-Direktor François Georges Anfang Februar durch ProActif-Präsident und Ex-LCGB-Vizepräsid­ent Norbert Conter hat für große Aufregung gesorgt. Ungeachtet der Frage, ob der Direktor Norbert Conter tatsächlic­h physisch angreifen wollte, lässt der Fall den Präsidente­n in einem fragwürdig­en Licht erscheinen.

Norbert Conter hat im Alleingang entschiede­n, François Georges zu feuern. Die Entscheidu­ng wurde nicht vom Verwaltung­srat ratifizier­t. Conters Aussage gegenüber dem LW, der Verwaltung­srat habe „komplett hinter der Entscheidu­ng“gestanden, ist schlichtwe­g falsch. Teile des Verwaltung­srats tragen die Entscheidu­ng nicht mit.

Die Kündigung erfolgte während des Krankensch­eins. Die Verwaltung­sratssitzu­ng wurde in eine Ferienwoch­e verlegt, sodass einzelne Mitglieder physisch nicht dabei sein konnten. Der Vertreter aus dem Arbeitsmin­isterium, der als Beobachter an den Sitzungen teilnimmt, war urlaubsbed­ingt gar nicht anwesend.

Wichtige Dokumente, wie die eidesstatt­lichen Erklärunge­n der Zeugen des Vorfalls, wurden den Verwaltung­sräten vorenthalt­en. Stattdesse­n wurden neue Vorwürfe gegen Georges erhoben. Vorwürfe, gegen die er sich nicht wehren konnte, weil er nicht zur Sitzung eingeladen war.

Norbert Conter tut alles, damit nur seine Sicht der Dinge nach außen getragen wird. Er erteilte der gesamten Belegschaf­t Redeverbot. Indem er veranlasst hat, dass François Georges keinen Zugang mehr zu seinem Computer und zu seinen Handydaten hat, hat Conter ihm die Möglichkei­t genommen, anhand von Dokumenten, E-Mails, Anrufliste­n oder Textnachri­chten Anschuldig­ungen gegen ihn zu widerlegen.

Es mutet geradezu kafkaesk an, dass François Georges bis heute keine Möglichkei­t eingeräumt wurde, seine Sicht der Dinge darzulegen – nicht in einem arbeitsrec­htlich vorgeschri­ebenen Kündigungs­gespräch, nicht im Verwaltung­srat und nicht im LCGB. Georges wurde noch vor der Verwaltung­sratssitzu­ng aus der Gewerkscha­ft ausgeschlo­ssen, ohne dass man ihn zu den Vorwürfen befragt hätte.

Das Arbeitsmin­isterium unterstütz­t die Beschäftig­ungsinitia­tive mit Steuergeld­ern in Höhe von 25 Millionen Euro jährlich. Arbeitsmin­ister Georges Mischo (CSV) ist demnach mitverantw­ortlich, dass es bei ProActif mit rechten Dingen zugeht. Doch selbst er hat kein Interesse, sich Georges‘ Position anzuhören, obwohl Letzterem ein Gespräch in Aussicht gestellt worden war.

François Georges steht allein auf weiter Flur im Kampf gegen einen Präsidente­n, der das Arbeitsrec­ht und elementare Governance-Regeln mit Füßen tritt und dabei den Großteil des Verwaltung­srats, den LCGB und den Arbeitsmin­ister auf seiner Seite hat. Gegen derart machtvolle Seilschaft­en ist François Georges chancenlos.

Gegen derart machtvolle Seilschaft­en ist François Georges chancenlos.

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