Dea Dautaj sieht trotz zitternder Knie eine einmalige Chance
Die Handball-Nationalspielerin tritt mit ihren Teamkolleginnen in der EM-Qualifikation gegen Färöer an. Für die 23-Jährige ist es eine besondere Erfahrung
Es ist ein seltenes Privileg, das ist Dea Dautaj bewusst. Dass Luxemburgs Handballfrauen in dieser Saison in der Hauptrunde der EM-Qualifikation antreten, liegt an besonderen Umständen. Die Vorqualifikation fiel wegen zu geringer Beteiligung aus, daher treten die Außenseiterinnen gleich gegen Topgegner an. „Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass wir diese Erfahrung machen können. So etwas ergibt sich vielleicht nie wieder“, sagt Dautaj.
Die Nationalspielerin des HB Düdelingen und das FLH-Team haben in der Gruppe sieben bereits zwei schwere Duelle gegen Island und Schweden hinter sich. Jetzt treffen sie zweimal auf die Auswahl der Färöer: Am heutigen Mittwoch (18.45 Uhr) in der heimischen Coque und am Sonntag (18 Uhr) auswärts in Torshavn.
Voraussichtlich sind die Frauen aus dem hohen Norden erneut eine ganz große Herausforderung für die Luxemburgerinnen. Nationaltrainer Alexandre Scheubel wertet die Auswahl der Färöer als ebenbürtig mit Island. Im Oktober verlor seine Mannschaft 14:32 in Island und 17:39 gegen den WM- und EM-Fünften Schweden.
Entscheidend aber war für die Luxemburgerinnen, dass sie zwei couragierte Auftritte hinlegten und zeitweise mit den Großen mithalten konnten. Vor allem die Anfangsphase in der Coque gegen Schweden gelang den FLH-Frauen erstaunlich gut. Dass man sich von der besten Seite gezeigt und sich nicht blamiert hat, hilft jetzt vor dem dritten Spiel. „Der Respekt bleibt immer. Aber ich glaube schon, dass wir jetzt weniger Angst haben“, meint Dautaj.
Geholfen hat den Spielerinnen auch Scheubel, der seit Ende Mai 2023 im Amt ist. „Er versucht immer, uns die Angst zu nehmen. Er weiß, dass wir da alle mit zitternden Knien stehen. Aber er schafft es, uns den Druck zu nehmen“, berichtet Dautaj von den offenbar immer gelungenen Ansprachen des Franzosen: „Er bringt es so rüber, dass wir danach zeigen, was wir können.“
Wieder ganz in Luxemburg
Sie selbst konnte das in der bisherigen Liga-Spielzeit nicht immer. Aber jetzt geht die Saison für sie so richtig los. Im vergangenen Herbst musste Dautaj zunächst wegen einer Finger-Operation pausieren. Als sie sich wieder herangekämpft hatte, erlitt sie Ende Oktober einen Bänderriss im Sprunggelenk. Sie fiel mehrere Wochen aus und konnte erst im Test-Länderspiel vor Weihnachten gegen Belgien (24:32) wieder auflaufen.
Dazu kam, dass sie wegen ihres MasterStudiums in klinischer Psychologie ein Semester in Brüssel verbrachte und lediglich zum Freitagstraining und den Spielen nach Düdelingen kommen konnte. „Es war schwierig. Ich hatte Sorge, dass meine Leistung nachlässt“, so Dautaj.
Seit diesem Februar wohnt sie wieder ganz in Luxemburg, weil sie ein PflichtPraktikum in der Heimat absolviert. Nach intensivem Training fühlt sie sich „sehr gut“. Das letzte Ligaspiel vor der EM-Qualifikation, den Titelgruppen-Auftakt auswärts gegen Diekirch, gewann Düdelingen überraschend hoch mit 28:12. Dautaj war mit acht Treffern die beste Werferin. „Es ist perfekt, dass ich vor der Kampagne so ein Spiel hatte“, meint sie selbst.
Im aktuellen Nationalkader gehört die 23-Jährige schon zu den erfahrenen Spielerinnen, sie hat alle Kampagnen der damals neu gegründeten FLH-Frauenauswahl seit 2019 mitgemacht. Mittlerweile befindet sich die Mannschaft in einem Verjüngungspro
Der Respekt bleibt immer. Aber ich glaube schon, dass wir jetzt weniger Angst haben. Dea Dautaj
zess. „Wir haben ein Durchschnittsalter von 22 Jahren“, so Trainer Scheubel, der auf die Stammspielerinnen Sharon Dickes, Lola Scheuren (beide verletzt) und Teodora Galic (persönliche Gründe) verzichten muss.
Der Nationalcoach hat mehrere junge Neulinge nominiert. Moira Avallone, Laura Ciufoli, Sophie Elcheroth und Alissa Massaro geben ihr Debüt in der EM-Qualifikation. Sie sind Spielerinnen der U18-Auswahl, die von Nationalmannschafts-Kapitänin Tina Welter trainiert wird. „Ich freue mich für sie. Wir sind uns bewusst, dass das auch Stress für die jungen Spielerinnen bedeutet und sie vielleicht Angst haben. Unsere Aufgabe ist es, ihnen Vertrauen zu geben“, so Welter.
„Sie entwickeln sich sehr gut“, sagt auch Dautaj über die Teenager in der Mannschaft. Der Zusammenhalt stimmt jedenfalls, unabhängig vom Alter. Gemeinsam wollen Luxemburgs Handballerinnen weiter vorankommen, auch wenn ein Sieg in
einer Haupt-Qualifikation eher unwahrscheinlich ist. „Die Teilnahme ist eine Chance für die Spielerinnen, sich gegen sehr starke Mannschaften zu beweisen“, meint Scheubel, der im Training große Fortschritte beobachtet hat. Ein Ziel für die beiden Duelle gegen Färöer sei: „Wir möchten besser sein als in den Spielen im Oktober.“