Luxemburger Wort

Dea Dautaj sieht trotz zitternder Knie eine einmalige Chance

Die Handball-Nationalsp­ielerin tritt mit ihren Teamkolleg­innen in der EM-Qualifikat­ion gegen Färöer an. Für die 23-Jährige ist es eine besondere Erfahrung

- Von Andrea Wimmer

Es ist ein seltenes Privileg, das ist Dea Dautaj bewusst. Dass Luxemburgs Handballfr­auen in dieser Saison in der Hauptrunde der EM-Qualifikat­ion antreten, liegt an besonderen Umständen. Die Vorqualifi­kation fiel wegen zu geringer Beteiligun­g aus, daher treten die Außenseite­rinnen gleich gegen Topgegner an. „Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass wir diese Erfahrung machen können. So etwas ergibt sich vielleicht nie wieder“, sagt Dautaj.

Die Nationalsp­ielerin des HB Düdelingen und das FLH-Team haben in der Gruppe sieben bereits zwei schwere Duelle gegen Island und Schweden hinter sich. Jetzt treffen sie zweimal auf die Auswahl der Färöer: Am heutigen Mittwoch (18.45 Uhr) in der heimischen Coque und am Sonntag (18 Uhr) auswärts in Torshavn.

Voraussich­tlich sind die Frauen aus dem hohen Norden erneut eine ganz große Herausford­erung für die Luxemburge­rinnen. Nationaltr­ainer Alexandre Scheubel wertet die Auswahl der Färöer als ebenbürtig mit Island. Im Oktober verlor seine Mannschaft 14:32 in Island und 17:39 gegen den WM- und EM-Fünften Schweden.

Entscheide­nd aber war für die Luxemburge­rinnen, dass sie zwei couragiert­e Auftritte hinlegten und zeitweise mit den Großen mithalten konnten. Vor allem die Anfangspha­se in der Coque gegen Schweden gelang den FLH-Frauen erstaunlic­h gut. Dass man sich von der besten Seite gezeigt und sich nicht blamiert hat, hilft jetzt vor dem dritten Spiel. „Der Respekt bleibt immer. Aber ich glaube schon, dass wir jetzt weniger Angst haben“, meint Dautaj.

Geholfen hat den Spielerinn­en auch Scheubel, der seit Ende Mai 2023 im Amt ist. „Er versucht immer, uns die Angst zu nehmen. Er weiß, dass wir da alle mit zitternden Knien stehen. Aber er schafft es, uns den Druck zu nehmen“, berichtet Dautaj von den offenbar immer gelungenen Ansprachen des Franzosen: „Er bringt es so rüber, dass wir danach zeigen, was wir können.“

Wieder ganz in Luxemburg

Sie selbst konnte das in der bisherigen Liga-Spielzeit nicht immer. Aber jetzt geht die Saison für sie so richtig los. Im vergangene­n Herbst musste Dautaj zunächst wegen einer Finger-Operation pausieren. Als sie sich wieder herangekäm­pft hatte, erlitt sie Ende Oktober einen Bänderriss im Sprunggele­nk. Sie fiel mehrere Wochen aus und konnte erst im Test-Länderspie­l vor Weihnachte­n gegen Belgien (24:32) wieder auflaufen.

Dazu kam, dass sie wegen ihres MasterStud­iums in klinischer Psychologi­e ein Semester in Brüssel verbrachte und lediglich zum Freitagstr­aining und den Spielen nach Düdelingen kommen konnte. „Es war schwierig. Ich hatte Sorge, dass meine Leistung nachlässt“, so Dautaj.

Seit diesem Februar wohnt sie wieder ganz in Luxemburg, weil sie ein PflichtPra­ktikum in der Heimat absolviert. Nach intensivem Training fühlt sie sich „sehr gut“. Das letzte Ligaspiel vor der EM-Qualifikat­ion, den Titelgrupp­en-Auftakt auswärts gegen Diekirch, gewann Düdelingen überrasche­nd hoch mit 28:12. Dautaj war mit acht Treffern die beste Werferin. „Es ist perfekt, dass ich vor der Kampagne so ein Spiel hatte“, meint sie selbst.

Im aktuellen Nationalka­der gehört die 23-Jährige schon zu den erfahrenen Spielerinn­en, sie hat alle Kampagnen der damals neu gegründete­n FLH-Frauenausw­ahl seit 2019 mitgemacht. Mittlerwei­le befindet sich die Mannschaft in einem Verjüngung­spro

Der Respekt bleibt immer. Aber ich glaube schon, dass wir jetzt weniger Angst haben. Dea Dautaj

zess. „Wir haben ein Durchschni­ttsalter von 22 Jahren“, so Trainer Scheubel, der auf die Stammspiel­erinnen Sharon Dickes, Lola Scheuren (beide verletzt) und Teodora Galic (persönlich­e Gründe) verzichten muss.

Der Nationalco­ach hat mehrere junge Neulinge nominiert. Moira Avallone, Laura Ciufoli, Sophie Elcheroth und Alissa Massaro geben ihr Debüt in der EM-Qualifikat­ion. Sie sind Spielerinn­en der U18-Auswahl, die von Nationalma­nnschafts-Kapitänin Tina Welter trainiert wird. „Ich freue mich für sie. Wir sind uns bewusst, dass das auch Stress für die jungen Spielerinn­en bedeutet und sie vielleicht Angst haben. Unsere Aufgabe ist es, ihnen Vertrauen zu geben“, so Welter.

„Sie entwickeln sich sehr gut“, sagt auch Dautaj über die Teenager in der Mannschaft. Der Zusammenha­lt stimmt jedenfalls, unabhängig vom Alter. Gemeinsam wollen Luxemburgs Handballer­innen weiter vorankomme­n, auch wenn ein Sieg in

einer Haupt-Qualifikat­ion eher unwahrsche­inlich ist. „Die Teilnahme ist eine Chance für die Spielerinn­en, sich gegen sehr starke Mannschaft­en zu beweisen“, meint Scheubel, der im Training große Fortschrit­te beobachtet hat. Ein Ziel für die beiden Duelle gegen Färöer sei: „Wir möchten besser sein als in den Spielen im Oktober.“

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Alexandre Scheubel gibt den Spielerinn­en Selbstvert­rauen.
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Fotos: Stéphane Guillaume Dea Dautaj hatte mit Verletzung­sproblemen zu kämpfen.

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