Luxemburger Wort

Céleste Mordenti will auch ohne Olympia-Ticket nach Paris

Die Kunstturne­rin hat sich nicht für die kommenden Sommerspie­le qualifizie­rt. Der Blick geht schon Richtung 2028

- Von Andrea Wimmer

Die Chance war nur winzig. Aber Céleste Mordenti wollte trotzdem alles versuchen. Das hat sie auch getan. Luxemburgs beste Kunstturne­rin kämpfte mit großem Einsatz um eines der heiß begehrten Olympia-Tickets. Es reichte nicht, was sie nicht wirklich überrascht­e. „Ich wusste, wie schwer es sein würde“, sagte sie. Allzu große Erwartunge­n habe sie nicht gehabt.

Die Teilnahme an den drei WeltcupVer­anstaltung­en in Ägyptens Hauptstadt Kairo Mitte Februar, in Cottbus in Deutschlan­d am vergangene­n Donnerstag und Freitag sowie in der zweiten März-Woche in Baku (AZE) bot der Luxemburge­rin eine – sehr kleine – Möglichkei­t, sich doch noch für die Olympische­n Spiele in diesem Sommer in Paris zu qualifizie­ren. Jetzt ist schon nach Cottbus klar, dass die Luxemburge­rin auch mit einer Glanzleist­ung in Baku nicht mehr genug Punkte für ein Olympia-Ticket holen kann. „Das ist total unrealisti­sch“, meinte die 21-Jährige.

Eine andere Chance war die Weltmeiste­rschaft im vergangene­n Herbst in Antwerpen (B) gewesen. Damals war Mordenti nicht allzu weit von der Qualifikat­ion entfernt. Sie hatte sich danach im Grunde damit abgefunden, in Paris 2024 nicht als Athletin dabei zu sein, wie sie berichtete. Aber dann beschloss sie, den Traum doch nicht aufzugeben und den noch schwereren Weg über die Weltcup-Teilnahme zu probieren. Sie wollte sich später nicht darüber ärgern müssen, nicht alles versucht zu haben. „Das war mein Hauptgedan­ke“, so die Turnerin von Gym Bonneweg.

Höheres Risiko

Dafür ging sie das wegen der Punkte notwendige Risiko ein, mit neuen Elementen vor allem am Stufenbarr­en und einem deutlich höheren Schwierigk­eitsgrad anzutreten, obwohl nur wenig Zeit zur Vorbereitu­ng blieb. Unter anderem studierte sie den Gienger-Salto ein. Dieses Flugelemen­t am Stufenbarr­en ist nach dem deutschen Olympia-Medailleng­ewinner Eberhard Gienger benannt. „Ich wusste, dass ich bessere Chancen habe, wenn die Übung gelingt. Aber mir war auch bewusst, dass sie nicht zu 100 Prozent gelingen kann. So etwas braucht Zeit“, erklärte sie. Für zwei neue Elemente und zwei neue Kombinatio­nen seien vier Monate sehr knapp bemessen.

Ein Sturz vom Barren in Cottbus und zwei vom Schwebebal­ken in Kairo kosteten sie bessere Platzierun­gen. Ein 27. Stufenbarr­en-Rang (12,200 Punkte) in Ägypten war ein gutes Resultat unter 54 Starterinn­en. Mordenti hätte aber unter die besten 16 kommen müssen, um überhaupt Zähler für ein mögliches Olympia-Ticket sammeln zu können.

In Baku tritt sie dennoch wie vorgesehen an, denn solche Weltcup-Erfahrunge­n sind für sie langfristi­g wichtig. „Da wir die Wettkämpfe nicht nur im Hinblick auf Olympia 2024 sehen, sondern auch als Weg zu Olympia 2028, macht dies Sinn“, erklärte Gilles Andring, der Verantwort­liche für den Leistungss­port beim Luxemburge­r Verband FLGym. Mordenti wird in den nächsten Jahren versuchen, sich für die Sommerspie­le in Los Angeles zu qualifizie­ren. „Das ist mein Plan. Ich mache auf jeden Fall weiter“, betonte sie.

Im Kunstturne­n ist eine OlympiaQua­lifikation enorm schwer, zumal für eine Athletin aus einem kleinen Land. Falls Mordenti es irgendwann schaffen sollte, wäre sie die erste Vertreteri­n Luxemburgs seit Sascha Palgen, der 2008 in Peking teilnahm. Er selbst war damals der erste Luxemburge­r seit 44 Jahren gewesen. Mordenti hat alles dafür getan, um so profession­ell wie möglich turnen zu können. Seit Herbst 2022 gehört sie zur Trainingsg­ruppe des Vereins TurnZ in Amsterdam, wo sie Künstliche Intelligen­z studiert. Sie hat sich seither deutlich gesteigert.

Spannende Wettkämpfe

Die vergangene­n Wochen waren anstrengen­d für sie. Das Umfeld des Kairo-Weltcups war in mancher Hinsicht „sehr anders“als bei anderen Turnverans­taltungen, so Mordenti. „Ich merke im Nachhinein, dass die Anpassung an eine andere Kultur doch Energie kostet.“Dann ging es direkt weiter nach Cottbus, wo das traditions­reiche „Turnier der Meister“eine ganz starke Konkurrenz anzog.

Bis Baku trainiert sie nun wieder in Amsterdam. Ein Wettkampf in der Heimat steht im April auf dem Programm: Dann tritt Mordenti bei den Luxembourg Open an. Im Mai folgt die Europameis­terschaft in Rimini in Italien. Für dieses Event ist sie als Mitglied des COSL-Elitekader­s automatisc­h startberec­htigt.

Die olympische­n Turn-Wettbewerb­e in Paris möchte Mordenti im Sommer ebenfalls besuchen – als Zuschaueri­n. Doch auch da ist die Konkurrenz groß, wie die Sportlerin festgestel­lt hat: „Ich möchte gerne hinfahren, um die Qualifikat­ion anzuschaue­n. Aber es ist nicht einfach, Tickets zu bekommen.“

: Ich merke im Nachhinein, dass die Anpassung an eine andere Kultur doch Energie kostet. Céleste Mordenti

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Foto: AFP Nach der Weltmeiste­rschaft in Antwerpen hat Céleste Mordenti für ihren Olympia-Traum neue Elemente einstudier­t.

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