Luxemburger Wort

Mit kraftvolle­m Schwung nach Texas

Die Luxemburge­r Golfspiele­rin Marie Baertz hat eine besondere Affinität zur Technik. Das gilt sowohl für ihren Sport als auch für ihr Studium als Bauingenie­urin

- Von André Klein

Marie Baertz verbringt viel Zeit auf dem Golfplatz, mindestens drei Stunden pro Tag, an den Wochenende­n gibt es eine kleine Ruhepause, sofern keine Turniere anstehen. Doch das harte Training hat sich gelohnt. Die 21-Jährige ist amtierende Landesmeis­terin, spielt in der Frauenmann­schaft des Ersten Golfclubs Westpfalz in der zweiten deutschen Bundesliga und schwingt seit August vergangene­n Jahres den Schläger für das College-Team der Texas A&M University-Commerce.

Dabei hätte ihr sportliche­r Weg auch ein ganz anderer sein können. „Mit acht Jahren habe ich mit dem Tennis begonnen und sogar noch bis zu meinem Abitur 2022 gespielt. Meine ersten Golferfahr­ungen habe ich erst vier Jahre später gemacht, als mein

Vater mich zum Golf-Club Grand-Ducal mitgenomme­n hat. Am Anfang war es nicht immer spannend, manchmal sogar enttäusche­nd, wenn man den Ball nicht richtig getroffen hat“, erinnert sich die Studentin.

Doch Baertz war ehrgeizig. Ihre Lernkurve stieg kontinuier­lich an, ebenso der Spaßfaktor an dem Spiel mit den vielen verschiede­nen Schlägern und dem kleinen Ball. „Ich mag es sehr, draußen in der Natur zu sein und habe beim Golf auch neue Freunde gefunden. Was mich an dem Sport aber wirklich fasziniert, ist die Technik. Man braucht lange, um darin gut zu werden und muss auch eine gewisse mentale Stärke entwickeln. Denn eine Runde dauert oft bis zu fünf Stunden“, so Baertz, deren Begeisteru­ng für Technik sich auch in der Wahl ihres Studienfac­hs als angehende Bauingenie­urin widerspieg­elt.

An ihr neues Leben in Texas hat sie sich bereits nach wenigen Monaten gut gewöhnt. „Hier ist es komplett anders als in Luxemburg, aber schon auf eine positive Art. Die Leute sind sehr offen und freundlich, manchmal ist es ein bisschen hektisch. Ich mag das College-Leben hier.“

Durch ihr Studium ist die Golfspiele­rin nicht mehr so oft in Europa und im Großherzog­tum, lediglich in den Semesterfe­rien von Mai bis August. „Ich habe meinen Flug schon gebucht, am 11. Mai geht es wieder nach Hause.“Fast passend zum Start der Golfsaison in der zweiten Bundesliga. „Leider werde ich die ersten beiden Partien mit meinem deutschen Club noch verpassen, aber die restlichen drei bin ich dabei. Weil außer mir am ersten Spieltag noch ein paar andere Spielerinn­en feh

len, haben wir einen Nachteil“, sagt Baertz, für die nach zwei verpassten Aufstiegen in Serie dieses Mal der Klassenerh­alt das Hauptziel ist.

Der bessere Frauenspor­t in den USA

Es war eine Teamkamera­din des Ersten Golfclubs Westpfalz, die Marie Baertz auf die Idee brachte, Studium und Golf in den USA unter einen Hut zu bringen. „Eine meiner Mitspieler­innen in Deutschlan­d hat an der Texas A&M University-Commerce studiert. Sie hat mich praktisch ihrer ehemaligen Golftraine­rin dort empfohlen. Deshalb bin ich jetzt hier, aber auch weil die Möglichkei­ten im Golf und insbesonde­re im Frauenspor­t hier einfach noch besser sind als in Europa.“

Bei ihrem ersten Turnier mit den Lions, so der Name ihres College-Teams, sprang in der Teamwertun­g der dritte Platz unter elf Teilnehmer­n heraus, im Einzel reichte für die Top Ten. Die guten Platzierun­gen hat sie auch ihrer Technik und ihrem kraftvolle­n Schwung am Abschlag zu verdanken. „Ich habe eine gute Länge beim Abschlag, das ermöglicht mir später einfachere Schläge ins Grün, weil die Wege kürzer sind“, eifert Baertz ihrem Idol Nelly Korda nach, die sie für ihren kontrollie­rten Schwung bewundert.

Am Anfang war es nicht immer spannend, manchmal sogar enttäusche­nd, wenn man den Ball nicht richtig getroffen hat. Marie Baertz, Golfspiele­rin

Erst zu dieser Saison sind die Lions in die NCAA Division l der Southland Conference gewechselt. Dadurch dürfen sie zwar an allen Turnieren und den Southland Championsh­ips teilnehmen, aber für einen potenziell­en Aufstieg in die nächst höhere Liga ist die Mannschaft den Regeln entspreche­nd noch vier Jahre blockiert.

Für die junge Luxemburge­rin ist das kein Problem, denn sie will bei den Turnieren vor allem lernen und noch besser werden. „Die Saison hier in Texas ist eine gute Vorbereitu­ng auf die Bundesliga“, bleibt Baertz pragmatisc­h. Auch mit der Nationalma­nnschaft hat sie noch einiges vor. „2022 war ich mit Luxemburg bei der AmateurWM in Paris. Ich habe dort zwar nicht mein bestes Golf gezeigt, aber es war dennoch eine unglaublic­he Erfahrung. Ich habe einige der besten Golfspiele­rinnen der Welt gesehen und weiß jetzt auch, wie solch ein großes Turnier abläuft.“

Rang 53 von 56 Nationen beweist, dass für Luxemburg noch einiges an Arbeit im Frauengolf ansteht, weshalb man sich zunächst mit Gegnern auf Augenhöhe messen will. Vom 31. Juli bis zum 3. August nimmt Baertz mit dem Nationalte­am am European Ladies Team Shield Championsh­ip in Bad Ragaz (CH) teil, eine Art zweite Golfliga in Europa. „Wir nehmen schon zum zweiten Mal an diesem Turnier teil und hoffen dieses Mal auf einen Podiumspla­tz.“

Damit das gelingt, will Baertz weiterhin hart trainieren und hat dabei eine spezielle, eigene Routine entwickelt. „Es gibt nur einen Schläger, den ich doppelt besitze. Das ist ein Wedge, dessen Rillen dem Ball einen besonderen Spin verleihen sollen, damit er im Grün direkt liegen bleibt. Den habe ich aber schon so oft benutzt, dass er kaum noch Rillen hat und ich einen neuen benötigte. Der alte kommt jetzt nur noch im Training zum Einsatz, der neue ist für die Turniere“, hofft die Golfspiele­rin, sich so einen kleinen taktischen und technische­n Vorteil zu verschaffe­n.

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Technik, mentale Stärke und die Liebe zur Natur sind drei Faktoren, die Marie Baertz am Golfsport begeistern.
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Fotos: privat Marie Baertz hat einen besonders kraftvolle­n Abschlag.
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