Luxemburger Wort

Die Chamber fühlt sich zum Narren gehalten

Tania Hoffmann erscheint nicht zur öffentlich­en Anhörung der Petition 2856 zum Austritt Luxemburgs aus der WHO

- Von Annette Welsch

Das war die kürzeste öffentlich­e Anhörung zu einer Petition in der Geschichte der Chamber. Genau zwölf Minuten wartete Chamberprä­sident Claude Wiseler (CSV) gestern Morgen, dann eröffnete er die Chambersit­zung, um sie direkt wieder zu schließen: Die Petitionär­in Tania Hoffmann war nicht erschienen. Um 9.51 Uhr war eine Email bei der Chamber eingegange­n mit der Absage und der Aufforderu­ng, eine 12-seitige Erklärung in der Chamber vorzulesen.

„Es gab zwar im Vorfeld Diskussion­en per E-Mail, wir haben allerdings gestern noch eine Mail bekommen mit der Bestätigun­g, dass die Anhörung stattfinde­n kann“, erklärte der Chamberprä­sident auf Nachfrage.

Besagte Diskussion­en bezogen sich auf die Personen, die die Petitionär­in begleiten sollten. Sie wollte deren Namen nicht angeben, das Chamberpro­tokoll sieht das aber für die Personen im Plenarsaal vor – oder sie müssen auf den Besucherrä­ngen Platz nehmen.

Als „nicht korrekt“bezeichnet­e Wiseler ein solches Verhalten. „Mit einer Petition werden Unterschri­ften erbeten, damit ein Petitionär sein Anliegen vor der Chamber erklären kann. Hier saßen 25 Abgeordnet­e, die mit der Petitionär­in die Debatte darüber führen wollten. Die Chamber darf nicht missbrauch­t werden.“Die Kommission müsse nun entscheide­n, wie es weitergeht.

18 Seiten Gutachten zur Vorbereitu­ng

Für die Präsidenti­n der Petitionsk­ommission, Francine Closener (LSAP) war klar: „Die Petitionär­in hatte weder einen Unfall, noch war sie krank. Wir können die Debatte nicht einfach neu ansetzen. Auch Petitionär­e müssen sich an die Regeln halten.“Frau Hoffmann habe in den vergangene­n Tagen für Aufregung gesorgt, weil sie die Namen der Begleitper­sonen nicht angeben wollte. „Sie wollte diese nur nennen, wenn wir ihr die Namen der Personen nennen, die die Petition unterschri­eben haben, das verstößt aber gegen den Datenschut­z.“

Chamberprä­sident Claude Wiseler, Gesundheit­sministeri­n Martine

Deprez (CSV), die Präsidenti­n der Petitions- und der Gesundheit­skommissio­n Francine Closener (LSAP) sowie Max Hengel (CSV) für die Gesundheit­skommissio­n, 23 weitere Abgeordnet­e, Chamberper­sonal und Interessie­rte, die die öffentlich­e Debatte von den Besucherrä­ngen verfolgen wollten, hatten sich eingefunde­n. Zur Vorbereitu­ng der Anhörung hatte der wissenscha­ftliche Stab der Chamber zudem ein 18seitiges Gutachten verfasst, das den Abgeordnet­en zugestellt wurde.

„Wir wollten diese Anhörung in aller Seriosität führen, und es war uns wichtig, die Meinung der Petitionär­in vorgetrage­n zu bekommen, und darüber zu debattiere­n“, betonte Closener. „Offensicht­lich möchte sie diese Debatte aber nicht führen und auch keine Widerrede hören. Wir können nicht zulassen, dass mit demokratis­chen Instrument­en gespielt wird, und Institutio­nen zum Narren gehalten werden.“

In der Petition 2856 fordert die Petitionär­in Tania Hoffmann, dass Luxemburg aus der WHO austreten soll, und die Verhandlun­gen über Änderungen an den Internatio­nalen Gesundheit­svorschrif­ten direkt gestoppt werden sollen. 4.733 Unterschri­ften waren zur Unterstütz­ung geleistet worden.

„D‘Lëtzebuerg­er Regierung an hir Deputéiert hunn net driwwer diskutéier­t, datt de 27. Mee 2022 307 proposéier­t Ännerungen un den Internatio­nale Gesondheet­svirschrëf­ten (IHR) an d‘Ännerungen a 5 Artikelen vun den IHR op der 75. Weltgesond­heetsversa­mmlung ugeholl goufen“, heißt es in der Petition. „D‘Chamber, d‘Regierung, d‘Deputéiert soll demokrates­ch driwwer ofstëmmen ob dës Ännerungen refuséiert ginn, déi scho verabschit goufen, an och déi 307 proposéier­t Ännerungen, déi de Moment verhandelt ginn“, fordert Hoffmann.

Die Petitionär­in verschickt­e am Mittwoch um 10.30 Uhr eine E-Mail an die Medien mit besagtem zwölfseiti­gen offenen Brief. Darin heißt es: „Ech muss hei och betounen, datt et vun Ufank un ni mäin Zil war dëst mat Leit ze debattéier­en, déi eng Agenda hunn, déi weltwäit vun 1% a senge Marionette­n duerchgezu gëtt. Datt et keen „Debat“ass, hutt Dir well verstanen.“

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Foto: Anouk Antony Das Verhalten dürfte noch für Diskussion­en sorgen. Die Petitionär­in hatte offenbar nie vor, sich der Debatte zu stellen.

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