Das Hotel am „Wämper Séi“öffnet im Sommer
Das Projekt mit Vier-Sterne-Hotel, Ferienchalets und ActivityPark stieß in Weiswampach auf viel Gegenwind, nun ist der Bau in der Endphase
Es ist ein Projekt, das wohl nicht nur in die Annalen der Gemeinde Weiswampach eingehen wird. Immerhin hat bislang kaum ein kommunales Projekt solch hohe Wellen geschlagen wie die geplante Umgestaltung des Areals am „Wämper Séi“und dem geplanten Freizeitresort mit Vier-Sterne-Hotel, 100 Ferienchalets und Activity-Park.
Seit der ersten Erwähnung des Projektes im Jahr 2016 überschlugen sich die Ereignisse mitunter. Hagelnde Kritik, Gründung einer Bürgerinitiative, Demission eines Schöffen, Polizeieinsätze und eine Klage sind nur einige Punkte, die in dieser Akte für starken Wellengang sorgten.
Allen Hürden zum Trotz läuft die erste Bauphase am See derzeit auf Hochtouren. Immerhin soll das Hotel Anatura noch in diesem Sommer seine Türen öffnen und die ersten Gäste empfangen. Wer heute dort vorbeikommt, kann allerdings nur erahnen, wie es dort in wenigen Monaten aussehen soll.
Denn wohin der Blick auch fällt, wird gebohrt, gehämmert und geschraubt. Bagger, Transporter von Handwerkern und Baucontainer bestimmen das Bild. Während die Rohbauarbeiten bereits abgeschlossen und die ersten Fassadenelemente aus Holz befestigt sind, bleibt in puncto Innenausbau noch einiges zu tun.
Noch ist der Zugang zum Hoteleingang mit einer Kletterpartie verbunden. Wenn die ersten Gäste anreisen, soll sich vor dem Portal ein Wasserbecken befinden. „Wir versuchen, die Verbindung mit der Natur in allen Bereichen herzustellen“, erklärt Geschäftsführer Jordane Lamy.
Hotelzimmer sucht Käufer
Deutlich wird dies auch beim Betreten des Eingangsbereichs, wo große Fenster den Blick auf den See und die Landschaft ermöglichen. Von dort gelangt der Besucher in den Restaurantbereich mit offener Küche, die für Hotelgäste und Besucher zugänglich sein wird. Der belgische Sternekoch Yves Mattagne wird dort übrigens die Leitung übernehmen. „Er wird zwischen Brüssel und Luxemburg pendeln“, erklärt Jordane Lamy. Die Küche soll zwar gehoben sein, Sterneküche wolle man hingegen nicht anstreben, sagt er weiter.
Auf den oberen Etagen befinden sich die 89 Zimmer und Suiten, die mit natürlichen Materialien gestaltet werden, wie Lamy betont. Überhaupt setzt er immer wieder den Fokus auf die Nähe zur Natur, die sich denn auch wie ein roter Faden durch die Architektur des Gebäudes zieht. Große Fenster in allen Bereichen erlauben einen ständigen Blick auf den Wald, den See, die Wiesen und Felder.
Die Zimmer unterscheiden sich allerdings von normalen Hotelzimmern. Erstmals können Privatpersonen ein solches Zimmer per Handelspachtvertrag kaufen; anschließend werden diese von Anatura verwaltet. Die Preise dafür variieren, je nach Größe und Lage, zwischen knapp 290.000 Euro für ein herkömmliches Doppelzimmer und 546.000 Euro für ein Studio mit Sauna und Außenwhirlpool.
Obwohl dieses Konzept bislang einzigartig ist, wurde ein Großteil der Zimmer bereits verkauft. „Aktuell stehen noch circa 20 Prozent zur Verfügung“, so Lamy. Die Mehrheit der
Käufer seien Luxemburger der angestrebten Alterskategorie zwischen 50 und 60 Jahren, fünf Zimmer wurden an Belgier verkauft.
Als Kunden visiert die Gruppe unter der Woche vorwiegend den Kongresstourismus an, am Wochenende werden die herkömmlichen Touristen erwartet. Deshalb befinden sich im Untergeschoss unter anderem die Konferenzräume. Auch der Wellnessbereich mit Seeblick wird sich dort befinden. In den kommenden Wochen werden ebenfalls die Außenanlagen mit etwa 15.000 Pflanzen und Stegen zum See angelegt. „Es bleibt noch viel zu tun, aber am Ende wird das Areal einen Mehrwert für die Gemeinde und die gesamte Region bieten“, unterstreicht Lamy.
Investor ist an Kritik von Bürgern gewöhnt
Nach der Fertigstellung des Hotels werden im Außenbereich zahlreiche Freizeit-, Wasser- und andere Sportaktivitäten, wie ein Kletterpark, Wasserski, ein Aquapark und Spielplätze sowie in einer späteren Phase auch 100 Ferienchalets geschaffen.
Es ist eine große Veränderung und solche Reaktionen haben wir regelmäßig bei Projekten. Jordane Lamy, Geschäftsführer Lamy Property
Dafür, dass das Projekt nicht bei jedem auf Gegenliebe stößt, hat Jordane Lamy Verständnis: „Es ist eine große Veränderung und solche Reaktionen haben wir regelmäßig bei Projekten.“Am Ende zähle aber das Resultat.
Den Präsidenten der lokalen Bürgerinitiative Paul Holweck (und seit den Kommunalwahlen im Juni 2023 auch Ratsmitglied) hat Lamy übrigens noch nie persönlich getroffen, obwohl dieser sich seit Jahren gegen das Projekt einsetzt.
Die ersten Wogen kamen jedoch schon kurz nach der Erwähnung des Vorhabens im Frühling 2016 auf. Im März 2017 folgten die ersten Gegenstimmen im Gemeinderat. Rat Michel Deckenbrunnen störte die Klausel, die eine Erweiterung von 34 auf 50 Chalets ermöglichte. Der damalige Bürgermeister Henri Rinnen entgegnete daraufhin, dass der Gemeinderat stets bei der Planung eingreifen könne. Das letzte Wort falle auf jeden Fall am Ratstisch, so Rinnen.
Seen sollen Bürgern und Besuchern zugänglich bleiben
Kurz darauf musste eine unerwartete Hürde überwunden werden: Nachdem die Verhandlungen mit der Gesellschaft „Immo du Lac“im März kurz vor dem Abschluss gestanden hatten, scheiterten diese aber an der vertraglich geregelten fristgerechten Fertigstellungsgarantie. Mit der belgischen Firma „Lamy Constructions“wurde innerhalb kürzester Zeit ein neuer Investor gefunden.
Für Henri Rinnen war dabei stets klar, dass die „beiden Seen und der Rest des Centre de loisirs nach wie vor in kommunaler Hand bleiben und weiterhin für die Bürger und Besu
cher frei zugänglich bleiben.“Letztere stellte diese Aussage jedoch alles andere als zufrieden.
In der ersten Informationsversammlung für die Presse und Vereinsvertreter im Juli kam langsam der erste Wellengang auf und nahm in einer Bürgerversammlung im April 2019 so richtig Fahrt auf. Wenige Wochen zuvor war nämlich die zehnköpfige Biergerinitiativ Gemeng Wäiswampich gegründet worden, deren Hauptanliegen das geplante Freizeitresort und die generelle Baupolitik des Gemeinderates war.
In jener Versammlung mit gut 200 Zuhörern kündigte die Gruppierung um Präsident Paul Holweck die Erwirkung eines kommunalen Referendums an. Um dies zu erreichen, müsste ein Viertel der Wählerschaft – rund 250 Einwohner – sich dafür aussprechen. Die entsprechende Unterschriftensammlung wurde noch am selben Abend in Umlauf gebracht.
Ein Referendum und ein Polizeieinsatz
Das erforderliche Quorum wurde schnell erreicht, sodass die Wähler am 25. August 2019 zur Urne schreiten mussten. Rund 60 Prozent der Bürger stimmten gegen die Umgestaltung des Seeareals. Ein Resultat, das die Mehrheit am Ratstisch nicht daran hinderte, an den „schon zu weit fortgeschrittenen“Plänen festzuhalten.
Schöffe Michel Deckenbrunnen sah dies anders: „Die Bürger haben mit dem gebotenen Ernst ihre Stimme erhoben und nun sollte man diese auch mit der gebührenden Ernsthaftigkeit zur Kenntnis nehmen.“Eine Aussage, die aber auf wenig Gegenwind stieß, die Stimmung im Schöffenrat jedoch weiter anheizte und mit der Demission von Deckenbrunnen endete.
Den Höhepunkt der Streitigkeiten im Gemeinderat bildete schließlich der Eklat in der Sitzung vom 9. April 2020, als die Polizei anrücken musste, um die Gemüter am Ratstisch zu beruhigen.
Währenddessen liefen die Planungen für das Freizeitresort im Stillen weiter. Im Januar 2020 wurde die Baugenehmigung erteilt, die Umweltgenehmigung erfolgte im September – wogegen die Bürgerinitiative Einspruch einlegte. Dem Hotelbau stand dies jedoch nicht im Weg, sodass die Bauarbeiten aufgenommen und die Rohbauarbeiten zwei Jahre später fast abgeschlossen waren.