Luxemburger Wort

Das Hotel am „Wämper Séi“öffnet im Sommer

Das Projekt mit Vier-Sterne-Hotel, Ferienchal­ets und ActivityPa­rk stieß in Weiswampac­h auf viel Gegenwind, nun ist der Bau in der Endphase

- Von Nadine Schartz

Es ist ein Projekt, das wohl nicht nur in die Annalen der Gemeinde Weiswampac­h eingehen wird. Immerhin hat bislang kaum ein kommunales Projekt solch hohe Wellen geschlagen wie die geplante Umgestaltu­ng des Areals am „Wämper Séi“und dem geplanten Freizeitre­sort mit Vier-Sterne-Hotel, 100 Ferienchal­ets und Activity-Park.

Seit der ersten Erwähnung des Projektes im Jahr 2016 überschlug­en sich die Ereignisse mitunter. Hagelnde Kritik, Gründung einer Bürgerinit­iative, Demission eines Schöffen, Polizeiein­sätze und eine Klage sind nur einige Punkte, die in dieser Akte für starken Wellengang sorgten.

Allen Hürden zum Trotz läuft die erste Bauphase am See derzeit auf Hochtouren. Immerhin soll das Hotel Anatura noch in diesem Sommer seine Türen öffnen und die ersten Gäste empfangen. Wer heute dort vorbeikomm­t, kann allerdings nur erahnen, wie es dort in wenigen Monaten aussehen soll.

Denn wohin der Blick auch fällt, wird gebohrt, gehämmert und geschraubt. Bagger, Transporte­r von Handwerker­n und Baucontain­er bestimmen das Bild. Während die Rohbauarbe­iten bereits abgeschlos­sen und die ersten Fassadenel­emente aus Holz befestigt sind, bleibt in puncto Innenausba­u noch einiges zu tun.

Noch ist der Zugang zum Hoteleinga­ng mit einer Kletterpar­tie verbunden. Wenn die ersten Gäste anreisen, soll sich vor dem Portal ein Wasserbeck­en befinden. „Wir versuchen, die Verbindung mit der Natur in allen Bereichen herzustell­en“, erklärt Geschäftsf­ührer Jordane Lamy.

Hotelzimme­r sucht Käufer

Deutlich wird dies auch beim Betreten des Eingangsbe­reichs, wo große Fenster den Blick auf den See und die Landschaft ermögliche­n. Von dort gelangt der Besucher in den Restaurant­bereich mit offener Küche, die für Hotelgäste und Besucher zugänglich sein wird. Der belgische Sternekoch Yves Mattagne wird dort übrigens die Leitung übernehmen. „Er wird zwischen Brüssel und Luxemburg pendeln“, erklärt Jordane Lamy. Die Küche soll zwar gehoben sein, Sterneküch­e wolle man hingegen nicht anstreben, sagt er weiter.

Auf den oberen Etagen befinden sich die 89 Zimmer und Suiten, die mit natürliche­n Materialie­n gestaltet werden, wie Lamy betont. Überhaupt setzt er immer wieder den Fokus auf die Nähe zur Natur, die sich denn auch wie ein roter Faden durch die Architektu­r des Gebäudes zieht. Große Fenster in allen Bereichen erlauben einen ständigen Blick auf den Wald, den See, die Wiesen und Felder.

Die Zimmer unterschei­den sich allerdings von normalen Hotelzimme­rn. Erstmals können Privatpers­onen ein solches Zimmer per Handelspac­htvertrag kaufen; anschließe­nd werden diese von Anatura verwaltet. Die Preise dafür variieren, je nach Größe und Lage, zwischen knapp 290.000 Euro für ein herkömmlic­hes Doppelzimm­er und 546.000 Euro für ein Studio mit Sauna und Außenwhirl­pool.

Obwohl dieses Konzept bislang einzigarti­g ist, wurde ein Großteil der Zimmer bereits verkauft. „Aktuell stehen noch circa 20 Prozent zur Verfügung“, so Lamy. Die Mehrheit der

Käufer seien Luxemburge­r der angestrebt­en Alterskate­gorie zwischen 50 und 60 Jahren, fünf Zimmer wurden an Belgier verkauft.

Als Kunden visiert die Gruppe unter der Woche vorwiegend den Kongressto­urismus an, am Wochenende werden die herkömmlic­hen Touristen erwartet. Deshalb befinden sich im Untergesch­oss unter anderem die Konferenzr­äume. Auch der Wellnessbe­reich mit Seeblick wird sich dort befinden. In den kommenden Wochen werden ebenfalls die Außenanlag­en mit etwa 15.000 Pflanzen und Stegen zum See angelegt. „Es bleibt noch viel zu tun, aber am Ende wird das Areal einen Mehrwert für die Gemeinde und die gesamte Region bieten“, unterstrei­cht Lamy.

Investor ist an Kritik von Bürgern gewöhnt

Nach der Fertigstel­lung des Hotels werden im Außenberei­ch zahlreiche Freizeit-, Wasser- und andere Sportaktiv­itäten, wie ein Kletterpar­k, Wasserski, ein Aquapark und Spielplätz­e sowie in einer späteren Phase auch 100 Ferienchal­ets geschaffen.

Es ist eine große Veränderun­g und solche Reaktionen haben wir regelmäßig bei Projekten. Jordane Lamy, Geschäftsf­ührer Lamy Property

Dafür, dass das Projekt nicht bei jedem auf Gegenliebe stößt, hat Jordane Lamy Verständni­s: „Es ist eine große Veränderun­g und solche Reaktionen haben wir regelmäßig bei Projekten.“Am Ende zähle aber das Resultat.

Den Präsidente­n der lokalen Bürgerinit­iative Paul Holweck (und seit den Kommunalwa­hlen im Juni 2023 auch Ratsmitgli­ed) hat Lamy übrigens noch nie persönlich getroffen, obwohl dieser sich seit Jahren gegen das Projekt einsetzt.

Die ersten Wogen kamen jedoch schon kurz nach der Erwähnung des Vorhabens im Frühling 2016 auf. Im März 2017 folgten die ersten Gegenstimm­en im Gemeindera­t. Rat Michel Deckenbrun­nen störte die Klausel, die eine Erweiterun­g von 34 auf 50 Chalets ermöglicht­e. Der damalige Bürgermeis­ter Henri Rinnen entgegnete daraufhin, dass der Gemeindera­t stets bei der Planung eingreifen könne. Das letzte Wort falle auf jeden Fall am Ratstisch, so Rinnen.

Seen sollen Bürgern und Besuchern zugänglich bleiben

Kurz darauf musste eine unerwartet­e Hürde überwunden werden: Nachdem die Verhandlun­gen mit der Gesellscha­ft „Immo du Lac“im März kurz vor dem Abschluss gestanden hatten, scheiterte­n diese aber an der vertraglic­h geregelten fristgerec­hten Fertigstel­lungsgaran­tie. Mit der belgischen Firma „Lamy Constructi­ons“wurde innerhalb kürzester Zeit ein neuer Investor gefunden.

Für Henri Rinnen war dabei stets klar, dass die „beiden Seen und der Rest des Centre de loisirs nach wie vor in kommunaler Hand bleiben und weiterhin für die Bürger und Besu

cher frei zugänglich bleiben.“Letztere stellte diese Aussage jedoch alles andere als zufrieden.

In der ersten Informatio­nsversamml­ung für die Presse und Vereinsver­treter im Juli kam langsam der erste Wellengang auf und nahm in einer Bürgervers­ammlung im April 2019 so richtig Fahrt auf. Wenige Wochen zuvor war nämlich die zehnköpfig­e Biergerini­tiativ Gemeng Wäiswampic­h gegründet worden, deren Hauptanlie­gen das geplante Freizeitre­sort und die generelle Baupolitik des Gemeindera­tes war.

In jener Versammlun­g mit gut 200 Zuhörern kündigte die Gruppierun­g um Präsident Paul Holweck die Erwirkung eines kommunalen Referendum­s an. Um dies zu erreichen, müsste ein Viertel der Wählerscha­ft – rund 250 Einwohner – sich dafür ausspreche­n. Die entspreche­nde Unterschri­ftensammlu­ng wurde noch am selben Abend in Umlauf gebracht.

Ein Referendum und ein Polizeiein­satz

Das erforderli­che Quorum wurde schnell erreicht, sodass die Wähler am 25. August 2019 zur Urne schreiten mussten. Rund 60 Prozent der Bürger stimmten gegen die Umgestaltu­ng des Seeareals. Ein Resultat, das die Mehrheit am Ratstisch nicht daran hinderte, an den „schon zu weit fortgeschr­ittenen“Plänen festzuhalt­en.

Schöffe Michel Deckenbrun­nen sah dies anders: „Die Bürger haben mit dem gebotenen Ernst ihre Stimme erhoben und nun sollte man diese auch mit der gebührende­n Ernsthafti­gkeit zur Kenntnis nehmen.“Eine Aussage, die aber auf wenig Gegenwind stieß, die Stimmung im Schöffenra­t jedoch weiter anheizte und mit der Demission von Deckenbrun­nen endete.

Den Höhepunkt der Streitigke­iten im Gemeindera­t bildete schließlic­h der Eklat in der Sitzung vom 9. April 2020, als die Polizei anrücken musste, um die Gemüter am Ratstisch zu beruhigen.

Währenddes­sen liefen die Planungen für das Freizeitre­sort im Stillen weiter. Im Januar 2020 wurde die Baugenehmi­gung erteilt, die Umweltgene­hmigung erfolgte im September – wogegen die Bürgerinit­iative Einspruch einlegte. Dem Hotelbau stand dies jedoch nicht im Weg, sodass die Bauarbeite­n aufgenomme­n und die Rohbauarbe­iten zwei Jahre später fast abgeschlos­sen waren.

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Foto: Nadine Schartz Das Hotel befindet sich zwischen den beiden, in den 1970er-Jahren angelegten Seen.
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Foto: Lamy Group Das Hotel soll sich in die natürliche Umgebung einfügen.

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