Von Verfolgungsjagden und Trunkenbolden
Unter dem Titel „Die Gendarmerie, wie man sie kannte“lässt der ehemalige Polizist Camille Diener in seinem Vortrag vergangene Zeiten neu aufleben
Wer Camille Diener im Polizeimuseum in Capellen begegnet, trifft nicht nur auf einen ehemaligen Polizisten aus Leidenschaft. Er erforscht die Geschichte dieser Ordnungsmacht aus verschiedenen Perspektiven. Seine Ergebnisse veröffentlicht er in Publikationen und Vorträgen. So auch die Entstehungsgeschichte der Gendarmerie, deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert reichen.
Zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung innerhalb der militärischen Truppen, so Camille Diener, gab es im 13. Jahrhundert eine „Maréchaussée“. Unter österreichischer Herrschaft wurde diese Ordnungsmacht auf ziviler Ebene aktiv. Im Jahr 1733 hatten die Ordnungshüter im damaligen Herzogtum Luxemburg und in der Grafschaft Chiny unter anderem Landstreicher, Plünderer und Diebe im Visier.
Von der Maréchaussée zur Gendarmerie Nationale
1791 benannten die Franzosen ihre Maréchaussée in Gendarmerie Nationale um. Luxemburg fiel nach der Schlacht von Fleurus an Frankreich und wurde dem Département des Forêts angegliedert. Der französische General Wirion erhielt den Auftrag, in den belgischen und luxemburgischen Provinzen eine Gendarmerie mit 200 Brigaden aufzustellen. Damit wurde zum ersten Mal eine strukturierte Ordnungsmacht geschaffen, wie der Hobbyhistoriker betont. Die Entstehung der Gendarmerie in Luxemburg geht auf das „Gesetz vom 28. März VI (17. April 1798) über die Organisation der Gendarmerie Nationale“zurück.
Ironischerweise mussten die Gendarmen damals ihre Uniformen und Ausrüstung selbst finanzieren, wie Camille Diener erklärt. Nach seinen Recherchen zahlten die Rekruten 300 Francs für ihre Ausrüstung und hinterlegten eine Kaution von 600 Francs.
Die geopolitischen Ereignisse der folgenden Jahrzehnte führten zu häufigen Umbenennungen. Ein wichtiger Schritt und damit die Geburtsstunde der heutigen Gendarmerie war die Ausgliederung des Jägerbataillons im Jahre 1881. Ab diesem Zeitpunkt erlebte die „Gendarmerie- und Freiwilligenkompanie“eine rasante technische Entwicklung. In der sogenannten Belle Epoque blühten Industrie und Handel. Neue Stadtviertel und Straßen wurden aus dem Boden gestampft. Das internationale Eisenbahnnetz ermöglichte den Menschen zu reisen.
Abschaffung des Militärdienstes
Die Aufgaben der Beamten wuchsen rasch. 1884 wurden die ersten Revolver angeschafft, drei Jahre später folgte der Anschluss der Brigaden an das Telefonnetz. Die neuen Herausforderungen, die sich aus den gesellschaftlichen Veränderungen ergaben, erforderten die Gründung von Spezialeinheiten wie der Kriminalpolizei (1903), des Mess- und Erkennungsdienstes (1908) oder der Verkehrspolizei (1927). 1908 erhielten die Beamten erstmals eine Sonderzulage zu ihrem Gehalt, weil sie ein Dienstfahrrad kaufen und benutzen mussten, erzählt Camille Diener mit einem Schmunzeln.
Nach 1945 wurde die Gendarmerie neu organisiert. Es gab drei Bezirkskommanden und 49 Brigaden. Mit der Militärreform 1952 wurde das neue Hauptquartier in der Hauptstadt auf Verlorenkost eingerichtet. Hier befanden sich jahrzehntelang die Kommandozentrale, Werkstätten und Garagen sowie die Polizei- und Gendarmerieschule. Motorisierte Fahrzeuge wie Jeeps, Motorräder mit Beiwagen, Land Rover, Peugeot 404 und VW Transporter wurden in den Fuhrpark aufgenommen.
1967 schaffte die Regierung den Wehrdienst ab. Gendarmerie und Polizei übernahmen einen großen Teil des Militärpersonals. Die Zeiten wurden schnelllebiger und mit ihnen der technische Fortschritt. So nahmen die Ordnungshüter 1976 die erste Funk- und Telefonzentrale unter dem Namen RIFO in Betrieb. Vier Jahre später fanden Frauen ihren Weg in die Gendarmerie. 1997 feierte die Gendarmerie GrandDucale ihr 200-jähriges Bestehen. Am 31. Dezember 1999 wurde die Gendarmerie mit der Polizei zusammengelegt: Ein neues Kapitel der Geschichte war aufgeschlagen.
Der Vortrag von Camille Diener wird neben den Eckdaten gespickt sein mit amüsanten Anekdoten von spannenden Momenten, wie zum Beispiel rasanten Verfolgungsjagden mit dem Peugeot 504. Auch lustige Geschichten von Trunkenbolden und Dieben werden nicht fehlen.
Policemusée
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