Medienerziehung ist heute wichtiger denn je
Man sollte den Film „E rosa Repser“nicht zu etwas hochstilisieren, was er nicht ist. Aus heutiger Sicht ist das 1985 uraufgeführte Werk teils langatmig und von der Super-Acht-Technologie brauchen wir gar nicht erst zu reden. Dennoch ist der, durchaus unterhaltsame, Amateurfilm in zweierlei Hinsicht wichtig. Er zeigt unter anderem, dass die behandelten Themen auch nach 40 Jahren noch aktuell sind. Stichworte: Bettelverbot, Vereinsamung durch Technik und der Umgang der Menschen miteinander und untereinander.
Was aber noch wichtiger ist: Damals haben Pädagogen wie Gaston Nilles und sein Team drei Jahre lang mit den Jugendlichen die Themen ausgewählt, diskutiert und vertieft. Anders als damals haben die Jugendlichen von heute aber einen viel leichteren Zugang zu den Medien. Ein Video mit schönen Bildern zu erstellen, geht heute mit ein bisschen Wischen und ein paar Klicks. Die Ergebnisse können auf Instagram, TikTok und Co. „bewundert“werden. Inhaltliche Tiefe ist in diesen Werken selten zu finden. Meinungen werden als Fakten dargestellt und Werbung als Information.
Medienerziehung sollte deshalb darauf abzielen, dass die Konsumenten von jeder Art von Medien sich kritisch mit den Inhalten befassen und deren Sinn stets hinterfragen. Nur so kann Meinungsmache von Recherche und Information von Werbung unterschieden werden. Aber das reicht nicht mehr.
Es braucht auch heute Menschen wie Gaston Nilles, die nicht nur mit Jugendlichen über Inhalte reden, sondern sie auch gemeinsam mit ihnen produzieren. Sie lehren, wie man sich mit einem Thema auseinandersetzt und es journalistisch und redaktionell behandelt. Denn heute gibt es nicht mehr nur Medienmacher einerseits und Medienkonsumenten andererseits. Jeder, der sich in den sozialen Medien bewegt, ist auch Produzent von Inhalten und sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein. Auch das sollte Medienerziehung heute leisten, in der Schule, im Vereinsleben und Zuhause.