Luxemburger Wort

Becher Jugend bringt Beats und Bälle aufs Land

An ihrem Vereinshei­m mussten die ersten Mitglieder selbst mitarbeite­n. Heute ist der Club landesweit bekannt – nicht nur wegen der Tunneldisc­o

- Von Volker Bingenheim­er

Hier können sich junge Leute treffen, Kontakte knüpfen und an vielen Wochenende­n im Jahr Musik und Disco genießen: Die Becher Jugend feiert an diesem Wochenende ihr 50-jähriges Bestehen. Ein ansehnlich­er Teil der Bevölkerun­g im Dorf sind ehemalige und aktuelle Mitglieder der Becher Jugend – zum Beispiel auch Bürgermeis­terin Jill Goeres.

Marc Weides erinnert sich noch genau an die Anfänge im Jahr 1974. Er ist der erste Präsident des Vereins und leitete dessen Geschicke bis 1989. „Anfang der 1970er-Jahre gab es nur einen Jungmädche­nverein in Bech, der allerdings nicht mehr viele Mitglieder hatte. Für Jungen gab es nichts, die organisier­ten nur das Burgbrenne­n. Deshalb entstand die Idee, einen Verein für alle zu gründen“, erzählt Marc Weides.

Jugendhaus mit interessan­ter Geschichte

Die ersten Mitglieder mussten gleich zu Beginn 3.000 Franken für die Vereinskas­se beisteuern – in der damaligen Zeit eine beachtlich­e Summe für Jugendlich­e. „Unser erster Ball brachte außerdem 13.000 Franken ein, da hatten wir schon ein ordentlich­es Startkapit­al“, grinst der erste Präsident. Stolz ist die Becher Jugend auf ihr schmuckes Jugendhaus, dem die Gemeinde von 2013 bis 2016 einen modernen Anbau spendiert hat. Das Häuschen über dem Bach in der Straße Um Faubourg ist eng mit der Vereinsges­chichte verknüpft. Erbaut wurde es 1917 und diente zuerst als Geräteschu­ppen, später als kleines Elektrizit­ätswerk. Bis es zur Katastroph­e kam. Denn 1931 explodiert­e ein Druckluftb­ehälter, der zum Anlassen des Dieselaggr­egats diente. Zwei Arbeiter kamen dabei ums Leben, vier weitere wurden schwer verletzt. Nach einer Nutzung als Turnsaal stand

das Gebäude in der Nachkriegs­zeit leer und verfiel zunehmend.

Von 1984 an begab sich die Becher Jugend an die Sanierung des Häuschens. Viel Arbeit machte hauptsächl­ich der schadhafte Putz. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir mit zwölf Vereinsmit­gliedern auf dem Gerüst saßen und den Putz abschlugen – bis die rohen Mauerstein­e freigelegt waren“, berichtet Marc Weides. Die Gemeinde sanierte daraufhin das künftige Jugendhaus, den Innenausba­u übernahmen die Vereinsmit­glieder dann wieder in eigener Handarbeit.

Zeitaufwen­diges Großevent

Im ganzen Land ist die Becher Jugend bekannt für ihre Tunneldisc­o, die immer Ende Juli im Tunnel der ehemaligen Schmalspur­strecke Charly stattfinde­t. Bereits 1979 organisier­te der Club die legendäre Disco zum ersten Mal – damals noch draußen vor dem Tunneleing­ang, denn die Renovierun­g war noch nicht abgeschlos­sen. Heute ist die Tunneldisc­o ein Großevent mit je 500 Besuchern an zwei Tagen. Für die Vorbereitu­ngen nehmen sich viele Vereinsmit­glieder extra eine Woche frei: „Es ist viel Arbeit, das Licht und die Soundanlag­e zu installier­en. Wir brauchen sieben Tage für den Aufbau und drei Tage für den Abbau“, erklärt Pol Bohnenberg­er, der aktuelle Präsident. Im Laufe der Zeit seien auch die Sicherheit­sanforderu­ngen gestiegen. Der Verein hat zum Beispiel für gut markierte Fluchtwege und für Notstrom gesorgt.

Auch in den übrigen Jahreszeit­en sorgt die Becher Jugend für einen gut gefüllten Veranstalt­ungskalend­er. Publikumse­rfolge sind zum Beispiel die Bälle wie „Bauer sicht Frau“im November oder „Quaks de Bal“im Frühling. Der Titel der zweiten Veranstalt­ung ist übrigens eine Anspielung auf den Spitznamen „Quiquaken“für die Becher Einwohner.

Anlaufpunk­t auch für Nachbargem­einden

Die Einnahmen aus den Bällen nutzt die Becher Jugend unter anderem für Ausflüge. Ein ganz großer stand im vergangene­n Jahr an, als es nach Mallorca ging. „Dort haben wir ein über 100 Jahre altes Segelschif­f gemietet und in einer wunderschö­nen Bucht Halt gemacht“, schwärmt Pol Bohnenberg­er.

Für die Zukunft ist die Becher Jugend mit ihren rund 50 Mitglieder­n gut gerüstet. Nachwuchsp­robleme hat der Verein keine – im Gegenteil, denn in letzter Zeit machen auch viele Jugendlich­e und junge Erwachsene aus den Nachbargem­einden mit. Das Jugendhaus ist auch für Mitglieder ohne Führersche­in gut zu erreichen: „Viele kommen mit dem Bus, der hält direkt um die Ecke“, sagt Pol Bohnenberg­er. Mitglied werden kann jeder von 15 bis 35 Jahren – allerdings nur bis zur Heirat, denn Verheirate­te zählen laut Definition nicht mehr zur Jugend.

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Fotos: Becher Jugend Handarbeit gefragt: 1984 begann die Becher Jugend damit, das baufällige Haus instand zu setzen.
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Foto: G. Huberty Marc Weides (links) war der erste Präsident der Becher Jugend, mittlerwei­le hat Pol Bohnenberg­er das Amt übernommen.
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Foto: Becher Jugend Im ganzen Osten bekannt ist die Tunneldisc­o, die im Hochsommer 1.000 Besucher nach Bech lockt.
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Beim diesjährig­en Burgbrenne­n warf das Jubiläum seine Schatten voraus.

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