Nettogewinn bei SES geht deutlich zurück
Dem Satellitenbetreiber aus Betzdorf gelingt es dank Sondereinnahmen, seine Schulden zurückzufahren
Um satte 28 Prozent ist der bereinigte Nettogewinn des Luxemburger Satellitenbetreibers SES im letzten Geschäftsjahr im Vergleich zu 2022 zurückgegangen. 2023 betrug er 215 Millionen Euro nach 300 Millionen im Vorjahr. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den das Unternehmen gestern vorgelegt hat. Beim Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (1,02 Milliarden Euro) war der Rückgang mit minus sieben Prozent hingegen deutlich geringer. Höhere Steueraufwendungen und eine ungünstige Entwicklung des Euro zum Dollar waren dafür verantwortlich, dass unter dem Strich weniger hängen blieb.
Beim Umsatz konnte das Unternehmen leicht von 1,94 Milliarden Euro auf gut zwei Milliarden Euro zulegen. Das Fernsehgeschäft ist dabei weiter rückläufig, hier musste das Unternehmen Einbußen von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbuchen. Der Bereich trägt noch 967 Millionen Euro zum Umsatz bei.
Wachsen konnte das Unternehmen hingegen bei Dienstleistungen zur Datenübertragung. Der Geschäftsbereich legte um über sechs Prozent zu und läuft dem Fernsehgeschäft mit Gesamteinnahmen von 1,06 Milliarden Euro inzwischen deutlich den Rang ab. Mobile Internetverbindungen, zum Beispiel für Kreuzfahrtschiffe, aber auch Regierungsaufträge sorgten hier für ein ordentliches Wachstum. Ab dem zweiten Quartal 2024 will das Unternehmen mit seiner neuen Satellitengeneration O3b mPOWER zusätzliche kommerzielle Leistungen anbieten, schreibt der Konzern.
Sondereinnahmen fließen in Schuldentilgung
Das Unternehmen erzielte Sondereinnahmen von drei Milliarden USDollar beim Verkauf der „C-Band“Lizenzen. Grob gesagt ist das C-Band ein Frequenzspektrum, das bisher für die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen in Nordamerika und Asien genutzt wurde. Ein Teil dieser Frequenzen soll nun in den USA für das 5G-Netz genutzt werden; Mobilfunkanbieter können die Nutzungsrechte ersteigern.
Diese Einnahmen fließen aber nicht in die normale Bilanz von SES ein. Stattdessen wurden die Mittel genutzt, um die Schuldenquote des Unternehmens zu drücken. Entsprachen die Nettoverbindlichkeiten 2022 noch dem Dreieinhalbfachen des Vorsteuergewinns, konnte die Quote 2023 auf 1,5 reduziert werden. Für das laufende Jahr sind Schuldenrückzahlungen in Höhe von einer weiteren Milliarde Euro geplant, schreibt das Unternehmen. Die noch ausstehenden Einnahmen auf den C-Band-Auktionen schätzt das Unternehmen auf 450 Millionen US-Dollar.
Wechsel an der Spitze des Unternehmens
Für das laufende Jahr erwartet SES Einnahmen in Höhe von 1,94 bis zwei Milliarden Euro bei einem bereinigten Gewinn vor Steuern und Abschreibungen von 950 bis 1.000 Millionen Euro. Das Unternehmen gibt an, dass es im April eine Jahresdividende 2023 von 50 Cent pro A-Aktie zahlen wird. Ab 2024 wird SES die Dividende halbjährlich ausschütten, entsprechend dem operativen Cashflow, schreibt der Konzern.
Das vergangene Jahr von SES war auch geprägt durch die gescheiterten Fusionsverhandlungen mit dem Konkurrenten Intelsat und den Rücktritt von Steve Collar an der Spitze des Unternehmens im Juni. Seit Anfang Februar ist Anfang Adel Al-Saleh der neue Chief Executive Officer des Luxemburger Satellitenbetreibers.
„Es ist ein aufregender Zeitpunkt, um bei SES einzusteigen und dieses traditionsreiche Unternehmen von Weltrang in eine neue Phase zu führen“, sagte Adel Al-Saleh laut der Pressemitteilung zum Jahresabschluss. „Die Ergebnisse 2023 zeigen die Stärke unserer Geschäftsgrundlagen und die Attraktivität unseres Multiorbit-Angebots für die weltweit führenden Unternehmen, Regierungen und Institutionen, die unsere Kundenbasis bilden. Wir haben sämtliche Finanzziele für 2023 erreicht und die prognostizierten Einnahmen übertroffen.“