„Dass es jetzt zu Ende geht, ist schade fürs Fernsehen“
Der deutsche Schauspieler Hans-Werner Meyer spricht über die finale Staffel von „Letzte Spur Berlin“, die Gründe für das Aus der Serie und Tränen beim Abschiedsfest
Zwölf Jahre lang fahndeten Kommissar Oliver Radek (Hans-Werner Meyer) und seine Kollegin Mina Amiri (Jasmin Tabatabai) im ZDF nach Vermissten, doch jetzt ist Schluss damit: Die Krimiserie „Letzte Spur Berlin“wird eingestellt, am morgigen 1. März startet im Zweiten die aus zwölf Folgen bestehende finale Staffel. Die 2012 gestartete Serie, bei der Hans-Werner Meyer von Anfang an dabei war, fällt einer Programmreform des ZDF zum Opfer.
Hans-Werner Meyer, „Letzte Spur Berlin“geht jetzt in die letzte Runde. Wie finden Sie das?
Es ist traurig, finde ich. Es hätte gut noch weitergehen können, weil wir mit dieser Krimiserie vom Erzählmodus her noch nicht am Ende angelangt waren. Wir hatten einen Umgang mit diesem Genre gefunden, der meiner Meinung nicht nur
Wenn man sich mal überlegt, was stattdessen alles noch so an Serien weitergesendet wird, dann kann ich nur sagen: ,Letzte Spur Berlin‘ ist alles andere als altbacken.
einzigartig war, sondern auch noch ausbaufähig. Dass es jetzt zu Ende geht, ist schade fürs Format und auch schade fürs Fernsehen.
Hört sich nicht nach einem einvernehmlichen Ende an …
Wir haben definitiv nicht damit gerechnet und waren wirklich überrascht, zumal die Einschaltquoten und die Zuschauerreaktionen, übrigens auch die der jüngeren, unverändert gut waren. Aber fairerweise haben wir es immerhin ein Jahr im Voraus erfahren.
Wie wurde die Absetzung begründet?
Damit, dass Geld im linearen Programm eingespart werden muss, das dann in den Aufbau der Mediathek gesteckt wird. Das hat sich der Sender selbst verordnet, und deshalb fallen ganze Formate wie jetzt unsere Serie aus dem Programm. Inhaltliche Gründe oder schwache Einschaltquoten haben dabei überhaupt keine Rolle gespielt.
Es hieß doch aber auch, Ihre Serie habe nicht mehr zur Programmreform gepasst, die den Fokus auf jüngere Zuschauer legt.
Uns gegenüber wurde es anders begründet. Ich halte diese Darstellung auch für ein Missverständnis. Die Programmreform besteht ja darin, eine funktionierende Mediathek für ein jüngeres Publikum aufzubauen, das eben nicht mehr linear fernsieht. Dafür wird Geld benötigt. Und da es deswegen keine Gebührenerhöhung geben kann, muss es an anderer Stelle eingespart werden. Es kann nicht so gemeint gewesen sein, dass „Letzte Spur Berlin“nur ältere Zuschauer erreicht, da das nachweislich nicht der Fall ist. Bei einem Fantreffen am Set waren ausschließlich
junge Menschen, die mit dieser Serie aufgewachsen sind.
Den Vorwurf, die Serie sei etwas altbacken, lassen Sie also nicht gelten?
Auf gar keinen Fall. Wenn man sich mal überlegt, was stattdessen alles noch so an Serien weitergesendet wird, dann kann ich nur sagen: „Letzte Spur Berlin“ist alles andere als altbacken. Aber genug gemeckert, ich bin keineswegs verbittert: Es ist prinzipiell okay, nach zwölf Jahren so eine Serie mal zu beenden. Das ist wahrlich
keine Katastrophe, und ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte.
Sie haben zum Abschluss der Dreharbeiten ein Abschiedsfest gefeiert. Wie war’s denn?
Das war sehr schön, sehr herzlich und sehr emotional. In gewisser Weise war es auch versöhnlich, weil auch unsere Redakteurin vom ZDF da war – das habe ich ihr hoch angerechnet, weil es für sie als Vertreterin des Senders natürlich kein leichter Gang war. Schließlich waren alle sehr enttäuscht, dass es vorbei ist. Aber sie hat sich den Diskussionen gestellt, die Absetzung war ja auch nicht ihre Entscheidung.
Sind Tränen geflossen?
Durchaus, ich habe eine kleine Rede gehalten und es ist mir dabei nicht immer gelungen, meine Gefühle im Zaum zu halten. Kann schon sein, dass ich da auch die ein oder andere Träne verdrückt habe. Aber es waren gute, keine verbitterten Tränen. Letztendlich hat dann doch die Dankbarkeit überwogen, dass wir diese tolle Serie so lange drehen konnten.
Und wie ist das mit Kommissar Radek, den Sie in der Serie seit 2012 gespielt haben?
Der geht mir schon ab, das war schließlich eine echte Langzeitbeziehung. Im Gegensatz zu wirklichen Personen ist so eine Serienfigur natürlich in einem bestimmten Rahmen gefangen, und das Bemühen des Schauspielers zielt immer darauf ab, diesen Rahmen neu zu füllen oder zu erweitern. Es ist also nicht wie bei einer
echten Freundschaft, wo man sich immer fragt, wie es dem anderen denn so geht. Bei einer Figur geht es darum, sie immer wieder zu neuem Leben zu erwecken – und das ist mir im Fall Radek jetzt leider nicht mehr möglich.
Was passiert mit Radek in der letzten Folge?
Das wird natürlich noch nicht verraten, nur so viel: Wer die Serie in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß, dass sie eine immer komödiantischere Note bekommen hat. Es ging zwar immer um dramatische Vermisstenfälle, aber das Verhältnis zwischen den vier Kommissaren und Kommissarinnen Oliver Radek, Mina Amiri, Lucy Elbe und Alexander von Tal war herzlich und leicht. Wir haben dabei einem Weg gefunden, der immer stärker in Richtung Komödie ging. Es ging uns auch darum, die Komik des Alltags deutlich zu machen – und in diesem Geist endet auch die letzte Staffel. Gerade Radek ist mit zunehmendem Alter leichter und gelassener geworden.
Es ist prinzipiell okay, nach zwölf Jahren so eine Serie mal zu beenden. Das ist wahrlich keine Katastrophe.