Luxemburger Wort

Diese Menschen machen Patrizia van der Weken zur schnellste­n Frau Luxemburgs

Bei der Hallen-WM in Glasgow ist die Sprinterin eine heiße Kandidatin fürs Finale. Ihr Erfolg ist auf viele verschiede­ne Schultern verteilt

- Von Jan Morawski

Jetzt wird es für Patrizia van der Weken ernst. Bei der Hallen-WM der Leichtathl­eten, die von heute bis Sonntag im schottisch­en Glasgow stattfinde­t, kann die 26-Jährige zeigen, dass sie auch auf der großen Bühne eine der schnellste­n Frauen der Welt ist. Zuletzt sorgte van der Weken für Schlagzeil­en, lief einen Rekord nach dem anderen und katapultie­rte sich über 60 m zwischenze­itlich sogar an die Spitze der Weltjahres­bestenlist­e.

Die Lorbeeren jedoch gibt es in diesem Jahr in Glasgow – und natürlich im Sommer unter freiem Himmel bei den Olympische­n Spielen in Paris. Läuft die Luxemburge­rin morgen an ihren Landesreko­rd heran (7‘‘09), hat sie gute Chancen auf das Finale. Neben der Sprinterin gehen Kugelstoße­r Bob Bertemes und 1.500-m-Läuferin Vera Hoffmann an den Start. Charel Grethen ist zwar qualifizie­rt, überspring­t die WM jedoch, um sich auf Olympia zu konzentrie­ren.

Hoch konzentrie­rt wird auch van der Weken in Glasgow zu Werke gehen. Vor allem, weil sie sich um nichts anderes als ihre Leistung kümmern muss. Denn mittlerwei­le hat die Sprinterin ein ganzes Team um sich herum, das ihr den Rücken freihält. „Ohne diese Unterstütz­ung wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagt van der Weken und ergänzt: „Ich bin sehr dankbar.“

Den größten Anteil schreibt die Sprinterin ihrem Trainer zu. Seit fast zehn Jahren arbeiten van der Weken und der Franzose Arnaud Starck bereits zusammen. „Ich erinnere mich noch daran, dass ich an Anfang nicht zu Arnaud wechseln wollte, weil ich nicht so viel Französisc­h sprechen wollte“, erzählt van der Weken lachend. „Ich hatte Angst, dass ich nur die Hälfte verstehe.“Heute ist die Zusammenar­beit eine Erfolgsges­chichte: „Es passt super gut. Arnaud ist eine der Personen, die mich am besten kennen. Ich habe ihm alles zu verdanken.“

Dabei ist der 44-Jährige nicht nur ihr Coach. „Er steuert auch mein Krafttrain­ing alleine“, verrät van der Weken. „Er plant alles und hat immer alles unter Kontrolle.“Starck übernimmt sogar die psychologi­sche Betreuung. „Wenn ich Stress habe, dann rede ich mit Arnaud. Deshalb habe ich aktuell keinen Bedarf für einen Mentaltrai­ner“, sagt van der Weken. Cool genug scheint die 26-Jährige ohnehin zu sein: Wenn es drauf ankommt, ruft sie häufig ihre Bestleistu­ng ab.

Neues Management

Dass ihr das gelingt, liegt auch an der körperlich­en Verfassung. Ein Erfolgsrez­ept van der Wekens ist nämlich, dass sie kaum verletzt ist. Dafür sorgen unter anderem die beiden Physiother­apeuten Nina Goedert

vom CHL und Xavier Chalon. „Ich wechsele da nicht gerne hin und her“, stellt van der Weken klar. „Die beiden kennen mich und meinen Körper schon eine ganze Weile. Und ich brauche nicht groß zu erklären, worauf man bei mir achten muss.“

Somit müsse sich die Sprinterin keine Gedanken über eine falsche Behandlung machen. „Ich habe großes Vertrauen zu den beiden und bin froh, dass sie mich begleiten.“Gleiches gilt für Prävention­sexperte Jérôme Pauls und Ernährungs­beraterin Myriam Jacobs, die beim Luxembourg Institute for High Performanc­e in Sports (LIHPS) mit van der Weken arbeiten.

Dass sich van der Weken morgen in der rund 5.000 Zuschauer fassenden Emirates

Arena in Glasgow voll auf ihre Rennen konzentrie­ren kann, liegt auch an einer neuen Partnersch­aft. Seit Anfang des Jahres arbeitet die Sprinterin mit Managerin Lina Simons zusammen. „Sie nimmt mir viel Arbeit von den Schultern“, berichtet van der Weken. Die Belgierin kümmert sich um die Wettkampfp­lanung sowie Anreise, Hotel und Abreise. Auch die Kommunikat­ion in Sachen Preisgelde­r sowie Sponsoring und Werbung fällt in Simons‘ Aufgabenbe­reich. „Das hilft mir sehr“, verrät die Athletin.

Ebenfalls eine große Hilfe ist Trainingsp­artnerin Victoria Rausch, die sich an der Seite von van der Weken durch die Coque quält. „Ich kenne Victoria schon sehr lange. Wir trainieren fast jeden Tag zusammen, es ist eine geteilte Leidenscha­ft. Das macht schon etwas aus“, sagt van der Weken. „Ich finde es schön, dass wir diesen Weg zusammen gehen.“

Seit noch viel längerer Zeit ist die Sprinterin mit ihrer Familie und ihren Freunden unterwegs. Der private Rückhalt ist für die 26-Jährige ein unschätzba­rer Vorteil. „Meine Eltern haben mich von Anfang an, bei allem, was ich machen wollte, immer unterstütz­t“, erzählt sie. „Und das war sicherlich nicht einfach für sie.“Allein die täglichen Fahrten aus Hosingen in die Hauptstadt waren eine Herausford­erung. „Sie haben das alles aber nie infrage gestellt“, verrät van der Weken. „Sie sagten: Mach, was du möchtest, so lange du möchtest.“

Wenn van der Weken in Luxemburg oder der Umgebung ein Rennen läuft, sind ihre Eltern immer dabei. Auch ihr Großvater gehört zu den größten Fans. Deshalb ist morgen, wenn in Glasgow der Startschus­s fällt, eines sicher: Patrizia van der Weken wird sich auf der Laufbahn nicht alleine fühlen.

Meine Eltern haben mich von Anfang an, bei allem, was ich machen wollte, immer unterstütz­t. Patrizia van der Weken

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Foto: Christophe Olinger Arnaud Starck und Patrizia van der Weken sind ein eingespiel­tes Team.
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Foto: Christian Kemp Die 26-Jährige freut sich auf die WM.

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