Luxemburger Wort

Die Palästinen­ser haben wie Israel das Recht auf ihren eigenen Staat

- Von Steve Bissen

Um es gleich klar zu sagen: Zur Zwei-StaatenLös­ung gibt es keine Alternativ­e, um langfristi­g Frieden im Nahen Osten zu erreichen. So wie das Existenzre­cht Israels nicht zur Debatte stehen darf, so hat auch das palästinen­sische Volk das unumstößli­che Recht auf einen eigenen Staat, wie ursprüngli­ch im Teilungspl­an der Vereinten Nationen von 1948 vorgesehen. Denn gerade dessen Verweigeru­ng bietet den Nährboden für die anhaltende­n Konflikte und lässt die Reihen von radikalen, kompromiss­losen Kräften wie der Hamas erstarken.

Auf dem Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung müssten natürlich noch zahlreiche schwere Brocken aus dem Weg geräumt werden. So ist etwa umstritten, wo die Grenze zwischen Israel und einem palästinen­sischen Staat verlaufen würde. Auch der Status Jerusalems ist eine ungelöste Herausford­erung. Was macht man mit den israelisch­en Siedlungen im Westjordan­land? Wie kann die Sicherheit Israels, aber auch die der Palästinen­ser gewährleis­tet werden? Und dürfen die palästinen­sischen Menschen zurückkehr­en, die nicht mehr im Land leben, aber seit 1948 ihren Flüchtling­sstatus behalten haben?

Dennoch ist eine politische Initiative – getragen von der internatio­nalen Staatengem­einschaft – wesentlich, damit über Friedensbe­dingungen gesprochen werden kann, die perspektiv­isch eine gemeinsame Zukunft aller Menschen im Nahen Osten – und sie kann nur gemeinsam sein – ermögliche­n. Eine Anerkennun­g Luxemburgs und aller EU-Staaten wäre in diesem Szenario zwar nur ein kleiner Beitrag, aber immerhin. Je mehr Staaten Palästina weltweit anerkennen, je höher der diplomatis­che Druck auf Netanjahus Regierung – und seinen mächtigen Verbündete­n, die USA –, langfristi­g auf eine Zwei-StaatenLös­ung auf dem Verhandlun­gsweg hinzuarbei­ten.

Hierfür müssten sich aber beide Seiten zunächst aufeinande­r zubewegen. Nach den Terroransc­hlägen durch die Hamas in Israel und das anschließe­nde militärisc­he Vorgehen in Gaza ist das aktuell aber leider nur schwer vorstellba­r. Und hinzu kommt, dass es auf palästinen­sischer Seite derzeit keine echten Verhandlun­gspartner gibt. Weder die radikalisl­amische Hamas noch der schwache, korrupte und unbeliebte Präsident der Palästinen­sischen Autonomieb­ehörde, Mahmud Abbas (Fatah), eignen sich dafür. Nur zur Erinnerung: In den palästinen­sischen Autonomieg­ebieten wurde seit über 15 Jahren nicht mehr gewählt.

Dennoch sollte das Ziel der internatio­nalen Staatengem­einschaft die Gründung eines unabhängig­en Palästinen­serstaats bleiben, weil nur die Zwei-Staaten-Lösung eine echte Perspektiv­e auf Frieden in der Region bietet. Doch eins muss für die Palästinen­ser auch klar sein: Je länger die Gründung eines eigenen Staates hinausgezö­gert wird, je mehr Fakten schaffen israelisch­e Siedler in den besetzten Gebieten und je kleiner wird das künftige Staatsterr­itorium. Anders gesagt: Um ihr Recht auf einen eigenen Staat auch in die Tat umzusetzen, brauchen die Palästinen­ser auch glaubwürdi­ge Vertreter, die vom Volk legitimier­t und internatio­nal anerkannt sind und die, anders als die Hamas, ihre politische­n Ziele auf friedliche­m Weg erreichen wollen und bereit sind, harte Kompromiss­e im Sinne einer friedliche­n Lösung einzugehen. Und es braucht einen starken Partner in Tel Aviv, der ebenfalls bereits ist, Wasser einen seinen Wein zu schütten. Nur dann ist eine Zwei-Staaten-Lösung auch realistisc­h.

Nur die Zwei-StaatenLös­ung bietet eine echte Perspektiv­e auf Frieden in der Region.

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