Die Bommeleeër-Show muss weitergehen
Kurze Werbeunterbrechung: Nach zehn Jahren Pause im Jahrhundertprozess kommt der zweite Akt – als wäre nichts gewesen
Was für ein Zufall: Quasi pünktlich zum 40. Jahrestag der spannendsten Anschlagsserie Luxemburgs lässt die Justiz die Bombe platzen – oder eigentlich ist es nur ein Bömbchen. Nach einer Kaffeepause von, ähm, zehn Jahren geht der Bommeleeërprozess gegen die zwei Angeklagten nämlich weiter, gerade so, als sei nichts gewesen. So eine Kaffeepause bietet ja genug Zeit für allerlei tiefgründige Reflexionen. Da sitzen die Richter in ihren schwarzen Roben beisammen, als plötzlich die Staatsanwältin zur Tür hereinkommt: Hey, können wir die acht anderen Gendarmen eigentlich auch der Bommeleeërei anklagen? Sagen die Richter: Nö, eher nicht. Daraufhin die Staatsanwältin: Okay, dann aber wenigstens wegen Falschaussage. Gesagt, getan, und schon steht der zweiten Folge nichts mehr im Wege.
Schon bald – obwohl, „bald“sollte man jetzt nicht wörtlich nehmen – dürfen die schon längst pensionierten Inhaber der Wilmes et Scheer Sàrl wieder Platz auf der Anklagebank nehmen und frisch von der Leber erzählen, welches Dingsbums sie am 21. Januar 1984 in welche Tasche gesteckt haben. Die Zuschauer können sich auf bahnbrechendes Erkenntnisse gefasst machen und werden Knowhow über den Bau
von Luxite-Bomben sowie das Legen und Zünden derselben erhalten.
Da wollen wir mal hoffen, dass der zweite Akt des Prozesses nicht im gleichen Tempo wie der erste über die Bühne geht, sonst können die Richter und Staatsanwälte die Akten gleich an ihre Kinder und Kindeskinder weiterreichen. Ja ja, die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber gründlich, heißt es so schön im Sprichwort. In Luxemburg mahlen sie besonders langsam und besonders gründlich. Fest steht: Das Spektakel um die Bommeleeër gilt schon jetzt als Jahrhundertprozess – nur verändert sich gerade der Sinn des Wortes. vb