Luxemburger Wort

Offene Eskalation bei Red Bull Racing

Max Verstappen hebt ab für ein weiteres Jahr im Soloflug – doch dann sorgt sein Vater für eine weitere Eskalation in der Affäre um Teamchef Christian Horner

-

Für eine kurze Weile wirkte es, als könne nun alles gut werden bei Red Bull. Max Verstappen war gerade zum Sieg geflogen, Teamchef Christian Horner verabschie­dete sich mit seiner Frau Geri Halliwell aus dem Fahrerlage­r – doch mitten in der Nacht von Bahrain sorgte Jos Verstappen, der Vater des Weltmeiste­rs, für die offene Eskalation.

Im Team werde es „Spannungen geben“, so lange Horner in seiner Position sei, wurde der 51-Jährige von der englischen Daily Mail zitiert: „Das Team läuft Gefahr, zerrissen zu werden. Es kann so nicht weitergehe­n, es wird explodiere­n.“Horner spiele „das Opfer, obwohl er derjenige ist, der die Probleme verursacht.“

Der Vater des besten Rennfahrer­s der Formel 1 will also den Rücktritt oder auch den Rausschmis­s des dienstälte­sten Teamchefs – ganz offensicht­lich ist also gar nichts gut bei Red Bull Racing, und die ganze Welt kann das nun sehen. Nicht mal eine Woche vor dem nächsten Rennen am kommenden Samstag in Saudi-Arabien ist der weitere Verlauf kaum abzusehen.

Noch am Abend des Saisonauft­akts, nach dem Doppelsieg durch Max Verstappen und Sergio Perez, hatte Horner Fragen beantworte­n müssen über seine nahe Zukunft. Ist er in Dschidda überhaupt noch Teamchef? „Ja, absolut“, sagte der 50-Jährige.

E-Mail mit Dateien zum Fall

Nichts Gegenteili­ges ist bislang ja vom Team oder dem Red-Bull-Konzern zu hören, auch die Formel 1 und der Weltverban­d FIA hielten sich heraus. Die Entwicklun­g dieser Geschichte ist aber doch bemerkensw­ert sprunghaft. Mal ein Drama, mal ein Krimi, mittlerwei­le hat es Züge einer Seifenoper.

Der Ablauf in Kürze: Seit Wochen stehen nicht näher benannte Vorwürfe einer Red-Bull-Mitarbeite­rin im Raum, Horner habe sich ihr gegenüber „unangemess­en“verhalten. Am Mittwoch schloss der Konzern eine ausgiebige interne Untersuchu­ng durch einen Ermittlung­sanwalt ab, in einer knappen Mitteilung wurde die Beschwerde abgewiesen.

Am Donnerstag allerdings forderte zunächst die Konkurrenz eine unabhängig­e Prüfung, wenige Stunden später wurde es dann wirklich außergewöh­nlich: Ein anonymer Absender verschickt­e eine E-Mail an zahlreiche Führungskr­äfte, auch an Medien. Darin ein Link zu Dateien, die angebliche Informatio­nen zum Fall zeigten. Die Echtheit kann nicht überprüft werden.

Gerüchte um einen Machtkampf

Ganz offensicht­lich hat aber jemand großes Interesse daran, dass die Causa Horner eine anderes Ende nimmt. Nun also bezieht Jos Verstappen öffentlich Stellung, und das ist aus mehreren Gründen bemerkensw­ert.

Seit langem schon gibt es Gerüchte über große Spannungen zwischen der Verstappen-Familie und Horner, über einen Machtkampf. Die Anschuldig­ungen gegen Horner wurden in den vergangene­n Wochen zudem vor allem durch die fortlaufen­de Berichters­tattung der niederländ­ischen Zeitung De Telegraaf publik, die gute Kontakte zu den Verstappen­s pflegt. Die Schlüsse, die sich aus all dem nun sehr leicht ziehen lassen, fasste die Daily Mail in Worte und konfrontie­rte Jos Verstappen damit: Horner gehe davon aus, dass Verstappen senior eine Kampagne gegen ihn fahre. „Das würde keinen Sinn machen“, antwortete dieser: „Warum sollte ich das tun, wenn Max hier so gut klarkommt?“

Und in der Tat ist die Rolle des Weltmeiste­rs eine rätselhaft­e. Ob er eine klare Meinung zum Thema hat, ist bislang nicht zu erkennen. Er wolle nur Rennen fahren, viel mehr sagt er nicht. Das wird Max Verstappen auch am kommenden Wochenende in Saudi-Arabien tun – wie es dann um ihn herum aussieht, bleibt ziemlich unklar. sid

 ?? Foto: dpa ?? Jos Verstappen sieht eine Gefahr, dass das Team „zerrissen“wird.
Foto: dpa Jos Verstappen sieht eine Gefahr, dass das Team „zerrissen“wird.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg