Reisende brauchen diese Woche starke Nerven
Bei der deutschen Bahn und bei Lufthansa wird wieder gestreikt. Die Auswirkungen auf Luxemburg sind noch unklar
Flug- oder Bahnpassagieren steht in Deutschland eine stressige Woche bevor. Ab Donnerstag früh sind sowohl bei der Deutschen Bahn als auch bei der Lufthansa Tausende Beschäftigte zu Streiks aufgerufen. Zahlreiche Züge und Flüge drohen auszufallen, wie vorangegangene Streikrunden bereits gezeigt haben. Verantwortlich dafür sind die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer GDL und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
Nach ersten Einschätzungen sind an den beiden von Verdi angekündigten Streiktagen Donnerstag und Freitag rund 200.000 Passagiere betroffen. Rund 1.000 Flüge pro Tag werden ausfallen. Das entspricht nur etwa einem Zehntel des ursprünglichen Angebots. Wegen des zeitgleichen Lokführerstreiks entfällt zudem die Möglichkeit, für kürzere Strecken auf die Schiene umzusteigen. Auf Bahnfahrer kommt in den nächsten Wochen noch einiges zu. GDL-Chef Weselsky will Streiks künftig nicht mehr wie zuletzt mit rund 48 Stunden Vorlauf ankündigen. „Wir beginnen sogenannte Wellenstreiks“, sagte er am Montag.
Im Fern- und Regionalverkehr beginnt der Streik am Donnerstagmorgen um 2.00 Uhr und wird dort erneut für Millionen Reisende zu erheblichen Einschränkungen führen. Bis Freitag um 13.00 Uhr soll der Ausstand laut GDL andauern. Auch danach dürfte es noch einige Zeit dauern, bis alle Züge wieder wie gewohnt fahren. Im Güterverkehr beginnt der Streik bereits am Mittwochabend um 18.00 Uhr und soll bis Freitag um 5.00 Uhr gehen.
Streiks während Ostern sind möglich
Streiks während des anstehenden Osterverkehrs schließt Weselsky nicht aus. „Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr“, sagte er. „Sehr wahrscheinlich wird auch der sogenannte Notfahrplan so nicht zu fahren sein.“Einen solchen Plan hatte die Bahn bei den bisherigen Streiks aufgestellt, um zumindest ein eingeschränktes Angebot aufrechtzuerhalten. Bisher fuhren im Fernverkehr etwa rund 20 Prozent der Züge. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen je nach Region unterschiedlich stark.
Ob die Streiks auch Folgen für den luxemburgischen Bahn- und Flugverkehr haben werden, ist noch nicht ganz klar. Eine Sprecherin des Luxemburger Flughafens warnt aber: „Nichtsdestotrotz kann es auch Auswirkungen in Luxemburg geben und wir raten Passagieren daher, den Status ihres Fluges direkt mit der Airline zu klären.“Ein Sprecher der Eisenbahngesellschaft CFL teilte mit, dass das Ausmaß des Streiks auf den nationalen und grenzüberschreitenden Zugverkehr noch evaluiert wird.
GDL fordert kürzere Arbeitszeiten
: Die Eisenbahn ist kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr. Claus Weselsky, Chef der Bahngewerkschaft GDL
Knackpunkt des seit Monaten laufenden Tarifstreits ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbußen. Fast vier Wochen saßen beide Seiten zuletzt hinter verschlossenen Türen zusammen, um einen Kompromiss zu finden. Ohne Erfolg. Am vergangenen Donnerstag teilte die Bahn mit, dass die Verhandlungen erneut gescheitert seien.
Laut Weselsky lag zuletzt ein Vorschlag auf dem Tisch, der eine Arbeitszeitreduzierung auf 37 Stunden vorsah sowie die Möglichkeit, die Arbeitszeit innerhalb eines bestehenden Wahlmodells eine weitere halbe Stunde abzusenken. Das habe die Gewerkschaft abgelehnt. Weselsky verweist auf Tarifabschlüsse bei mehr als zwei Dutzend kleineren Eisenbahnunternehmen, die der 35-Stunden-Forderung bereits zugestimmt haben. Allerdings stehen diese Verträge unter dem Vorbehalt, dass auch die Bahn einer solchen Regelung zustimmt.
Dass sich beide Seiten zeitnah wieder an den Verhandlungstisch setzen werden, ist nicht absehbar. Für Fahrgäste geht die Unsicherheit auf der Schiene damit auf unbestimmte Zeit weiter. dpa/MPt