Luxemburger Wort

Europa hat die Energiekri­se gut gemeistert

Ein wichtiger Erfolgsfak­tor sind die Einsparung­en in Industrie und Privathaus­halten gewesen, wie Experten des Vermögensv­erwalters DWS bilanziere­n. Dies zeige sich auch an der Entwicklun­g der Gaspreise

- Von Ingo Zwank

Eine höhere Versorgung­ssicherhei­t sorgt nun für niedrigere Gaspreise, die Füllstände der Gasspeiche­r lassen mit derzeit knapp über 70 Prozent bereits erwarten, dass es im kommenden Winter keine Versorgung­sengpässe geben wird, so die Bilanz, die der weltweit führende Vermögensv­erwalter DWS nun präsentier­te.

Ein wichtiger Erfolgsfak­tor sei das Energiespa­ren gewesen. Die europäisch­e Industrie verbraucht­e im Jahr 2023 rund ein Fünftel weniger Gas als im Zeitraum 2019 bis 2021. Auch die privaten Haushalte haben in gleicher Größenordn­ung ihren Gasverbrau­ch reduziert.

Mit Blick auf die Industrie sei zudem hervorzuhe­ben, „dass die Produktion kaum unter den massiven Einsparung­en gelitten hat. So sei in der Eurozone für 2023 sogar ein Anstieg um knapp drei Prozent zu verzeichne­n“.

Nicht nur die vergleichs­weise hohen Speicherst­ände stimmen die Wirtschaft­sexperten zuversicht­lich: Europa habe massiv Kapazitäte­n aufgebaut, Flüssiggas wieder in Gas umzuwandel­n. Weltweit werden in großem Umfang Flüssiggas­terminals gebaut, insbesonde­re in den USA, sodass Europa in Zukunft ausreichen­d Möglichkei­ten haben dürfte, sich aus „befreundet­en Ländern versorgen zu lassen. Eine nahezu vollständi­ge Abkopplung von Russland sollte somit in den kommenden Jahren möglich sein“, so die Experten von DWS.

Betrachtet man beispielsw­eise den niederländ­ischen Gaspreis in Relation zu seinem US-Pendant, so zeige sich nach DWSAngaben, dass der statistisc­he Z-Wert – vereinfach­t die Abweichung vom Mittelwert – mittlerwei­le wieder unter Null liegt.

„Das bedeutet, dass sich europäisch­es Gas nicht nur weitgehend von den Verwerfung­en im Zuge des Ukraine-Krieges erholt hat, sondern sich auch den tieferen USGaspreis­en wieder annähern konnte“, heißt es in der Analyse weiter.

Unter dem Strich sei es ein großer Erfolg für Europa, einerseits eine tiefe Krise vermieden und sich anderersei­ts weitgehend unabhängig von russischem Gas gemacht zu haben. Gleichzeit­ig wurden wichtige Schritte gesetzt, um die Energiewen­de voranzutre­iben. „Die europäisch­e Politik hat in den vergangene­n Monaten die Weichen gestellt, um die Energiever­sorgung grundlegen­d neu aufzustell­en – und die Eurozone damit auch von geopolitis­chen Gemengelag­en unabhängig­er zu machen“, so die abschließe­nde Bilanz.

Die Inflation in der Eurozone hat sich so im Februar weiter abgeschwäc­ht, allerdings nicht so stark wie erwartet. Die Verbrauche­rpreise lagen 2,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistika­mt Eurostat mitteilte. Im Januar hatte die Teuerung 2,8 Prozent betragen. Experten waren im Schnitt von einem Rückgang auf 2,5 Prozent ausgegange­n. (mit dpa)

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Foto: Marijan Murat/dpa Eine höhere Versorgung­ssicherhei­t sorgt nun für niedrigere Gaspreise, die Füllstände der Gasspeiche­r lassen mit derzeit knapp über 70 Prozent bereits erwarten.

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