Petingen sucht nach dem richtigen Plan gegen das Ungewohnte
Trotz ungewöhnlicher Umstände gibt es im ersten Volleyball-Halbfinalspiel gegen Meister Walferdingen nichts zu holen. Das Team gibt die Hoffnung aber nicht auf
Wie motiviert man sich, wenn man weiß, dass man im Grunde keine Chance hat? Für Diana Snopok ist das kein Problem. „Wir haben nicht so viel Druck wie Walferdingen. Wir versuchen, etwas zu gewinnen, und der Gegner hat etwas zu verteidigen. Mir ist das so lieber als umgekehrt“, sagte die Volleyball-Nationalspielerin von V80 Petingen über die Halbfinalserie der Novotel Ligue.
Petingen war Tabellenvierter der Qualifikationsrunde. Damit hat sich das Team wie im Vorjahr in die Play-offs der Meisterschaft gespielt. Aber damit war auch klar, dass es erneut als Außenseiter gegen den dominierenden Serienmeister RSR Walferdingen antreten würde und ein Finaleinzug eher unwahrscheinlich ist.
: Walferdingens Startformation war eine Überraschung für uns. Diana Snopok, Spielerin von Petingen
Das Auftaktspiel der Best-of-three-Serie in Walferdingen bestätigte das. Der Titelverteidiger gewann am Samstag ungefährdet 3:0 (25:17, 25:15, 25:15), obwohl die Umstände ungewöhnlich waren.
Beim Meister fehlten die erkrankten Nathalie Braas und Noa Reiland. Ob sie beim Rückspiel nächsten Samstag wieder dabei sind, war zuletzt ungewiss. Die erfahrene Braas ist seit Jahren als Hauptzuspielerin und Kapitänin eine ganz wichtige Stütze ihrer Mannschaft. Die 17-jährige Maeva Muhovic sprang für sie ein. Reiland ist als Nationalspielerin auch eine Leistungsträgerin.
Erreichte Saisonziele
Trotzdem gelang es Petingen nicht, den Gastgeberinnen größere Schwierigkeiten zu bereiten. „Walferdingens Startformation war eine Überraschung für uns. Das veränderte das Spiel, weil wir gegen eine Mannschaft antraten, die wir so nicht gewohnt waren“, erklärte Snopok. Eigene Probleme in der Annahme und Missverständnisse, die zu unnötigen Fehlern führten, hätten zudem dafür gesorgt, dass das Ergebnis so eindeutig war.
„Ich denke, dass wir es besser können“, meinte ihre routinierte Mitspielerin Anne Hasdorf. Denn auch als Außenseiter hatten sich die Petingerinnen für das Halbfinale einiges vorgenommen. „Man will gut spielen. Wenn man dann aber nicht gut mithält, ist das frustrierend“, so Hasdorf.
Eigentlich hatte ihre Mannschaft alle ihre drei Saisonziele schon vor dem vergangenen Wochenende erreicht: Der Einzug in die Play-offs der Liga und ins Halbfinale des Pokalwettbewerbs klappte wie erhofft. Auch ein Sieg gegen ein Topteam, der ebenso auf der Agenda gestanden hatte. Ende Februar erreichte Petingen das Final Four der Coupe de Luxembourg mit einem umkämpften Erfolg gegen Steinfort. Und einige Wochen zuvor hatte das Team von Trainer Ivaylo Iliev in der Novotel Ligue mit
einem rascht. 3:2-Sieg gegen Mamer über
Personalsorgen
Trotzdem hörten die Ambitionen in den Play-offs nicht auf. Die Petingerinnen wollten ein starker Gegner sein, womöglich endlich einmal einen Satz gegen die in dieser Saison ungeschlagenen Meisterinnen gewinnen. „Dass wir Walferdingen nicht mit 3:0 aus der Halle schicken, war ja klar. Aber es wäre schön gewesen, wenn wir die Gegnerinnen ein bisschen mehr ärgern hätten können“, so Hasdorf. „Wir wollten ihnen das Leben so schwer wie möglich machen“, sagte Carole Kieffer.
Dass Petingen das nicht wirklich schaffte, hatte auch mit eigenen Personalsorgen zu tun. Libera Marion Hermant fehlte. Diagonalangreiferin Chimène Zouzoua konnte wegen einer Fußblessur nicht so hoch springen wie sonst und übernahm dafür als Libera. Kieffer, die nach langer Karriere lediglich als Reservistin im Einsatz ist, half als Angriffsspielerin aus.
Die Leistung des Titelverteidigers schmälerte das jedoch nicht. Walferdingens junge Zuspielerin Muhovic, die erst vor dieser Saison aus Mamer gekommen war, bewältigte ihre Aufgabe sehr beachtlich. „Sie hat im Training sehr gut gearbeitet und die Mannschaft hat sie großartig unterstützt“, lobte Trainer Laurent van Elslande. Auch die kranke Kapitänin habe eine aufmunternde Mitteilung geschickt und die richtigen Worte gefunden, so der Coach.
Seit 2017 hat Walferdingen jeden Meistertitel gewonnen. Eine große Stärke des
Titelverteidigers ist, dass er trotzdem nie aufhört zu kämpfen. Zuletzt konnte sich der Luxemburger Champion auch in einem Testspiel gegen Charleroi, den Dritten der belgischen Liga, auf Augenhöhe behaupten, wie van Elslande berichtete. Und auf nationaler Ebene wurde er seiner Favoritenrolle in der aktuellen Saison immer gerecht. „In dieser Mannschaft steckt eine enorme Kraft. Sie lässt nie nach“, sagte der Trainer.
Die Petingerinnen wissen das. Trotzdem werden sie im zweiten Halbfinalspiel am nächsten Samstag (19 Uhr), diesmal in heimischer Halle, erneut hoch motiviert ins Duell mit den Meisterinnen gehen. „Wir sind dann komplett. Mal schauen, was wir uns in dieser Woche einfallen lassen“, so Hasdorf. „Ich bin immer noch der Meinung, dass wir sie ärgern können.“