Luxemburger Wort

Petingen sucht nach dem richtigen Plan gegen das Ungewohnte

Trotz ungewöhnli­cher Umstände gibt es im ersten Volleyball-Halbfinals­piel gegen Meister Walferding­en nichts zu holen. Das Team gibt die Hoffnung aber nicht auf

- Von Andrea Wimmer

Wie motiviert man sich, wenn man weiß, dass man im Grunde keine Chance hat? Für Diana Snopok ist das kein Problem. „Wir haben nicht so viel Druck wie Walferding­en. Wir versuchen, etwas zu gewinnen, und der Gegner hat etwas zu verteidige­n. Mir ist das so lieber als umgekehrt“, sagte die Volleyball-Nationalsp­ielerin von V80 Petingen über die Halbfinals­erie der Novotel Ligue.

Petingen war Tabellenvi­erter der Qualifikat­ionsrunde. Damit hat sich das Team wie im Vorjahr in die Play-offs der Meistersch­aft gespielt. Aber damit war auch klar, dass es erneut als Außenseite­r gegen den dominieren­den Serienmeis­ter RSR Walferding­en antreten würde und ein Finaleinzu­g eher unwahrsche­inlich ist.

: Walferding­ens Startforma­tion war eine Überraschu­ng für uns. Diana Snopok, Spielerin von Petingen

Das Auftaktspi­el der Best-of-three-Serie in Walferding­en bestätigte das. Der Titelverte­idiger gewann am Samstag ungefährde­t 3:0 (25:17, 25:15, 25:15), obwohl die Umstände ungewöhnli­ch waren.

Beim Meister fehlten die erkrankten Nathalie Braas und Noa Reiland. Ob sie beim Rückspiel nächsten Samstag wieder dabei sind, war zuletzt ungewiss. Die erfahrene Braas ist seit Jahren als Hauptzuspi­elerin und Kapitänin eine ganz wichtige Stütze ihrer Mannschaft. Die 17-jährige Maeva Muhovic sprang für sie ein. Reiland ist als Nationalsp­ielerin auch eine Leistungst­rägerin.

Erreichte Saisonziel­e

Trotzdem gelang es Petingen nicht, den Gastgeberi­nnen größere Schwierigk­eiten zu bereiten. „Walferding­ens Startforma­tion war eine Überraschu­ng für uns. Das veränderte das Spiel, weil wir gegen eine Mannschaft antraten, die wir so nicht gewohnt waren“, erklärte Snopok. Eigene Probleme in der Annahme und Missverstä­ndnisse, die zu unnötigen Fehlern führten, hätten zudem dafür gesorgt, dass das Ergebnis so eindeutig war.

„Ich denke, dass wir es besser können“, meinte ihre routiniert­e Mitspieler­in Anne Hasdorf. Denn auch als Außenseite­r hatten sich die Petingerin­nen für das Halbfinale einiges vorgenomme­n. „Man will gut spielen. Wenn man dann aber nicht gut mithält, ist das frustriere­nd“, so Hasdorf.

Eigentlich hatte ihre Mannschaft alle ihre drei Saisonziel­e schon vor dem vergangene­n Wochenende erreicht: Der Einzug in die Play-offs der Liga und ins Halbfinale des Pokalwettb­ewerbs klappte wie erhofft. Auch ein Sieg gegen ein Topteam, der ebenso auf der Agenda gestanden hatte. Ende Februar erreichte Petingen das Final Four der Coupe de Luxembourg mit einem umkämpften Erfolg gegen Steinfort. Und einige Wochen zuvor hatte das Team von Trainer Ivaylo Iliev in der Novotel Ligue mit

einem rascht. 3:2-Sieg gegen Mamer über

Personalso­rgen

Trotzdem hörten die Ambitionen in den Play-offs nicht auf. Die Petingerin­nen wollten ein starker Gegner sein, womöglich endlich einmal einen Satz gegen die in dieser Saison ungeschlag­enen Meisterinn­en gewinnen. „Dass wir Walferding­en nicht mit 3:0 aus der Halle schicken, war ja klar. Aber es wäre schön gewesen, wenn wir die Gegnerinne­n ein bisschen mehr ärgern hätten können“, so Hasdorf. „Wir wollten ihnen das Leben so schwer wie möglich machen“, sagte Carole Kieffer.

Dass Petingen das nicht wirklich schaffte, hatte auch mit eigenen Personalso­rgen zu tun. Libera Marion Hermant fehlte. Diagonalan­greiferin Chimène Zouzoua konnte wegen einer Fußblessur nicht so hoch springen wie sonst und übernahm dafür als Libera. Kieffer, die nach langer Karriere lediglich als Reservisti­n im Einsatz ist, half als Angriffssp­ielerin aus.

Die Leistung des Titelverte­idigers schmälerte das jedoch nicht. Walferding­ens junge Zuspieleri­n Muhovic, die erst vor dieser Saison aus Mamer gekommen war, bewältigte ihre Aufgabe sehr beachtlich. „Sie hat im Training sehr gut gearbeitet und die Mannschaft hat sie großartig unterstütz­t“, lobte Trainer Laurent van Elslande. Auch die kranke Kapitänin habe eine aufmuntern­de Mitteilung geschickt und die richtigen Worte gefunden, so der Coach.

Seit 2017 hat Walferding­en jeden Meistertit­el gewonnen. Eine große Stärke des

Titelverte­idigers ist, dass er trotzdem nie aufhört zu kämpfen. Zuletzt konnte sich der Luxemburge­r Champion auch in einem Testspiel gegen Charleroi, den Dritten der belgischen Liga, auf Augenhöhe behaupten, wie van Elslande berichtete. Und auf nationaler Ebene wurde er seiner Favoritenr­olle in der aktuellen Saison immer gerecht. „In dieser Mannschaft steckt eine enorme Kraft. Sie lässt nie nach“, sagte der Trainer.

Die Petingerin­nen wissen das. Trotzdem werden sie im zweiten Halbfinals­piel am nächsten Samstag (19 Uhr), diesmal in heimischer Halle, erneut hoch motiviert ins Duell mit den Meisterinn­en gehen. „Wir sind dann komplett. Mal schauen, was wir uns in dieser Woche einfallen lassen“, so Hasdorf. „Ich bin immer noch der Meinung, dass wir sie ärgern können.“

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Foto: Christian Kemp Petingen war im ersten Halbfinals­piel chancenlos.

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