Schneller Termin, aber die Qualität muss stimmen
Gesundheitsministerin Martine Deprez bezieht Stellung zu den Aktivitäten des privaten Radiologiezentrums von Hygie in Esch/Alzette
Seit einigen Monaten bietet das private Radiologiezentrum Hygie in Esch/Alzette, das der Beteiligungsgesellschaft Devmed SA gehört, Ultraschalluntersuchungen, Röntgen und mittlerweile auch Scanner und Mammografien an. Es öffnete seine Türen, wenige Tage bevor das Gesetz zur ambulanten Wende im vergangenen Juli verabschiedet wurde – es schreibt vor, dass schwere Geräte, wie IRM, Scanner und Mammografie nur als Antenne eines Krankenhauszentrums betrieben werden dürfen.
Patienten, die Dienste von Hygie in Anspruch nahmen, beklagen sich nun über hohe (Neben-)Kosten, die teils nicht von der CNS erstattet werden. Das Gesundheitsministerium reagierte: „Wir haben über die CNS eingegriffen, die das Zentrum vor die Überwachungskommission zitiert hat. Es wurde festgestellt, dass die Akte nicht ordentlich abgerechnet und kumuliert wurden, dass hohe Convenances personelles in Rechnung gestellt wurden und mehr bezahlt werden musste als an anderen Stellen“, erklärt Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) im „Wort“-Gespräch.
Mammografie und Scanner dürfen nicht betrieben werden
Kontakt mit dem Centre Hospitalier Emile Mayrisch (CHEM) in Esch oder deren Radiologen hat die Hygie-Gruppe bislang nicht aufgenommen. Dafür suchten die Hygie-Verwalter schriftlich den Kontakt mit der Ministerin. „Wir schauen jetzt, wann wir sie empfangen und was sie uns erzählen“, sagt Deprez, „Sie können laut Gesetz zwar verschiedene Apparate wie Röntgen oder Ultraschall betreiben, aber keine Mammografie – die ist dem Spital vorbehalten. Wir haben bislang aber nicht entschieden, die Akte nicht mehr zu erstatten, weil wir die Patienten nicht schädigen wollen“, so Deprez. Im Brief, den die Ministerin erhielt, steht nun, dass Hygie künftig keine erhöhten Tarife mehr verlangen wird. „Diese Botschaft scheinen sie verstanden zu haben.“
Die einzige Ahndungsmöglichkeit des Gesetzesverstoßes ist es, eine Geldstrafe von bis zu 100.000 Euro zu verhängen. „In der Logik, in der diese Akteure unterwegs sind, stört sie das aber nicht“, gibt Deprez zu bedenken. Sie selber hat nicht viele Möglichkeiten einzugreifen.
„Die Apparate sind vom Strahlenschutz her in Ordnung, es sind auch Fachärzte, die dort beschäftigt sind. Sie sind zwar nicht immer sesshaft hier, sondern kommen über die Grenze oder werden eingeflogen und sie sind auch nicht hier im Land vernetzt. Die Aktivitäten untersagen kann ich aber nur, wenn Beweise vorliegen, dass medizinisch nicht alles korrekt läuft“, beschreibt die Ministerin die Situation.
Bislang liegt ihr nur der mündliche Erfahrungsbericht eines Gynäkologen aus Esch vor, der sich über die Qualität der Bilder beklagte. „Die Betroffene musste wohl nochmals zu einer Mammografie geschickt werden – in eine Klinik, die zum Netzwerk hier gehört, die die Standards kennt, weiß, wie die Prozeduren sind, wo eine zweite Begutachtung erfolgt und wohin die Frau weitergeschickt werden kann“, erzählt Deprez. Das sei mit hohem und wertvollem Zeitverlust verbunden gewesen.
„Wenn sich nun konkretisiert, dass die Bilder nicht dem entsprechen, was hier Usus ist, dann könnte man über die Gesundheitsdirektion Analysen machen lassen, warum die Bilder nicht korrekt sind und die Öffentlichkeit informieren, dass die Bilder, die dort gemacht werden, schlecht zu verwerten sind – auch wenn man meint, schneller einen Termin zu bekommen. Das steckt aber alles noch in den Kinderschuhen“, betont sie.
Dem Patienten bleibt derzeit nichts anderes übrig, als zu bezahlen. „Hygie behauptet, dass sie die Patienten vorher aufklären, dass sie etwas mehr bezahlen müssen und aus welchen Gründen. Was macht man als Patient dann? Man ist froh, einen Termin zu bekommen und meckert nicht, 50, 60, 70 Euro mehr zu bezahlen. Der Patient ist dem ein bisschen ausgeliefert.“