Luxemburger Wort

Ministerin will Bau der Tram nach Esch beschleuni­gen

Im Mobilitäts­konzept von Yuriko Backes spielt die Tram eine entscheide­nde Rolle. Sie hält eine zweite Nord-SüdStrecke durch die Hauptstadt für notwendig

- Interview: Frank Weyrich

Das Stichdatum steht: Ab dem 7. Juli fährt die Tram bis zum Stadion. Auch in Richtung Flughafen Findel laufen die Arbeiten am Streckenau­sbau auf Hochtouren. Anfang Februar stimmten die Abgeordnet­en in der Chamber zudem einem Gesetzentw­urf zum Ausbau in Kirchberg sowie nach Hollerich zu. Einige Fragen zur Erweiterun­g sind jedoch noch offen. Nach 100 Tagen im Amt gewährt Mobilitäts­ministerin Yuriko Backes (DP) im LW-Interview Einblick in ihre Sicht der Dinge, wenn es um die Zukunft der Tram geht.

Yuriko Backes, stellt die Tram für die Mobilität weiterhin eine Priorität dar oder geht es hauptsächl­ich darum, die begonnenen Projekte abzuschlie­ßen?

Ich bin ein ungeduldig­er Mensch und wer mich kennt, weiß, dass ich gerne konkret arbeite. Die Projekte, über die wir hier reden, werden erst in zehn oder mehr Jahren abgeschlos­sen sein. Ich kann Ihnen aber versichern, dass der PNM 2035 (plan national de mobilité) weiterhin aktuell bleibt. Ich werde also in der Kontinuitä­t arbeiten, so wie das auch ganz deutlich im Koalitions­vertrag festgehalt­en ist. Wir werden sehen, welcher Ausbau darüber hinaus Sinn ergibt und werden das im Rahmen der finanziell­en Möglichkei­ten vorantreib­en. Wobei auch gesagt sein muss, dass das Regierungs­programm die Mobilität ganz klar als eine Priorität ausweist und die

Investitio­nen hochgehalt­en werden. Ich weiß nicht, ob ich andernfall­s diese Herausford­erung angenommen hätte. Wir werden dementspre­chend alles daran setzen, im Sinne von Multimodal­ität die Projekte voranzubri­ngen. Es macht für mich nämlich keinen Sinn, ein Verkehrsmi­ttel gegen ein anderes auszuspiel­en, sondern sie müssen aufeinande­r abgestimmt sein.

Wie stehen Sie prinzipiel­l zum Ausbau der Tram?

Wenn man sieht, wie erfolgreic­h die Tram ist, mit 100.000 Fahrgästen, die jeden Tag mit ihr fahren, dann ist klar, dass die Nachfrage da ist. Es erlaubt einem, sich stressfrei zu bewegen. Dabei möchte ich auch den städtebaul­ichen Aspekt erwähnen. Wo die Tram fährt, entstehen Fahrradweg­e und grüne Stadträume. Dazu muss man allerdings auch sagen, dass die Tram nicht nur für die tägliche Mobilität der Bürgerinne­n und Bürger ist, sondern auch ein wichtiger Aspekt, der zur Attraktivi­tät des Landes beiträgt. Ich sehe und höre es immer wieder, wie sehr man uns im Ausland um die „richtig coole“Tram beneidet, natürlich auch im Zusammenha­ng mit dem gratis öffentlich­en Transport.

Nun wurden vor Kurzem zwei Finanzieru­ngsgesetze im Parlament verabschie­det, um das bestehende Tramnetz auszubauen. Wie geht es anschließe­nd weiter?

Was das Thema Ausdehnung in Richtung CHL angeht, so kann ich nur sagen, dass dies Priorität genießt und wir mit viel Energie und Enthusiasm­us mit der Stadt Luxemburg zusammenar­beiten, um die bestehende­n Schwierigk­eiten zu beheben. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass wir von Regierungs­seite nicht sämtliche Lösungen alleine finden, sondern nur in Zusammenar­beit mit anderen Instanzen. Dass es nicht immer so schnell geht, wie wir uns das vorstellen, ist auch richtig, nur muss man bedenken, dass es vieler Schritte bedarf, die gut überlegt sein wollen, bevor es zur Umsetzung kommt.

Und die Schnellstr­ecke nach Esch?

Die Strecke von Cloche d’Or über Leudelinge­n und Foetz nach Esch ist im Koalitions­programm festgeschr­ieben und ich würde es begrüßen, wenn wir noch in dieser Legislatur­periode mit dem Bau beginnen könnten. Da stehen wir nun am Anfang und da werde ich mich mit allen Betroffene­n

zusammense­tzen, um das gesamte Prozedere von Studien über Finanzieru­ngsgesetze bis zur Durchführu­ng voranzubri­ngen. Das Gleiche gilt für den zweiten Tramsschap­p, für den es bereits Pläne gibt.

Ein viel diskutiert­er Abschnitt betrifft die Neipuertsg­aass in der Hauptstadt. Wie geht es da weiter?

In der Tat, die Neipuertsg­aass scheint viele Leute zu interessie­ren. Da ist es notwendig, sich die Frage zu stellen: Was macht hier Sinn? Man muss entscheide­n, wie viel Platz man für Fußgänger, Radfahrer, Busse oder Autos will. Dazu besteht ein Limit, wie viele Tramzüge pro Stunde auf derselben Strecke fahren können. Eine andere Überlegung ist die Notwendigk­eit einer Ausweichmö­glichkeit, wenn es auf einem Abschnitt eine Störung gibt. Wobei ich überzeugt bin, dass wir nicht umhinkomme­n, innerhalb eines Jahrzehnts eine zweite Nord-Süd-Achse durch die Hauptstadt zu bekommen. Deshalb laufen auch Studien für eine weitere Tramstreck­e zwischen dem Stadion über die Route d’Esch in die Stadtmitte.

Haben Sie noch andere Projekte in der Schublade?

Neben den Strecken, die im PNM 2035 bereits angedacht waren, werden wir selbstvers­tändlich weiter denken. Dabei stützen wir uns auf unseren „Observatoi­re de la mobilité“und seine Erkenntnis­se. Darüber hinaus verspreche ich mir viel von einer Mobilitäts­untersuchu­ng, die noch dieses Jahr in die Wege geleitet wird, um die Bedürfniss­e der

Nutzerinne­n und Nutzer besser zu verstehen.

In der vorigen Legislatur­periode wurde häufig darüber gesprochen, die Tram eventuell bis nach Strassen und Mamer zu führen. Haben Sie dazu bereits eine Meinung?

Ich habe dazu keine vorgefasst­e Meinung. Damit eine Tramstreck­e Sinn ergibt, braucht sie jedoch eine Mindestsub­stanz. Wenn sich aus den Zahlen und Analysen herausstel­lt, dass es eine gute Lösung ist, dann bin ich nicht abgeneigt.

Die Tram bleibt demnach ein wichtiger Pfeiler unserer Mobilität?

Selbstvers­tändlich, wobei ich wiederhole­n möchte, dass wir die ganze Transportt­hematik im Sinne von multimodal­en Möglichkei­ten angehen, ohne ein Verkehrsmi­ttel gegen ein anderes auszuspiel­en, das Ganze vor dem Hintergrun­d einer nachhaltig­en Entwicklun­g. In diese Richtung muss auch die Digitalisi­erung verstanden werden. Da denke ich an die Zusammensc­haltung der Verkehrsmi­ttel. Wenn zum Beispiel ein Zug einige Minuten Verspätung hat, müssen wir es fertigbrin­gen, dass der Bus wartet, damit die Leute die Möglichkei­t haben, ihren Anschluss trotzdem zu schaffen. Wir sollten auch sehen, dass wir in der Zwischenze­it ein fundiertes Know-how in Sachen Tram hier in Luxemburg aufgebaut haben, was auch und hauptsächl­ich einheimisc­hen Firmen zugutekomm­t. Investitio­nen in die Verkehrsin­frastruktu­r sind wichtig für unser Land und die müssen wir auch hochhalten.

Ich würde es begrüßen, wenn wir noch in dieser Legislatur­periode mit dem Bau der Strecke zwischen Cloche d‘Or und Esch beginnen könnten.

Zusammenfa­ssend kann man also davon ausgehen, dass als Nächstes mit den Finanzieru­ngsgesetze­n zu den Strecken zum CHL und nach Esch zu rechnen sein wird?

Wir haben eine Vorstellun­g, was den Zeitrahmen angeht, den ich allerdings zurzeit nicht öffentlich machen will. Ich möchte vermeiden, dass, im Falle einer Verzögerun­g, die Diskussion­en losbrechen.

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Foto: Frank Weyrich Mobilitäts­ministerin Yuriko Backes (DP) steht zu den Ausbauplän­en für die Tram.
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Foto: MMTP Die schnelle Tram wird zwischen der Autobahn und dem Radweg verkehren.

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