Luxemburger Wort

Ein Ende der Laufzeit in Cattenom ist nicht in Sicht

Am Reaktorblo­ck 4 des Atomkraftw­erks wird aktuell die Zehnjahres­revision durchgefüh­rt. Die Planungen für die nächsten Kontrollen laufen bereits

- Von Glenn Schwaller

Bereits aus mehreren Kilometern Entfernung ist zu sehen, dass nur aus drei der vier Kühltürme des französisc­hen Kernkraftw­erks Cattenom Dampf aufsteigt. Grund dafür sind Revisionsa­rbeiten am Reaktor 4, der wegen der Zehnjahres­revision aktuell für mehrere Monate außer Betrieb ist. Bei einer Pressekonf­erenz gab der Betreiber Électricit­é de France (EDF) gestern Vormittag Details zur Zehnjahres­revision der Anlage und zur Zukunft des gesamten Atommeiler­s, der sich nur wenige Kilometer von der luxemburgi­schen Grenze entfernt befindet.

Revision dauert sechs Monate

Reaktor 4 wurde nach rund einjährige­n Vorbereitu­ngen am 17. Februar herunterge­fahren. Seitdem laufen die Sanierungs­arbeiten an der Anlage, wie Jérôme Le Saint, Direktor der Anlage, und Nicolas Kieffer, technische­r Direktor, erklärten. Eigentlich hätten die Arbeiten schon früher beginnen sollen. Damit in den Wintermona­ten aber alle vier Reaktoren Strom liefern konnten, wurde der Beginn der Revision um einige Wochen nach hinten verschoben.

Es ist die insgesamt dritte Zehnjahres­revision des 1992 in Betrieb genommenen Reaktors 4. Für ein halbes Jahr bleibt der Reaktor nun vom Netz getrennt. In dieser Zeit sind rund 3.000 Fachleute damit beschäftig­t, gut 20.000 Anpassunge­n an den Anlagen vorzunehme­n. Von der Revision betroffen sind sowohl das Reaktorgeb­äude mit dem Brenneleme­ntbehälter als auch das Maschinenh­aus und der Kühlturm.

Unter anderem werden Absperrhäh­ne ausgetausc­ht, die 240 Tonnen schwere Turbine im Maschinenh­aus auf Schäden überprüft und der Stromtrans­formator im Außenberei­ch ersetzt. Auch der Reaktorbeh­älter wird auf mögliche Schäden hin kontrollie­rt. Zum Einsatz kommt hierfür ein zwölf Tonnen schwerer Roboter, der im Becken abgesetzt wurde und alle denkbaren Tests durchführt. „Menschen dürfen nicht in den Reaktorbeh­älter, daher kommt der Roboter zum Einsatz“, erklärt Kieffer. Würden dort Risse festgestel­lt, bedeute dies das Ende des gesamten Reaktors. „Der Behälter kann nämlich nicht ausgetausc­ht werden“, berichtet Direktor Le Saint und versichert: „Solche Mängel haben wir bisher noch nie festgestel­lt“.

Betrieb über 2050 hinaus denkbar

Wenn die Revision in einigen Monaten abgeschlos­sen ist, prüft die französisc­he Atomsicher­heitsbehör­de ASN den Meiler. Hat dieser die Prüfung überstande­n, darf er für weitere zehn Jahre betrieben werden. Für Reaktor 4 bedeutet dies, dass er im Falle einer positiven Bewertung bis mindestens 2034 am Netz bleiben dürfte. Die Reaktorblo­cks 1 bis 3 haben ihre Zehnjahres­revision bereits hinter sich und somit die Genehmigun­g, noch jeweils zehn weitere Jahre Strom zu produziere­n.

Jérôme Le Saint richtet den Blick jedoch darüber hinaus. Denn in Frankreich gilt: Für Atomkraftw­erke muss nach 40 Betriebsja­hren noch lange nicht Schluss sein. Gestern sprach Le Saint daher schon von der vierten Welle von Zehnjahres­revisionen für Cattenom. Diese könnten bereits 2027 am Reaktor 1 beginnen, wodurch die Laufzeit dann um nochmals zehn auf insgesamt 50 Jahre verlängert werden dürfte. Doch auch damit könnte das Ende der Laufzeit möglicherw­eise noch nicht erreicht werden. „60 Jahre oder sogar mehr“, stellt sich der Direktor vor.

Zur Laufzeitve­rlängerung soll es jedoch eine öffentlich­e Konsultati­on geben, an der Anwohner aus Frankreich, Luxemburg und Deutschlan­d teilnehmen können. Ein erstes Treffen ist für den 14. Mai um 18.30 Uhr im Casino in Cattenom vorgesehen.

Korrosions­problene behoben

Vor zwei Jahren wurde bekannt, dass in mehreren französisc­hen Atomzentra­len, darunter auch in Cattenom, Risse in den Kühlkreisl­äufen aufgetrete­n waren. Mittlerwei­le seien alle beschädigt­en Rohre in den Reaktoren 1 bis 3 ausgetausc­ht, mit der aktuellen Zehnjahres­revision am Block 4 werden dort die letzten Rohre ausgetausc­ht. Dies erklärte Direktor Jérôme Le Saint gestern.

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Foto: Chris Karaba Der Atommeiler in Cattenom wird aller Voraussich­t nach noch viele weitere Jahre Strom produziere­n.

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