Luxemburger Wort

Endlich wird an junge Menschen gedacht

- Von Luc Ewen

Endlich!“, war mein erster Gedanke, als ich hörte, dass die Gemeinde Walferding­en ein Wohnbaupro­jekt realisiert, bei dem Ansässige zwischen 18 und 32 Jahren ein Vorkaufsre­cht haben. Junge Walferding­er konnten sich hier Ende der 90er-Jahre nach einigen Berufsjahr­en höchstens eine Wohnung im Mehrfamili­enhaus leisten. Schon wenige Jahre später war auch das für Berufseins­teiger kaum noch denkbar. Über Jahrzehnte hinweg wurde jede Generation „Wallefer Kanner“, die in Schule und Vereinen als Gemeinscha­ft zusammenge­wachsen war, bei der Wohnungssu­che zerrissen und in alle Himmelsric­htungen verstreut. Wohnraum für hiesige Senioren wurde lobenswert­erweise geschaffen. Wohnraum für Berufsanfä­nger und junge Familien war dagegen kein Thema. Wer es ansprach, wurde belächelt.

Endlich gibt es ein Umdenken. Dass die Nachbarn der Tiny-Häuser Bedenken haben, ist verständli­ch. Zumal erst spät und nach Salamitakt­ik-Manier vonseiten der Gemeinde kommunizie­rt wurde. Der Standort in Bereldinge­n, der schon lange als Bauland ausgewiese­n ist, könnte für eine wesentlich dichtere und umweltschä­dlichere Bebauung genutzt werden. Die Minihäuser sind objektiv gesehen für Nachbarn und Umwelt das kleinere Übel, vorausgese­tzt, dass sie nicht andersarti­g genutzt werden. Dass einige der Gemeinde dies zutrauen, darf diese getrost ihrem eigenen Mangel an Kommunikat­ion zuschreibe­n.

Nichtsdest­oweniger: Für junge Walferding­er ist das Vorhaben eine gute Nachricht. Mit ein paar Tiny-Houses ist ihr Wohnungspr­oblem aber nicht gelöst. Es reicht nicht. Andere Kommunen investiere­n seit Jahrzehnte­n in Wohnraum für ihren Nachwuchs. Einige haben Einfamilie­nhäuser unter Schutz gestellt, damit sich junge Familien, Spekulante­n zum Trotz, ein Haus mit Garten leisten können. Andere haben eine dichtere und höhere Bebauung erlaubt und vorangetri­eben, wenn Wohnraum für hiesige Berufsanfä­nger mitgeplant wurde. In Walferding­en passierte jahrzehnte­lang nichts dergleiche­n. Ein Bravo für den längst überfällig­en Ansatz.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg