Endlich wird an junge Menschen gedacht
Endlich!“, war mein erster Gedanke, als ich hörte, dass die Gemeinde Walferdingen ein Wohnbauprojekt realisiert, bei dem Ansässige zwischen 18 und 32 Jahren ein Vorkaufsrecht haben. Junge Walferdinger konnten sich hier Ende der 90er-Jahre nach einigen Berufsjahren höchstens eine Wohnung im Mehrfamilienhaus leisten. Schon wenige Jahre später war auch das für Berufseinsteiger kaum noch denkbar. Über Jahrzehnte hinweg wurde jede Generation „Wallefer Kanner“, die in Schule und Vereinen als Gemeinschaft zusammengewachsen war, bei der Wohnungssuche zerrissen und in alle Himmelsrichtungen verstreut. Wohnraum für hiesige Senioren wurde lobenswerterweise geschaffen. Wohnraum für Berufsanfänger und junge Familien war dagegen kein Thema. Wer es ansprach, wurde belächelt.
Endlich gibt es ein Umdenken. Dass die Nachbarn der Tiny-Häuser Bedenken haben, ist verständlich. Zumal erst spät und nach Salamitaktik-Manier vonseiten der Gemeinde kommuniziert wurde. Der Standort in Bereldingen, der schon lange als Bauland ausgewiesen ist, könnte für eine wesentlich dichtere und umweltschädlichere Bebauung genutzt werden. Die Minihäuser sind objektiv gesehen für Nachbarn und Umwelt das kleinere Übel, vorausgesetzt, dass sie nicht andersartig genutzt werden. Dass einige der Gemeinde dies zutrauen, darf diese getrost ihrem eigenen Mangel an Kommunikation zuschreiben.
Nichtsdestoweniger: Für junge Walferdinger ist das Vorhaben eine gute Nachricht. Mit ein paar Tiny-Houses ist ihr Wohnungsproblem aber nicht gelöst. Es reicht nicht. Andere Kommunen investieren seit Jahrzehnten in Wohnraum für ihren Nachwuchs. Einige haben Einfamilienhäuser unter Schutz gestellt, damit sich junge Familien, Spekulanten zum Trotz, ein Haus mit Garten leisten können. Andere haben eine dichtere und höhere Bebauung erlaubt und vorangetrieben, wenn Wohnraum für hiesige Berufsanfänger mitgeplant wurde. In Walferdingen passierte jahrzehntelang nichts dergleichen. Ein Bravo für den längst überfälligen Ansatz.