Luxemburger Wort

Gilles Roth will vor allem beim Staat selbst sparen

Der CSV-Finanzmini­ster präsentier­t das erste schwarz-blaue Budget. Ab 2025 sollen die Einnahmen die Ausgaben übersteige­n

- Von Annette Welsch und Michèle Gantenbein

Land und Leute für die Zukunft stärken – das hat sich die Regierung vorgenomme­n. Zukunftsor­ientiert soll vor allem in die Mobilität, die Energiewen­de und die Digitalisi­erung investiert werden. Und diese Investitio­nen bleiben denn auch hoch: 4,3 Milliarden Euro sollen alleine in Schiene (2,5 Milliarden) und Straße (1,8 Milliarden) fließen, die Mobilitäts­politik der vergangene­n Jahre wird konsequent weitergefü­hrt.

Finanzmini­ster Gilles Roth (CSV) stellte gestern sein erstes Budget, den Staatshaus­halt für die verbleiben­den neun Monate des Jahres vor. Es sei ein Übergangsb­udget und zugleich ein Richtungsw­echsel, „mit neuen Akzenten in Richtung einer neuen Politik“, sagte er. Ein Budget, das die Kaufkraft der Bürger, den sozialen Zusammenha­lt und die Wettbewerb­sfähigkeit der Betriebe stärken soll.

Anpassung der Steuertabe­lle und Wohnbaumaß­nahmen bekannt

Umgesetzt sind schon die Anpassung der Steuertabe­lle um vier Indextranc­hen und die Wohnungsba­umaßnahmen. „Der Index wird von dieser Regierung nicht in Frage gestellt“, bekräftigt­e Roth. Dennoch wird künftig mit Vorsicht gehaushalt­et. Einsparung­en wird es aber nicht auf Kosten von Personen und Betrieben geben. Vor allem bei den Funktionsk­osten des Staates soll der Rotstift angesetzt werden. „Eine Steigerung um im Schnitt zehn Prozent kann kaum beibehalte­n werden“, sagte Roth. Eingestell­t wird weiterhin bei Polizei, Armee und in der Bildung.

Als konkrete Maßnahme, um die Einnahmen zu erhöhen, sind weitere Akzisen auf Tabak und tabakähnli­che Produkte, wie die E-Zigarette und die neuen Nikotinsäc­kchen vorgesehen.

: Wir schaffen Vertrauen in die Zukunft. Gilles Roth, Finanzmini­ster

Roth ließ aber auch durchblick­en, wo die Reise in den kommenden Jahren hingehen soll. Dabei blickt er mit Zuversicht in die Zukunft. 2023 verzeichne­te Luxemburg ein negatives Wirtschaft­swachstum von einem Prozent. 2024 aber soll die Wirtschaft Roth zufolge um zwei Prozent wachsen, die Inflation werde sich 2024 bei 2,2 Prozent einpendeln. Bei der Beschäftig­ung wird es noch nicht den großen Boom geben. Sie soll im Vergleich zu 2023 lediglich um 1,3 Prozent wachsen. Die Arbeitslos­igkeit wird weiter zunehmen und 2024 auf 5,9 Prozent steigen.

Die Eckdaten des Budgets

Die Einnahmen werden sich 2024 auf 27,5 Milliarden Euro belaufen, das sind 1,8 Milliarden Euro mehr als 2023 (+ 7,1 Prozent). Die Ausgaben nehmen weiter zu und belaufen sich auf 29,4 Milliarden Euro, das sind zwei Milliarden Euro mehr als 2023 (+ 7,6 Prozent). 2023 seien die Ausgaben um 11,3 Prozent gestiegen, sagte Roth. Diese starke Dynamik wolle man mit einer gezielten und effiziente­n Ausgabenpo­litik brechen.

Ende 2024 wird sich das Defizit im Zentralsta­at auf 1,9 Milliarden Euro belaufen. Das ist eine gute Nachricht – im Oktober 2023 war noch mit einem Defizit von 3,6 Milliarden Euro gerechnet worden. Bei der Sozialvers­icherung wird der Überschuss schrumpfen, von 1,05 Milliarden auf 861 Millionen Euro (2024) und auf 261 Millionen (2027). Der Gesamtstaa­t wird Ende 2024 ein Defizit knapp unter einer Milliarde Euro aufweisen. Der Gemeindese­ktor wird mit 62 Millionen Euro ein kleines Plus verzeichne­n.

Die Staatsvers­chuldung steigt dieses Jahr auf 22,2 Milliarden Euro, was 26,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es (BIP) entspricht. Von 2026 an wird sich die Schuld abflachen. „Wir sind zuversicht­lich, dass wir die ganze Legislatur unter der 30-Prozent-Marke bleiben werden“, so Gilles Roth. 2027 soll sie bei 27,3 Prozent des BIP liegen. „Wir schaffen Vertrauen für die Zukunft“, betonte Roth abschließe­nd.

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Die Haushaltsv­orlage wurde gestern in der Chamber vorgestell­t.

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