Luxemburger Wort

Verschuldu­ng wird mittelfris­tig abgebremst

Die Ausgaben für Mobilität und Digitalisi­erung bleiben hoch, beim Klima und Sozialen stagnieren sie. Eine Analyse

- Von Annette Welsch

Eine Budget-Rede hat viel auch mit Psychologi­e zu tun, mit Hoffnungen wecken und Zuversicht verbreiten. Der CSV-Finanzmini­ster Gilles Roth hat das verinnerli­cht, verspricht einen Richtungsw­echsel und einen Aufbruch. Er redet von einem Budget, „das neuen Schwung für unser Land bringt. Um den Aufschwung von morgen heute vorzuberei­ten“. Luxemburg und seine Einwohner sollen für die Zukunft gestärkt werden.

Dabei war im Vorfeld schon klar: An Sparmaßnah­men wird man kaum vorbeikomm­en, wenn die Schuldensp­irale gebrochen werden soll. „Diese Regierung steht zu einer vorsichtig­en Finanzpoli­tik“, gab Roth anfangs seiner Rede den Tenor an. Schulden seien gut, wenn sie über Investitio­nen einen nachhaltig­en Mehrwert für Land und Leute bringen, sie seien weniger gut, wenn sie im Konsum aufgehen und das Leben der Leute nicht nachhaltig verbessern. Da klang dann schon auch eine leichte Kritik an der Finanzpoli­tik der Vorgängerr­egierung durch.

So schlagen allein die Ausgaben des Solidarité­itspak 3.0 in diesem Jahr mit 1,2 Milliarden Euro zu Buche – fast 900 Millionen mehr als 2023. Dazu kommen das Gehälterab­kommen im öffentlich­en Dienst, der volle Niederschl­ag der drei rezenten Indextranc­hen sowie die Maßnahmen für den Wohnungsba­u und die erste Anpassung der Steuertabe­lle an die Inflation, die im Wahlkampf versproche­n wurden. Auch die Investitio­nen in die Mobilität und die digitale sowie die energetisc­he Wende sollen – und müssen – hoch bleiben.

Klima- und Mobilitäts­politik bleibt unveränder­t

„Die Klimaziele werden nicht in Frage gestellt“, betonte Roth, der auch die grüne Mobilitäts­politik weiterführ­t. Allerdings steigen die Ausgaben für den Energieund Klimaplan von insgesamt 2,47 Milliarden Euro dieses Jahr auf 2,68 Milliarden 2025 und stagnieren danach. Jedes Jahr werden dafür 320 Millionen Euro in die Digitalisi­erung des Staatsappa­rates gesteckt, 10,8 Millionen fließen in die 5G-Strategie zum Ausbau des ultraschne­llen Internets.

Roth hob auch Mehrausgab­en von 39 Millionen Euro für die ärztlichen Krankenhau­sdienste und von 72 Millionen für Kinderbetr­euungsstru­kturen hervor. Die Verteidigu­ngsausgabe­n steigen derweil 2024 von 0,77 Prozent des BIP auf 0,83 Prozent, was Gesamtausg­aben von 696,3 Millionen Euro ergibt. Alles noch Altlasten, liberale Wünsche und internatio­nale Verpflicht­ungen.

Mit Steuererle­ichterunge­n kann dann ab 2025 gerechnet werden: Um ein Prozent soll in einem ersten Schritt die Betriebsst­euer sinken, für physische Personen sollen zusätzlich­e Indextranc­hen in der Steuertabe­lle neutralisi­ert werden und Personen in der Steuerklas­se 1a sollen entlastet werden.

Von Sparmaßnah­men wurde nicht weiter geredet. Aber: Der mittelfris­tige Trend gehe in die richtige Richtung, die Defizitpro­gression werde gebremst, stellte Roth in Aussicht: Steigen die Ausgaben 2024 noch um 7,6 Prozent und die Einnahmen um 7,1 Prozent, so soll sich dieser Trend ab 2025 umkehren. Zusätzlich­e Gelder sollen durch neue Tabakakzis­en in die Kasse gespült werden. Und es soll bei den laufenden Ausgaben, den Funktionsk­osten des Staates gespart werden. Wobei das Potenzial hier beschränkt ist – sie machen acht Prozent der Ausgaben aus.

Insgesamt wird zunächst einmal niemandem weh getan. Es zeigen sich aber auch bei der Armutsbekä­mpfung wenig neue Akzente. Die Sozialtran­sfers insgesamt „bleiben intakt“, sagt Roth – will heißen, bleiben auf dem gleichen Niveau.

Die Klimaziele werden nicht in Frage gestellt. Gilles Roth, Finanzmini­ster

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Foto: Chris Karaba Finanzmini­ster Gilles Roths erstes Budget ist vor allem geprägt von der Politik der Vorgängerr­egierung.

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