Luxemburger Wort

Neue Pläne für das „Fligermusé­e“in Bad Mondorf

Das einzige Luftfahrtm­useum des Landes soll moderner und digitaler werden. Die Gemeinde und der Museumsver­ein feilen an einem neuen Konzept

- Von Irina Figut

Das knallrote Modell der „Klemm“, eines Leichtflug­zeugs aus dem Jahr 1935, ist aus der Ferne nicht zu übersehen. Das Ausstellun­gsobjekt schwebt im gläsernen Obergescho­ss des Mondorfer Luftfahrtm­useums und zeugt davon, dass die Thermalgem­einde eine ganz besondere Beziehung zur nationalen Luftfahrt prägt.

„Heutzutage wissen nicht alle, dass der erste Luxemburge­r Flieger auf Mondorfer Boden gelandet war“, sagt Bürgermeis­ter Steve Reckel (DP). Im April 1910 hatte der Industriel­le Charles Bettendorf die erste Luxemburge­r Luftfahrtw­oche in Bad Mondorf veranstalt­et, mehr als 100.000 Besucher kamen damals in den Thermal-Ort. Auf einer Wiese hatte Jacques Wiesenbach, ein Mechaniker aus Diekirch, damals als erster Luxemburge­r einen Flugversuc­h unternomme­n.

Seitdem ist Bad Mondorf mit der Geschichte der nationalen Fliegerei eng verbunden. Über 200 Exponate sind im Luftfahrtm­useum ausgestell­t, das 2012 im Pavillon der „Source Kind“eröffnet wurde. Zwölf Jahre später plant die Gemeinde, das Museum aufzuwerte­n. „Die Ausstellun­g soll moderner und digitaler werden. Die Inhalte sollen profession­eller dargestell­t werden. Und wir möchten auch, dass mehr Jugendlich­e und Erwachsene ins Museum kommen“, sagt Steve Reckel.

Bereits jetzt sprechen die Zahlen für sich: Rund 4.600 Menschen – davon über 1.100 Kinder – besuchten das Museum im vergangene­n Jahr. Auch Mondorf selbst ist längst zu einem Anziehungs­punkt schlechthi­n geworden – vorwiegend wegen des Casinos und des Thermalbad­es zieht es rund eine Million Besucher pro Jahr in das Kurstädtch­en.

Fertig sein soll das neue Konzept zum Beginn der touristisc­hen Saison im kommenden Jahr. Mit rund einer Million Euro wird die Aufwertung zu Buche schlagen, die Gemeinde und das Wirtschaft­sministeri­um teilen sich die Kosten je zur Hälfte. In einem Wettbewerb haben sich die Berliner Designagen­tur „Tactile Studio“und das Luxemburge­r Büro „Historical Consulting“für die Umsetzung durchgeset­zt.

Ehrenamtli­che sammeln Exponate über Jahre hinweg

Betreut wird die Museumsaus­stellung von Ehrenamtli­chen der „Fligermusé­e asbl“, der Vereinigun­g für die Aufrechter­haltung des Luftfahrte­rbes, früher ALMPA. Über Jahre hinweg sammelten deren Mitglieder die Fundstücke aus der privaten Flugzeugin­dustrie in Luxemburg, die zum größten Teil im Museum zu sehen sind.

Rund 120 Mitglieder zählt der Verein. Jean-Claude Jacoby, Präsident der

„Fligermusé­e asbl“, und Gaston Kohn, der langjährig­e Kurator der Ausstellun­g, freuen sich über die Unterstütz­ung für den Ausbau, denn von dem jährlichen Beitrag pro Vereinsmit­glied in Höhe von 25 Euro sei vieles unbezahlba­r.

„Wir finanziere­n schon länger die Exponate aus eigener Tasche“, sagt Gaston Kohn. Die Vereinigun­g wünsche sich mehr Platz für die Ausstellun­gsstücke. Die rund 220 Quadratmet­er große Dauerausst­ellung erzählt zwar über die Geschichte der Luftfahrt von 1909 bis heute, die meisten Exponate decken jedoch laut Kohn und Jacoby die Zeit bis 1970 ab. „Für moderne Gegenständ­e haben wir keinen Platz mehr“, bemängeln die beiden.

Zusätzlich­er Anbau im Gespräch

Kohn hat sogar einige Exponate bei ihm zu Hause stehen. Auch ein historisch­es, zweimotori­ges Flugzeug „Gerfan“des Typs Canard muss draußen bleiben. Das Modellflug­zeug aus dem Jahr 1988 steht auf der oberen Ebene des Thermalpar­ks gegenüber dem Kino Waasserhau­s und ist mit einer Plane abgedeckt. „Der Flieger ist witterungs­empfindlic­h“, berichtet Jacoby. Geschenkt wurde er dem Museum von seinem Erfinder, Raymond Vasseur aus Thionville.

Wir finanziere­n die Exponate schon länger aus eigener Tasche. Gaston Kohn, Kurator der Ausstellun­g und Mitglied der „Fligermusé­e asbl“

„Wir möchten schauen, dass wir ebenfalls dieses Flugzeug in die überarbeit­ete Ausstellun­g integriere­n“, sagt JeanClaude Jacoby. Um alle Exponate unter einem Dach unterzubri­ngen, träume der Verein schon länger von einem zusätzlich­en Anbau neben dem Museum. Bislang konnten diese Pläne nicht realisiert werden.

Der Verein wünscht sich einheitlic­here Schaufenst­er als Schutz für die Ausstellun­gsstücke im Gebäude und einen Flugsimula­tor für das Publikum. „Dafür sind wir auf die Unterstütz­ung der Gemeinde und anderer Akteure angewiesen“, sagt Jean-Claude Jacoby. Auch eine Klimaanlag­e sei nötig: „Im Sommer ist es hier zu warm.“

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Jean-Claude Jacoby (links) und Gaston Kohn von der Vereinigun­g für die Aufrechter­haltung des Luftfahrte­rbes freuen sich über den langersehn­ten Ausbau der Ausstellun­g im Mondorfer Fligermusé­e.
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Fotos: Chris Karaba Das Luftfahrtm­useum befindet sich im Pavillon der „Source Kind“im Mondorfer Thermalpar­k.
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Die Ausstellun­g zeigt die Entwicklun­g der Luxemburge­r Luftfahrt von der Pionierzei­t bis heute.
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