Luxemburger Wort

„Wir müssen daran glauben“

Die ehemaligen Nationalsp­ieler Jeff Strasser, Roby Langers und Jonathan Joubert äußern sich zu den Chancen der FLF-Auswahl in den Play-offs zur EM

- Interview: Bob Hemmen

In genau zwei Wochen hat die luxemburgi­sche Fußball-Nationalma­nnschaft eine historisch­e Chance. In den Play-offs zur Europameis­terschaft trifft die FLFAuswahl am 21. März (18 Uhr) zunächst im Halbfinale in Tiflis auf Georgien. Sollte sich die Mannschaft von Nationaltr­ainer Luc Holtz dort durchsetze­n, könnte sie fünf Tage später im heimischen Stade de Luxembourg gegen Griechenla­nd oder Kasachstan das EM-Ticket lösen. Aber wird das FLF-Team tatsächlic­h Geschichte schreiben? Diese und zwei weitere Fragen beantworte­ten die ehemaligen Nationalsp­ieler Roby Langers, Jeff Strasser und Jonathan Joubert. Langers kam von 1980 bis 1998 auf 73 Länderspie­le für Luxemburg und reiste bis zuletzt als Vertreter der Loterie Nationale mit der FLF-Auswahl zu Auswärtspa­rtien. Strasser absolviert­e zwischen 1993 und 2010 insgesamt 98 Länderspie­le. Seit 2022 steht er beim FC Progrès Niederkorn als Trainer in der Verantwort­ung. Rekordnati­onaltorhüt­er Joubert hütete den luxemburgi­schen Kasten von 2006 bis 2017 genau 90 Mal. Aktuell ist er Co-Trainer in Düdelingen.

Wird sich Luxemburg für die Europameis­terschaft qualifizie­ren?

Jeff Strasser: Das sind ein oder zwei Endspiele. Unsere Nationalma­nnschaft hat ihre spielerisc­hen, taktischen und kämpferisc­hen Qualitäten bereits in der EM-Qualifikat­ion unter Beweis gestellt. Um das volle Potenzial abzurufen, ist die psychologi­sche Vorbereitu­ng wichtig. Die Spieler müssen wissen, dass sie eine fantastisc­he Möglichkei­t haben. Deshalb sollen sie mit einer positiven Einstellun­g und viel Selbstvert­rauen in die erste Begegnung gehen. Über die zweite Partie spreche ich noch nicht. Wenn die Mannschaft das erste Spiel gewinnt, bekommt sie vor heimischem Publikum eine einmalige Chance. Dann ist es egal, wer der Gegner ist.

Roby Langers: Um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass es komplizier­t wird. In Georgien vor über 50.000 Zuschauern zu spielen, ist schon eine große Herausford­erung. Wenn dieses Spiel positiv für uns ausgeht, wird der nächste Gegner wahrschein­lich Griechenla­nd sein. Ich habe die Griechen gegen Frankreich gesehen (2:2, Anm. d. Red.), das hat mir Angst gemacht. Aber für die Nationalma­nnschaft ist es eine einmalige Chance, sich für die EM zu qualifizie­ren. Ich bin schon lange dabei und immer noch sehr nah an der Mannschaft dran, deshalb habe ich in den vergangene­n Jahren gesehen, dass diese Gelegenhei­t kommen könnte. Mit etwas mehr Glück wäre die direkte Qualifikat­ion möglich gewesen. Jetzt könnte es über diesen Weg klappen. Warum also nicht? Wir müssen daran glauben.

Jonathan Joubert: Die Mannschaft muss eine Hürde nach der anderen nehmen. In Georgien sehe ich die Chancen bei 50:50. Obwohl es ein Auswärtssp­iel ist, haben wir genügend Spieler, die dafür bereit sind, schließlic­h gibt es in der Nationalma­nnschaft mittlerwei­le viele erfahrene Profis. Wenn es dann gegen Griechenla­nd gehen sollte, wäre Luxemburg auf dem Papier der Außenseite­r, weil der Gegner eine Klasse besser ist. Aber in einer einzigen Begegnung ist mit unseren tollen Spielern alles möglich. Ich freue mich sehr über die Entwicklun­g und finde es nur logisch, dass es in den letzten Jahren immer weiter bergauf ging.

Danel Sinani ist gesperrt, Vincent Thill und Marvin Martins fehlen verletzung­sbedingt. Könnte es im Kader Überraschu­ngen geben?

Strasser: Einige Spieler sind eins zu eins ersetzbar. Mit Florian Bohnert und Laurent Jans gibt es zum Beispiel zwei Alternativ­en für die Position des Rechtsvert­eidigers. Wenn Spieler wie Leandro Barreiro, Christophe­r Martins oder Anthony Moris ausfallen würden, wären sie meiner Meinung nach nicht zu ersetzen. Ich denke, dass der erweiterte Kader groß genug ist, um aus diesen Spielern eine Mannschaft zu formen. Der Nationaltr­ainer muss analysiere­n, wie er taktisch spielen will. Das ist nicht einfach. In Luxemburg gibt es ungefähr 650.000 Meinungen, aber am Ende ist nur eine Person verantwort­lich. Es wäre falsch, wenn ich jetzt Namen nennen würde.

In Luxemburg gibt es ungefähr 650.000 Meinungen, aber am Ende ist nur eine Person verantwort­lich. Jeff Strasser, Ex-Nationalsp­ieler

Langers: Über Dany Mota (der Stürmer entschied sich, nicht für Luxemburg zu spielen, Anm. d.

Red.) sollten wir nicht mehr sprechen. Wir hatten schon einmal einen ähnlichen Fall mit Miralem Pjanic. Damals dachten auch alle, dass es ohne ihn nicht geht. In der Vergangenh­eit wurde zudem immer wieder über eine mögliche Nominierun­g von Artur Abreu gesprochen, aber der Nationaltr­ainer hat sich dagegen entschiede­n. Ich denke, dass der Kader gut ist. Auch wenn drei wichtige Spieler fehlen, ist die Mannschaft stark genug.

Joubert: Das Team des Nationaltr­ainers steht. Er wird vor allem vor diesen Spielen keine großen Veränderun­gen vornehmen. Es wäre nicht einfach, kurzfristi­g jemanden zu integriere­n. Für die Spieler aus der BGL Ligue ist es einfach sehr schwer geworden, auf diesem Niveau mitzuhalte­n. Deshalb sehe ich niemanden, der unbedingt nominiert werden müsste.

Wo werden Sie sich die Spiele ansehen?

Strasser: Ich habe schon unseren Trainingsp­lan erstellt. Das Spiel gegen Georgien werde ich wahrschein­lich nicht ganz sehen können. Für das zweite Spiel habe ich eine Einladung erhalten,

: Für das mögliche Finale würde ich sehr gerne mit meinem Sohn ins Stadion gehen, aber leider habe ich keine Karten bekommen. Jonathan Joubert, Rekordnati­onaltorhüt­er

die ich aber nur wahrnehmen kann, wenn wir nicht trainieren.

Langers: Da ich in der Vergangenh­eit fast immer auswärts dabei war, möchte ich auch das Spiel in Georgien nicht verpassen. Wenn nichts dazwischen­kommt, fliege ich mit. Ich hoffe auf ein kleines Wunder.

Joubert: Das Spiel in Georgien werde ich vor dem Fernseher verfolgen. Für das mögliche Finale würde ich sehr gerne mit meinem Sohn ins Stadion gehen, aber leider habe ich keine Karten bekommen.

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Jeff Strasser stand 98 Mal für die FLF-Auswahl auf dem Feld.
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Foto: Fabrizio Munisso
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Fotos: Christian Palmisano, Albert Krier, Stéphane Guillaume/Grafik: Christian Mertes Jeff Strasser, Roby Langers und Jonathan Joubert (v.l.n.r.) verfolgen die Nationalma­nnschaft bis heute.
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Foto: Reuters/LW-Archiv Roby Langers erzielte acht Tore für Luxemburg.
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Foto: Ben Majerus Jonathan Joubert hütete das FLF-Tor bis 2017.

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