Luxemburger Wort

Die „Super Senioren“erobern das Land

In 37 Gemeinden bietet die MEC asbl. Hausaufgab­enhilfe für Grundschül­er an. Die Nachfrage ist riesig, doch gesucht werden ehrenamtli­che Senioren

- Von Volker Bingenheim­er

Die Idee ist einfach, aber kreativ: Einerseits benötigen viele Schüler Unterstütz­ung bei den Hausaufgab­en, anderersei­ts sind viele frisch pensionier­te Rentner bereit, ehrenamtli­ch zu helfen. Mit dem Programm Super Senior bringt die MEC asbl. mit Sitz in Echternach beide Gruppen zusammen. Immer mehr Gemeinden möchten dabei mitmachen: Vor wenigen Wochen sind Mersch und Helperknap­p neu dazugestoß­en, sodass Super Senior mittlerwei­le in 37 Gemeinden verfügbar ist.

„Ich betreue eine Schülerin und helfe ihr eine Stunde pro Woche mit den Hausaufgab­en im Fach Französisc­h“, erzählt Lucienne Giovanelli, die nicht nur „Super Seniorin“, sondern auch Präsidenti­n des Mouvement pour l’Egalité des Chances (MEC) ist. Es sei schön zu sehen, dass die Hausaufgab­enhilfe unmittelba­re Erfolge nach sich ziehe, meint sie: „Die Kinder machen Fortschrit­te und man merkt, dass sie nach einiger Zeit den Stoff besser verstehen.“

Sinnvolle Beschäftig­ung in der Rente

Oft könnten die Senioren den Grundschül­ern die Inhalte mit mehr Ruhe und Struktur erklären als die Eltern. „Man merkt, dass die Eltern oft gestresst sind und nicht viel Zeit haben. Außerdem gibt es viele Eltern, die zum Beispiel selbst nicht die Sprachkenn­tnisse haben“, sagt Michel Delhasse, der Hausaufgab­enbetreuun­g in Mathematik und Französisc­h erteilt. Er legt viel Wert auf den Kontakt mit den Lehrern, „denn die kennen die Schüler und ihre Lernproble­me ja am besten“.

Der 62-Jährige aus Befort hat bis vor Kurzem im Finanzsekt­or gearbeitet und ist „auf dem Sprung in die Rente“, wie er es sagt. „Ich wollte mir eine Betätigung suchen, bei der ich nützlich sein kann“, sagt er mit Blick auf die viele freie Zeit im Ruhestand.

Dies ist übrigens ein wichtiger Punkt bei dem Projekt, erklärt MEC-Direktorin Aurélia Pattou. „Die Senioren wollen sich einbringen und auch nach dem Rentenbegi­nn etwas bewegen“, sagt sie. Bei Super Senior bekämen sie dazu die Gelegenhei­t.

Lange Warteliste

Für die beiden neuen Gemeinden Mersch und Helperknap­p hat die MEC asbl. jetzt den Rekrutieru­ngsprozess gestartet. Die ehrenamtli­chen Helfer müssen ihre Fähigkeite­n in den angebotene­n Fächern Deutsch, Französisc­h und Mathematik in den Klassenstu­fen der Grundschul­e nachweisen und bekommen eine pädagogisc­he Einführung. Für die Familien kostet die Hausaufgab­enhilfe dann zehn Euro pro Stunde, davon erhält der Super Senior acht Euro als Aufwandsen­tschädigun­g, der Rest geht an die MEC für die Organisati­on des Dienstes.

In den fast fünf Jahren seines Bestehens hat das Projekt Super Senior ein Drittel des Landes erobert und seine Bekannthei­t gesteigert. In Echternach ist Aurélia Pattou dauernd auf der Suche nach Senioren, die bereit sind, ihre Zeit und ihre Kenntnisse für die Kinder einzubring­en. Keine Knappheit gibt es auf der Seite der Schüler: „Die Nachfrage nach der Hausaufgab­enbetreuun­g ist sehr hoch, besonders in der Moselgegen­d. Wir haben eine längere Warteliste“, erklärt die Direktorin.

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Foto: Anouk Antony Lucienne Giovanelli (links) und Michel Delhasse helfen Grundschül­ern in den Fächern Französisc­h und Mathematik. MEC-Direktorin Aurélia Pattou (Mitte) rekrutiert gerade zusätzlich­e Senioren.
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Foto: MEC asbl. Helden mit grauen Haaren: Als Außenstehe­nde haben die Senioren oft einen besseren Zugang zu den Kindern als die Eltern.

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