Aline Mayrisch de Saint-Hubert: Für Gleichstellung und gegen soziale Armut
Soziale Gerechtigkeit war Aline Mayrisch de Saint-Hubert (1874 bis 1947) eine Lebensaufgabe. Sie engagierte sich für die Gleichstellung von Frauen ebenso wie für Arme und Kranke und für internationalen Austausch.
Nach dem Besuch einer höheren Töchterschule und eines Bonner Internats heiratet die Tochter eines Holzhändlers den Hütteningenieur und späteren Generaldirektor des luxemburgischen Stahlkonzerns Arbed, Émile Mayrisch. Die gebildete und an Kunst und Literatur interessierte Frau zieht mit ihrem Mann nach Düdelingen.
Ende 1905 wird dort die „Association pour les intérêts de la femme“gegründet – mit Aline Mayrisch de Saint-Hubert als Vorsitzender. Die Organisation ist unter anderem für die Eröffnung des ersten Mädchengymnasiums Luxemburgs verantwortlich.
Die engagierte Frau setzt sich auch für die Belange Armer und Kranker ein, sei es in der Luxemburger Liga gegen Tuberkulose, dem Luxemburger Roten Kreuz oder bei der Ausbildung von Sozialhelferinnen. Und auch im Ersten Weltkrieg nimmt sie sich der im Krieg Verwundeten an: Sie richtet ein Lazarett ein, in dem sie auch selbst bei der Pflege hilft.
In der Nachkriegszeit bemühen sich Aline und ihr Mann Émile im Schloss Colpach, das sie 1920 beziehen, um deutsch-französischen Austausch – sowohl auf politischer als auch auf kultureller Ebene. Aline ist nicht nur mit vielen Intellektuellen und Literaten befreundet, sondern verfasst auch bereits als junge Frau Literaturrezensionen und Artikel über Kunst.
Aline Mayrisch de Saint-Hubert zieht bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in das südfranzösische Cabris, wo sie 1947 stirbt. Sie vermacht in ihrem Testament unter anderem das Schloss Colpach dem Luxemburger Roten Kreuz, dessen Präsidentin sie 1933 wird.
Die Historikerin und Literaturwissenschaftlerin Germaine Goetzinger fasst in einem LW-Interview 2022 die Bedeutung von Aline Mayrisch de Saint-Hubert mit den Worten zusammen: „Sie hat die Kultur- und Sozialgeschichte des Landes mitgeprägt und hat Großes geleistet – insbesondere für die Belange der Frau.“