Luxemburger Wort

Elisabeth Kox: Mutter und Atomkraftg­egnerin

- Von Volker Bingenheim­er

Sie legte sich mit ihrer eigenen Partei an, wurde zur Galionsfig­ur der Luxemburge­r Anti-Atomkraft-Bewegung und zog nebenbei noch elf Kinder groß. Aus dem einen Leben von Elisabeth Kox (1926 bis 1999), hätte man drei machen können.

Die als Elisabeth Risch geborene Remicherin stand fest für christlich­e Werte ein, für Familie und Solidaritä­t. Als junge Frau war sie Gründungsm­itglied der Fraen- a Mammen-Sektion Remich. Ab 1974 machte sie Karriere in der CSV und wurde zunächst Präsidenti­n der CSV-Frauensekt­ion Osten, dann Nationalpr­äsidentin der Chrëschtle­ch-Sozial Fraen.

Wie kein anderes Thema spaltete in den späten 1960er- und den 1970er-Jahren die Atomfrage die Bevölkerun­g. Befürworte­r argumentie­rten, Luxemburg müsse unabhängig von Energielie­ferungen aus dem Ausland werden, Gegner verwiesen auf unüberscha­ubare Risiken wie die Lagerung des Atommülls. Anfang der 1970er-Jahre machte die Regierung von Premier Pierre Werner Nägel mit Köpfen und leitete die Planungen für ein Atomkraftw­erk in Remerschen in die Wege.

Die überzeugte Atomkraftg­egnerin arbeitete sich in die wissenscha­ftlichen Grundlagen ein und wurde zu einer Kennerin der Materie. Als Präsidenti­n der Biergerini­tiativ Museldall (BIM) wurde Elisabeth Kox zur prominente­n Kritikerin der Atompläne. Ihre Partei CSV, die für den Bau war, strafte sie ab: Vor den Chamberwah­len 1974 wählte ein Sonderkong­ress sie als Kandidatin ab. „Das war ein starkes Stück“, sagte ihr Sohn und Ex-Minister Henri Kox 2018 in einem Interview mit dem LW. „Das Argument damals war, mit einer anderen Kandidatin seien die Frauen schon genug repräsenti­ert.“Aus Verärgerun­g trat Elisabeth Kox kurze Zeit später aus der CSV aus.

Nachdem die Regierung 1978 offiziell den Ausstieg aus den Atomkraftp­länen bekannt gegeben hatte, setzte sich Elisabeth Kox weiter gegen das Kraftwerk im benachbart­en Cattenom ein. Politisch engagierte sie sich bei Déi Gréng und trat zweimal als Kandidatin für die Chamberwah­len an. Zusammen mit ihrem Mann François Kox, einem Winzer und Landwirt, zog sie die elf gemeinsame­n Kinder groß. Diese sind in vielen Bereichen bekannt, als Winzer, Wissenscha­ftlerin, Kulturscha­ffender und eben Politiker.

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Foto: Jean Weyrich/LW-Archiv Sie war das Gesicht der Luxemburge­r AntiAtomkr­aft-Bewegung: Elisabeth Kox.

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