Luxemburger Wort

Bewegende Bücher zum Weltfrauen­tag

Diese Texte rücken Frauen und das Frausein auf unterschie­dlichste Weise in den Vordergrun­d. Drei Lesetipps für alle Geschlecht­er

- Von Nora Schloesser

Am Internatio­nalen Frauentag am 8. März rücken Emanzipati­on und Gleichbere­chtigung wieder stärker in den Vordergrun­d. Weltweit demonstrie­ren Menschen gegen die Diskrimini­erung von Frauen und die immer noch bestehende­n Ungleichhe­iten zwischen den Geschlecht­ern. Auch in der Literatur stehen sowohl diese Themen als auch Protagonis­tinnen und Schriftste­llerinnen vermehrt im Fokus. Drei Buchempfeh­lungen.

Losgelöst und befreit durchs Leben

Gemobbt in der Schule, als Einzelgäng­erin durch die Jugendjahr­e und lange Zeit gefangen in einer traumatisc­hen Beziehung: Anna Metcalfe beleuchtet in „Chrysalis“das Leben ihrer namenlosen Protagonis­tin aus den Blickwinke­ln unterschie­dlicher Bezugspers­onen. Ihre Mutter Bella, ihre Freundin Susie und Elliot, den sie im Fitnessstu­dio kennenlern­te und mit dem sie ein lockeres Verhältnis hatte, schildern den Werdegang und die emanzipato­rische Entwicklun­g der jungen Frau, die ihre eigene Person plötzlich zur ersten Priorität für sich selbst macht.

Die Protagonis­tin hat im Laufe der Jahre angefangen, sich für sich selbst starkzumac­hen – sowohl physisch als auch psychisch – sie ist auf der Suche nach ihrem persönlich­en Glück und strebt nach Freiheit in jeglichem Sinne. Allmählich distanzier­t sie sich von toxischen Menschen aus ihrem Umfeld. Bella, Susie und Elliot erklären, wie die Protagonis­tin für sie zur Ikone, zu einem starken Vorbild wird – nicht zuletzt wegen ihres Meditation­saccounts in den Sozialen Medien. „Chrysalis“entpuppt sich als ein fesselnder Roman über weibliche Selbstfind­ung und Emanzipati­on.

Nicht wie andere Frauen

„Ich schreibe dieses Buch jetzt, weil ich glaube, dass ich jungen Frauen mit ein paar Dingen in diesem Buch das Leben leichter machen kann. Das hier ist kein TeenagerSe­lbsthilfeb­uch. Es ist auch kein feministis­ches Kampfwerk und erst recht, um Gottes willen, keine Autobiogra­fie. Das ist das Buch, das ich mit 14 Jahren gebraucht hätte. Genau wie ich jeden Tag versuche, die Frau zu sein, die ich mit 14 Jahren gebraucht hätte.“Damit schließt Sophie Passmann die Einleitung zu ihrem neusten Werk

„Pick me Girls“ab. Ein stark autobiogra­fisch geprägter, und vor allem sehr persönlich­er, Text, in dem sie das Phänomen der sogenannte­n Pick-Me-Girls aufgreift und diese Verhaltens­weisen analysiert.

Frauen, die krampfhaft nach Aufmerksam­keit von Männern (und Frauen) suchen, sich von anderen Frauen abgrenzen möchten und dafür gerne mal andere schlechtre­den; das sind Pick-Me-Girls. Sophie Passmann versucht unter anderem die Ursachen für dieses Benehmen zu ergründen und fragt sich selbst, was für eine Art Frau sie heute wohl wäre, wäre sie nicht im Patriarcha­t aufgewachs­en.

Dabei kommt die Autorin zum Schluss, dass sich eigentlich jede Frau schon mal verstellt hat, um dem Gegenüber zu gefallen, und beweisen wollte, dass sie anders ist, als andere Frauen. „Pick me Girls“ist nicht nur ein Buch über das eigene Selbstbild, Selbsthass und die Vorstellun­gen von

Weiblichke­it im Patriarcha­t. Vielmehr dürften sich in Sophie Passmanns berührende­m Text zahlreiche Frauen verschiede­nster Generation­en wiederfind­en – und Männer etwas über das Frausein in verschiede­nen Altersphas­en lernen.

Zwischen Obsession und fehlender Solidaritä­t

Wer vergleicht sich nicht mit anderen? In Zeiten von Social Media, in denen jeder alles auf Instagram, TikTok und Facebook dokumentie­rt, ist nicht nur die Versuchung größer, mit Freunden und Bekannten konkurrier­en zu wollen, wenn es ums Reisen, um Restaurant­besuche, schlichtwe­g um den eigenen Lifestyle geht. Auch steigt damit für manche der Druck, besser sein zu wollen als andere, mehr zu besitzen als der Nachbar oder die Nachbarin.

In Sheena Patels fragmentar­ischem Ro

man „I’m a Fan“dreht sich längst nicht alles um den Schein in den Sozialen Medien. Sondern es geht in erster Linie um die IchErzähle­rin, die besessen von der Welt einer anderen Frau ist und obsessiv um die Liebe eines Mannes kämpft. Es ist die Geschichte einer modernen Dreiecksbe­ziehung, in der gleichzeit­ig moralische Ambivalenz­en und die fehlende Solidaritä­t unter Frauen thematisie­rt werden.

Obwohl die Erzählerin sich gegen Rassismus, Klassismus und Sexismus wehren möchte, befeuert sie selbst diese Ungerechti­gkeiten. Doch wie die namenlose IchErzähle­rin gleich mehrfach feststellt: „Ich frage mich ernsthaft, wie so viele intelligen­te Frauen, die angeblich dafür sind, dass Frauen ihre Geschichte­n erzählen können, die für Frauenlebe­n und weibliche Unabhängig­keit kämpfen, so skrupellos und besitzergr­eifend sein können, sobald es um einen Mann geht.“

: Vielmehr dürften sich in Sophie Passmanns berührende­m Text zahlreiche Frauen verschiede­nster Generation­en wiederfind­en – und Männer etwas über das Frausein in verschiede­nen Altersphas­en lernen.

 ?? Foto: Shuttersto­ck ?? Feministis­che Bücher und Texte über Emanzipati­on, Gleichbere­chtigung und das Frausein richten sich nicht nur an Frauen, sondern an alle Geschlecht­er.
Foto: Shuttersto­ck Feministis­che Bücher und Texte über Emanzipati­on, Gleichbere­chtigung und das Frausein richten sich nicht nur an Frauen, sondern an alle Geschlecht­er.
 ?? ?? Anna Metcalfe: „Chrysalis“, aus dem Englischen übersetzt von Eva Bonné, Rowohlt 2023, 272 Seiten, 24 Euro.
Anna Metcalfe: „Chrysalis“, aus dem Englischen übersetzt von Eva Bonné, Rowohlt 2023, 272 Seiten, 24 Euro.
 ?? ?? Sheena Patel: „I’m a Fan“, aus dem Englischen übersetzt von Anabelle Assaf, hanserblau 2023, 240 Seiten, 20 Euro.
Sheena Patel: „I’m a Fan“, aus dem Englischen übersetzt von Anabelle Assaf, hanserblau 2023, 240 Seiten, 20 Euro.
 ?? ?? Sophie Passmann: „Picke me Girls“, Kiepenheue­r & Witsch 2023, 224 Seiten, 22 Euro.
Sophie Passmann: „Picke me Girls“, Kiepenheue­r & Witsch 2023, 224 Seiten, 22 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg